Two

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A R I Z O N A

Nachdem ich Michael alle Einzelheiten über meine Krankheit erzählt hatte waren fast zwei Stunden vergangen. Er hörte mich aufmerksam zu, versuchte mich zu verstehen und gab mir das Gefühl, dass er an meinem Leben teilhaben wollte, nicht so wie alle anderen, die mich nur oberflächlich bewerten und als fett und nutzlos abstempelten.

"Look, I think I need a bit of time no to recognize everything you have said to me, but I promise you that I will help you through this", sagte Michael und ein kleiner Funke Hoffnung in mir entflammte. Vielleicht gab es doch noch Menschen auf dieser Welt, die dich so akzeptieren wie du bist.

Nach seinen Worten verabschiedete er sich von mir mit einer Umarmung und ich hatte das erste mal seit Jahren wieder das Gefühl akzeptiert und gemocht zu werden. Ich sah ihm von meinem Fenster aus noch nach, bis er aus meiner Sichtweite verschwunden war.

Zufrieden vollendete ich noch meine Hausaufgaben und packte meine Sachen für den morgigen Schultag zusammen. Das Abendessen verlief ziemlich ruhig, da mein Vater wieder einmal Nachtschicht hatte und meine Mutter nie wusste, wie sie mit mir umgehen sollte.

"Michael looks like a nice guy", versuchte sie dann aber doch noch ein Gespräch zu beginnen. Ich lächelte leicht in mich hinein und antwortete ihr dann: "Oh yeah, he is really nice and I think we could get good friends."

Bei dem Wort Freunde bildete sich ein Funkeln in ihren Augen, da ich wusste, dass sie sich nichts sehnlicher wünscht, als das ihre missglückte Tochter endlich Freunde fand.

Zum ersten Mal seit langem verspürte ich nicht diesen Heißhunger, der mich dazu verführte viel zu große Mengen an Essen in mich hineinzustopfen. Nach einer normalen Portion Pasta war mein Hunger gestillt und ich ging zufrieden zurück in mein Zimmer. Meine Mutter hinterließ ich mit einem verwirrten Blick, da sie es nicht gewohnt war mich so wenig essen zu sehen.

Ich war stolz auf mich und konnte seit langem wieder lächeln. Es war keines dieser gefakten Lächeln wie die tausenden davor, nein es war echt. Ich schnappte mir frische Unterwäsche und meinen Pyjama und ging damit ins Badezimmer. Ich entledigte mich meiner Kleidung und betrachtete mich im Spiegel. Ich hatte keine Traumfigur und das wusste ich auch, nein, meine Oberschenkel waren so breit, wie zwei einer dünnen Frau und mein Bauch war ebenfalls nicht flach.

Kritisch betrachtete ich jede Stelle meines Körpers und versuchte etwas an mir zu finden, dass ich mochte. Nichts fand ich, so wie immer. Betrübt über mein Spiegelbild stieg ich in die Dusche und lies das heiße Wasser auf mich herab laufen. Ich schloss die Augen und genoss diesen Moment einfach. Ich versuchte alles um mich auszuschalten und konzentrierte mich nur auf das Plätschern des Wassers. 

Ich hatte das Wasser immer schon bewundert. Es konnte kalt, aber auch heiß zugleich sein. Es war unberechenbar. Es konnte in sanften Wellen kommen, aber auch mit großen Wellen, die dich hinunterziehen konnten. Es hatte eine beruhigende Art, aber auch eine dunkle Seite, die dir den Atem wortwörtlich rauben konnten.

Als ich mir meine Haare fertig gewaschen hatte und auch eine gründliche Körperreinigung vollbracht hatte stieg ich aus der Dusche und ein kalter Schauer klatschte mir entgegen. Selbst wenn es im Badezimmer dampfte, war es immer noch sehr viel kühler als in der Dusche selbst. Ich wickelte mir ein Handtuch um mein Becken und bürstete meine Haare. Sie hatten eine leicht rötliche Farbe, die beim letzten Frisörbesuch leider missglückte. Sie sollten dunkelbraun werden, doch eine Haare hatten sich anders entschieden. Zuerst störte es mich etwas, doch nun begann ich sie zu mögen, vorallem da Michael seit kurzem ebenfalls die Haare rot trug. 

Nachdem ich mit meinen Haaren fertig war, schlüpfte ich in frische Unterwäsche und zog mir meinen Pyjama über. Ich steckte den Stecker meines Föhns in die Steckdose und begann damit meine Haare trocken zu föhnen. Da meine Haare sehr lang waren, brauchte ich mindestens eine Viertelstunde bis sie annähernd trocken waren. Danach stellte ich die Temperatur kälter und lies mir die kalte Luft ins Gesicht blasen. Dies tat ich öfters, da es mich an die Models in den Fernsehwerbungen erinnerte und ich ich auch einmal schön fühlen wollte.

Arizona ✿ m.c   ✔Where stories live. Discover now