2) Ison - Die Kinder des Waldes

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Verwirrt folgte er dem Mann, den er in seinen Gedanken als „Den Druiden" abgespeichert hatte. Er rekapitulierte noch einmal das soeben Geschehene in dem verzweifelten Versuch zu verstehen was eben passiert war, und gleichzeitig nicht über jede einzelne Wurzel am Boden zu stolpern. Der Druide hatte ihm eben erklärt dass er sein Großvater war....soweit so gut, dass konnte er mit einem kleinen Schock verkraften...und eine gewisse Ähnlichkeit konnte er dem Greis und seiner Mutter schon zugestehen: Sie besaßen ein identisches rätselhaftes Lächeln, aus dem er nie ganz schlau geworden war.

 Danach hatte er ihn als sein Großvater dazu gebeten seine Schützlinge, die Kinder des Waldes zu betreuen, da er bereits alt war. Diesen Gefallen musste er ihm doch zugestehen, oder? So stolperte er vor sich hin, sich wünschend er besäße auch einen Stab wie dem, auf den sich sein Großvater stets stützte. Sie folgten immer weiter einem schmalen Pfad, den man ohne ihn zu kennen nicht als Pfad erkennen konnte. Sie drangen immer weiter vor in den Wald, bis Ison den ihm bekannten Eiswald verließ. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit, dass er nicht abzuschütteln vermochte.

Als sie schließlich an ihrem Ziel ankamen, merkte Ison es erst nicht. Wie sollte er auch, wenn es sich weit über ihren Köpfen in den Wipfeln eines mächtigen Baumes befand? Erst als der Blick seines Großvaters den für den Eiswald typisch bläulichen Stamm hochblickte, entdeckte auch er es: Durch die smaragdgrüne Blätterpracht schauten stets Ecken und Kanten eines übergroßen Baumhauses hervor, das offensichtlich immer wieder um Abteile vergrößert worden war, wie man durch die verschiedenen Zustände des teilweise bereits vermoosten Holzes erkennen konnte. Hatte er erst nicht verstanden wie sie nun zum Eingang der besonderen Behausung kommen sollten, erspähte er nun ein paar Strickleitern die den Baum hinabhingen. Man könnte sie im Falle eines Angriffes schnell nach oben ziehen um Feinde daran zu hindern in das Baumhaus einzudringen, schoss ihm durch den Kopf.

 Gemeinsam kletterten sie die Leitern nach oben, wobei ihn die jugendliche Kraft seines Großvaters überraschte. Oben angekommen stand er auf einer hölzernen Veranda, an deren Rändern morsche Zäune befestigt waren, die jedoch nicht ernsthaft jemanden vom Stürzen bewahren konnten. Als er durch die Tür trat, die bei näherer Betrachtung jedoch eher ein Türrahmen war sprangen ihm sofort ein dutzend Kinder entgegen die ungefähr in seinem Alter sein mussten entgegen. „Seht, ein Neuer!" rief eines der Kinder und deutete dabei auf Ison, dem unter den Blicken all der Kinder mulmig wurde. Zu seinem Glück trat nun der Druide hervor, und sofort sprangen alle Kinder in eine Linie. Beeindruckt blickte Ison auf, doch sein Großvater war bereits unbeeindruckt vorangeschritten. Ison stolperte ihm unbeholfen hinterher, vorbei an der Linie der vorher noch so neugierigen Kinder, deren Blick nun starr nach vorne gerichtet war. Als er nun plötzlich von jemandem angesprochen wurde musste er seinen Blick erst von den Kindern wegreißen, die wie versteinert wirkten.

 „Ison, ist alles ok mit dir fragte mich eine Stimme. Er blinzelte. „Ähm ja, ja, 'Tschuldigung..."sprach er schnell. „Na dann," sagte der Jugendliche der etwa zwei Jahre mehr Existenzzeit als er selbst haben musste skeptisch, „Folg mir doch. Wir werden uns ab jetzt ein Zimmer teilen." Mit einer respektvollen Verbeugung entfernte er sich von meinem Großvater, und auch Ison brachte ein schnelles Nicken zustande bevor er seinem Zimmernachbern hinterhereilte. Die Gänge waren erstaunlich lang und breit dafür, dass sie sich noch immer in einem Baumhaus befanden. Als sie schließlich vor einer Tür am Ende des Ganges stehen blieben fragte Ison:" Also...Wie heißt du?" Interessiert blickte der Junge Ison an. „Leysor, und du bist Ison, nicht wahr?" „Ja, dass stimmt." Entgegnete Ison verwundert. Man musste ihm seine Verblüffung angesehen haben, denn Leysor erklärte darauf dass hier alle seinen Namen kennen würden, da er der Enkel des Meisters war. Ison verstand dass er mit Meister nur seinen Großvater meinen konnte, und fragte sich insgeheim ob ihm hier daher eine bessere Stellung zukam.

