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A R I Z O N A

Ich hatte gestern den ganzen Tag nichts von Michael gehört und auch seine Mutter hatte sich nicht gemeldet. Wo war er bloß? Es passte nicht zu Michaels Art einfach zu verschwinden ohne irgendjemanden bescheid zu geben. Ich dachte wirklich ich hätte jemanden gefunden, der mich so akzeptierte wie ich bin, der mir helfen wollte, aber ich hatte mich geirrt.

"Baby, you have to go to school", teilte mir meine Mutter mit, da ich noch immer nachdenklich im Bett lag ohne überhaupt nur ein Auge zugetan zu haben.

"I don't feel very fine", sagte ich ihr, was ja auch stimmte.

"You have to go to school"

Vielen dank auch Mum.

Um sie nicht noch mehr zu verärgern stand ich schließlich doch auf und machte mich fertig für die Schule.

Ob Michael wieder zurück sein wird? Ob er mir wohl erklären wird, warum er einfach so abgehauen ist und warum er sich nicht gemeldet hat?

Auch wenn ich überhaupt keine Lust hatte zur Schule zu gehen, die Fragen die mir im Kopf schwirrten waren zu verlockend, um zu Hause zu bleiben.

"Are you ready?", rief mir meine Mutter von unten zu und ich schnappte mir meine Schultasche. Danach lief ich die Treppen hinunter und fand meine Mutter in der Küche vor.

"Here is your lunch", sagte sie und reichte mir eine blaue Jausenbox, die voll gefüllt mit Essen war. Auch wenn ich nichts davon anrühren würde, weil es nicht in meinen Diätplan passte, steckte ich es in meine Tasche und bedankte mich bei meiner Mutter dafür.

Mein Vater brachte mich mit dem Auto zur Schule und wünschte mir viel Spaß. Er hatte ja keine Ahnung, wie viel Spaß ich dort hatte, nur ging der Spaß immer auf meine Kosten.

"Bye Dad."

"Bye princess."

Ich mochte es, wenn er mich so nannte, so kam ich mir wenigstens einmal am Tag geliebt vor.

Als ich Michaels Wagen auf seinem gewöhnlichen Parkplatz stehen sah machte mein Herz einen Sprung. Er war zurück.

Ich berührte sein Auto, um auch wirklich zu spüren, dass es da war und ich es nicht nur träumte.

Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass ich mich wirklich in der Realität befand stürmte ich in das Schulgebäude und rannte in meine Klasse. Schnell betrat ich den Raum und sah sofort Michael auf seinem Platz sitzen.

"Michael", sagte ich erleichtert, jedoch etwas zu laut, da sich alle Köpfe sofort in meine Richtung drehten, auch Michaels.

"Oh look your fat cow is back Michael", sagte Jacob und alle anderen lachten, bis auf Michael.

Kurz konnte ich die Wut in seinen Augen erkennen, doch er tat nichts, absolut garnichts. Er sagte Jacob nicht wie sonst auch, dass er seine Klappe halten sollte, nein er tat garnichts, saß nur stumm da und starrte den Boden an.

"Michael?", flüsterte ich leise und ee zuckte kurz zusammen, sah mich aber nicht an.

"He won't help you this time. He just played with you", sagte Jacob und seine Worte trafen mich mitten ins Herz.

Michael hatte mir das alles nur vorgespielt? Er mochte mich garnicht? Er wollte mir nie wirklich helfen? Das konnte doch nicht wahr sein.

"Tell her Clifford!", forderte ihn Jacob heraus und ich betete, dass Michael mir jetzt helfen würde.

"Leave me alone, forever. Fat cow", bei den letzten beiden Wörtern senkte er sowohl seine Stimme als ich auch seinen Kopf. Ich konnte nicht fassen, was ich da soeben gehört hatte. Er hatte mich tatsächlich fette Kuh genannt, so wie alle anderen auch. Gerade er, der wusste, dass ich nichts für mein Gewicht konnte, ich war krank. Ich dachte er verstand mich, ich dachte er mochte mich, doch das war alles nur erstunken und erlogen.

Arizona ✿ m.c   ✔Where stories live. Discover now