9) Ison - Geschichten

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Mit geweiteten Augen starrte er Leysor an. Ein irres Lächeln zog sich über sein Gesicht, als er seine Augen über die versammelten Kinder gleiten ließ. Keiner von ihnen verzog seine Miene. Eiskalt lief es ihm den Rücken herab. Er war ein Prinz. Doch nicht nur das. Ein Schauer durchzog ihn, als plötzlich die Erinnerungen an die Erzählungen seiner Mutter zurückkehrten. Er musste hier herauskommen. Wie hatte er das übersehen können, und so ignorant sein können. „Weg.." hauchte er, und sprang in Richtung der Tür. Mergon und Purell die vor ihr standen und ihn alarmiert beobachteten fingen ihn in der Luft ab. Er strampelte und verlor jeden klaren Gedanken. Seine Flucht war das einzige woran er nun denken konnte. Plötzlich spürte er einen festen Griff an seiner Schulter den er nicht abzuschütteln vermochte. Hektisch warf er den Kopf herum, und sein Blick verfing sich in den magentafarbenen Augen des Mädchens das ihn fest anschaute. Langsam beruhigte sich seine Atmung als er die feinen Züge des Mädchens mit den Augen verfolgte. Doch er vermutete dass seine Beruhigung nicht nur daher stammte. Nicht wissend ob er wütend oder dankbar sein sollte fuhr er zu Leysor herum, und richtete ein gepresstes „Danke." An ihn. Leysor trat einen Schritt näher. Im Gegensatz zu den restlichen Anwesenden war seine Miene völlig ruhig. Ernst blickte er Ison in die Augen, und fragte, „Ison, was ist los. Ich spüre dass es nicht das Wissen dass du ein Prinz bist dich so aus der Fassung geraten hat lassen." Ison setzte soeben zu einer Antwort an als er vernahm wie eine Stimme ihn unterbrach. „Ison, kannst du mich jetzt bitte loslassen..." Verwirrt blickte er neben sich, und sah, dass er seine Fingernägel tief in die Hand des Mädchens gebohrt hatte, die sie auf seine Schulter gelegt hatte. Schockiert riss er seine zuckende Hand zurück, und starrte zitternd das Blut auf ihr an. Ein unerträglicher Schmerz in seiner Brust ließ ihn auf seine Knie sinken. Seine Augen wurden weiß als er sich langsam auflöste. Er blickte kraftlos an sich herab, und gleißend weißes Licht strömte aus seinem Körper hinaus in den Körper des Mädchens. Seine Panik verlieh ihm die Kraft sich wieder unter Kontrolle zu bekommen als sich plötzlich der Zeitfluss um ihn sich verschnellerte. Er hatte nicht bemerkt dass er alles langsamer wahrgenommen hatte bis seine Sinne nun wiederkamen. Er ließ sich schwach in den Armen seiner Freunde wegtragen, die vielen besorgten Blicke ignorierend, die ihm sonst die Knie weich werden ließen.

Als er erwachte befand er sich auf seinem Bett. Leysor saß ein Buch lesend neben ihm. Sei Blick zuckte schnell zu Ison, und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem erleichterten Lächeln als er sah dass Isons Augen geöffnet waren. „Ison? Wie geht es dir?" Dieser richtete sich stöhnend auf, wobei er einmal beinahe unter seinem Gewicht wieder fiel. Leysor beobachtete dies mit der Wachsamkeit eines Adlers. Seine zusammengekniffenen Augen verfolgten jede Isons Regungen, ähnlich der Art in der er ihn den ersten Tag angeblickt hatte. Ison starrte mit weit geöffneten Augen zurück, einerseits beleidigt dass Leysor ihm nicht vertraute, andererseits fand er insgeheim dass Leysors Misstrauen nach seinem Verhalten am gestrigen Abend berechtigt war. Er seufzte, und erklärte: „Leysor, du musst mir zuhören ohne mich zu unterbrechen, ok? Egal was ich sage." Leysor nickte ernst, und bedeutete ihm weiterzureden. „Also, als ich klein war, erzählte mir meine Mutter oft Geschichten. Eine davon hieß „Der Meister des Todes". Sie erzählte die Geschichte eines Prinzens, der gerade erst sechzehn Sommer gesehen hatte. Er sollte demnächst auf einem großen Ball eine Frau wählen. Nur kam es niemals zu diesem Ball. Während der alte König das Königreich in dem Glauben ließ, dass sich der Ball nur etwas verschob, da der Prinz schwer erkrankt war, war er in Wahrheit nicht auffindbar. Der König sammelte daraufhin seine treuesten und tapfersten Krieger, und schickte sie auf die Suche nach seinem Sohn. Nach einer langen Zeit fand einer der Soldaten ihn, nur war er nicht alleine. Vor 1 Jahr, als der Prinz erst verschwand, hatte er sich in eine junge Prinzessin aus einem anderem Königreich verliebt. Diese war von ihrem Vater dazu angestiftet geworden den Prinzen zu verführen, damit sie Informationen über dessen Armee aus ihm herauslocken könnte. Was jedoch keiner hätte voraussehen hätte können war, dass sich die Prinzessin wirklich in den Prinzen verliebte, und dieser Liebe entstand ein Kind. Der Soldat nahm die junge Familie fest, die sich unter anderem Namen in einem kleinen Dorf versteckt hatte, und führte sie vor den König. Dieser war wütend, so wütend dass er der Prinzessin mit einer Peitsche den Rücken zerschlug und sie daraufhin mit ihrem kleinen Sohn in den Eiswald aussetzte. Das Dorf in dem sie sich versteckt hatten wurde samt all seiner Einwohner verbrannt, zusammen mit dem Soldaten der sie entdeckt hatte um alle Spuren zu zerstören. Den Prinz sperrte er jahrelang in das Schloss, und zwang ihm zu Unterricht wann immer er nicht schlief oder aß. Damit hätte die Geschichte enden können wenn der König von den Plänen des Meister des Todes, dem Vater der Prinzessin gewusst hätte. Denn dieser plante mithilfe des kleinen Jungens die Herrschaft über beide Reiche zu erringen." Leysor starrte ihn gebannt an. „Warte...welches Königreich? Welches ist deine andere Herkunft?" Ison sah ihm Ernst in die Augen. „Es tut mir leid, Leysor. Ich wusste bis heute nicht dass Königreiche abgesehen von Isa existieren." Leysor stand genervt auf. Doch Ison konnte seinen Augen Sorge ansehen. „Er verwendet uns um die Königreiche unter seiner Macht zu vereinen, nicht wahr? Wir sind sowohl die Thronfolger als auch die perfekten Waffen, da wir Energie speichern können. Wir müssen flüchten." Er ballte seine Fäuste als er dies entschlossen entschied. Ison konnte sich ihn gut als den Führer eines Königreichs vorstellen, doch er? Als er überlegte fiel ihm ein dass er auch der Erbe eines anderen Königreichs sein musste...Außer er hatte einen älteren Halbbruder. Eine Erkenntnis traf ihn auf einmal. Leysor könnte sein Bruder sein! Verblüfft starrte er Leysor an. „Leysor," fragte Ison mit einem leuchten in den Augen „Wie viel älter als ich bist du?" Dieser schaute ihn verstehend worauf er hinauswollte mit geweiteten Augen an. „Zehn Monate..." Seine Stimme verlor sich. Die beiden starrten sich glücklich an. Doch Leysors Lächeln verschwand. „Ison...Mein Großvater ist im Palast, selbst wenn er sich hier getarnt hätte wäre seine Abwesenheit im Palast aufgefallen...Außerdem konnte meine Mutter nach mir keine Kinder mehr bekommen..." Betreten und traurig starrten die beiden auf den Boden. Eine Weile verweilten sie so, still, als Leysor wieder etwas ermutigt sagte: „Aber trotzdem, entweder Purell oder Mergon sind deine Brüder, das ist doch toll!"

Das Blut des EisesWhere stories live. Discover now