 Er wunderte sich ebenfalls über das Verhalten seines Großvaters: Er hatte erwartet dass er vielleicht Zeit mit ihm verbringen wollte, oder so. Er selbst wünschte sich das nicht, doch es enttäuschte ihn dennoch ein wenig, dass sein Großvater ihn nur als eine Arbeitskraft sah. Oft war er mit seiner Mutter in das Dorf Isaula gegangen, um dort einmal im Jahr Versorgung zu erstehen, die es im Eiswald nicht gab, oder verkauften Überschüsse um das nötige Geld dafür zu erhalten. Dort hatte er immer gesehen wie Kinder im Garten mit ihren Großeltern gesessen waren und ihren Geschichten gelauscht hatten. Stets hatte er sich gewünscht eines dieser Kinder sein zu dürfen, doch als er nach seinen Großeltern gefragt hatte, war seine Mutter immer abweisend gewesen. Nun hätte er ohne das plötzliche Auftauchen des Druiden wohl nie erfahren wer seine Großeltern waren.

 Er schreckte aus seinen Gedanken als Leysor die Tür öffnete, und war erst einfach nur erstaunt. Es war ein riesiges rundes Zimmer mit zwei wunderbaren Betten die mit Pölstern reichlich bestückt waren. Auf der rechten Seite des Zimmers befand sich ein Schwimmbecken, dass einem natürlichen Teich erinnerte und durch einen kleinen, sich einen Stein hinunterwindenden Wasserfall ständige Wasserzufuhr erhielt. Fast kam es ihm unwirklich vor dass dies alles auf dem Baum sein sollte auf den er mit seinem Großvater gestiegen war. Mit einem schnellen Blick aus dem Fenster verstand er jedoch dass sich das Baumhaus über zahlreiche Hängebrücken und Durchgänge auf zahlreiche andere Bäume erstreckte. Bewundernd blickte er sich erneut um. Im Zimmer war alles grün gehalten, und sollte wohl natürlich wirken. Er schritt langsam auf das Bett zu das augenscheinlich ihm gehörte, da in dass dunkle, gewundene Fichtenholz des Gestells sein Name in kunstvollen Buchstaben geschnitzt war.

 Als er sich darauf fallen ließ blickte er zu Leysor, den er die ganze Zeit nicht beachtet hatte. Dieser stand immer noch im Türrahmen und beäugte ihn. Hatte er im ersten Moment gedacht Abneigung in seinem Gesicht lesen zu können, so erkannte er nun eher Verwunderung. „Was?" fragte Ison unsicher was Leysor von ihm hielt. „Nichts, es ist nur dass ich dich mir anders vorgestellt habe." Mit diesen Worten ging auch er auf sein Bett zu und hörte nicht damit auf Ison belustigt anzuschauen. Langsam wurde Ison jedoch wütend, und drohte:" Wenn du mir nicht bald sagst was du hast dann..." „Ja, was dann?" fragte Leysor, und runzelte die Stirn als ob er fieberhaft überlegte. Nun starrten sich die Beiden an, Ison verärgert und Leysor konzentriert. Unerwarteterweise verzog Leysor die Mundwinkel in ein Grinsen und fing an zu lachen. Als Ison nicht reagierte, beruhigte er sich wieder, und erneut trat eine unangenehme Stille ein, und angestrengt versuchten sie nun beide dem anderen Böse zu sein. Als sie jedoch wieder Augenkontakt herstellten brachen beide in unkontrolliertes Gelächter aus das bis zu den anderen Schlafsälen tönte.

What does'nt kill you makes you stronger :)

Das Blut des EisesHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin