6: Dienstag, 22: 30 Uhr

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Die Familie war schnell vorbeigezogen und wir stiegen ins Auto. Ich fuhr uns auf die Autobahn und von da aus nach ein paar Minuten wieder ab auf einen Feldweg. Valeria und ich mussten uns genau einprägen, wo wir heruntergefahren und wieder hinauffahren würden, denn schon hier hatte ich keine Ahnung mehr, wo wir uns befanden.

Wir fuhren also von der Autobahn ab, Bad Sasselsdorf oder so hieß das hier. Und ich wollte gerade in einen Feldweg abbiegen, als Valeria Stopp rief. Sofort drückte ich auf die Bremse, wir wurden in die Gurte geschleudert.
„Was?", genervt sah ich sie an, „Hältst du es nicht mehr aus?"
Sie verdrehte die Augen. „Nein, sieh doch!"
Auf der Straßenseite rechts von uns hatte ein Mann aufgesehen. Er war mir nicht aufgefallen, da er dunkle Haut hatte und dunkle Klamotten trug, was in der Nacht ziemlich irritierend war.
Bevor ich sie davon abhalten konnte, ließ Valeria schon das Fenster runter.
„Hey!"
Der Mann zog die Brauen zusammen und sah sie verwirrt an.
Eilig drehte ich mich nach hinten und nahm mir das Erstbeste, was ich finden konnte. Dann schaltete ich das Licht oben an der Decke an und drehte es in Valerias Richtung, bevor ich mich nach unten beugte und unter dem Lenkrad herumspielte.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie der Mann kurz zusammenzuckte und blinzelnd versuchte an dem Licht vorbeizusehen.
Er gab auf und blickte zu Valeria. „Alles in Ordnung?"
„Nein. Wir brauchen einmal dein Handy"
„Pff, mit Sicherheit"
„Die Schwester meiner Mutter bekommt gerade ihr Baby und wir haben uns verfahren!", fauchte sie ihn direkt an. Er versuchte erneut in meine Richtung zu sehen, es funktionierte erneut nicht richtig. Doch lange würde das nicht so gehen.
„Okay, was willst du?"
„Gib her", sie packte einfach nach dem Handy. Der Mann beschwerte sich, doch als er bemerkte, dass ich nicht losfuhr, ließ er sie tippen.
„Ihr wollt nach...", er lehnte sich in ihre Richtung, doch sie zog das Handy weg, „Warte!"

Dann öffnete Valeria das Handschuhfach, nahm einen Stift und begann irgendetwas in die Karte einzuzeichnen. 

„Pass auf, der Stift verschmiert!", bemerkte ich in dem Moment, sie hob ihr Handgelenk ab. Nach weniger als einer Minute reichte sie dem Mann das Handy wieder. Hoffentlich hatte sie den Tab geschlossen. 

Er sah von dem Handy auf. „Was hast du jetzt gesucht?"

„Soest", meinte sie in dem Moment, „Danke", dann schob sie die Scheibe hoch. Der Mann sah sie verwirrt an, doch ich trat einfach aufs Gas und beeilte mich einen anderen, weiter entfernten Feldweg zu finden. 

Wütend knipste ich das Licht aus und zog mir den hässlichen, alten Schal, den ich im Fußraum gefunden hatte, vom Hals. „Spinnst du?", fuhr ich Valeria an, „Du kannst ihn doch nicht einfach hier rein sehen lassen!"

Sie stöhnte auf. „Tut mir leid, habe ich nicht dran gedacht. Dafür habe ich jetzt die schnellste Route nach Belgien, Lüttich. Das schien mir ein geeigneter Platz zu sein, war groß und dick geschrieben. Von da aus suchen wir uns einen Zug, okay?"

Ich funkelte sie immer noch an. „Das sprichst du das nächste Mal mit mir ab, okay? Wenn der mich erkannt hätte, hätte er Fragen gestellt, nachgesehen und irgendwann würde auch die Polizei merken, dass unser Kennzeichen sich verändert hat. Sie verfolgen jetzt ein rotes Auto. Ich meine, das müssten die eigentlich schnell raffen"

„Das heißt wir wechseln noch mal?"

Mit den Schultern zuckend hob ich den Schraubenzieher. „Ich habe ihn noch"

„Aber hilft uns das nicht irgendwie auch nicht weiter?", dachte Valeria laut. 

„Wieso?"

„Ich meine, wenn wir, sagen wir mal, das Kennzeichen, das wir jetzt haben. ist Kennzeichen B. Vorher hatten wir Kennzeichen A. Und die Polizei sucht Kennzeichen A an dem falschen Auto, dann suchen sie nach Kennzeichen B", ich nickte, „Und wenn wir noch immer Kennzeichen B haben ist das schlecht, natürlich. In der Zeit schrauben wir uns Kennzeichen C an. Aber wenn die das Auto mit Kennzeichen B finden, finden sie unseres ja auch. Das heißt wir müssen das anders machen. Wir müssen Kennzeichen C an ein anderes, unwichtiges Auto machen und uns dann Kennzeichen D anschrauben. Dann brauchen sie noch mal länger"

Ich nickte langsam. „Das heißt wir suchen uns zwei Autos aus und vertauschen deren Kennzeichen. Eines davon bekommt unseres und das was übrig bleib, nehmen wir dann?"

„Ja"

„Okay, meinetwegen. Wir sollten uns aber beeilen. Am besten nehmen wir das hier", ich bremste ruckartig vor dem ersten Haus, das hier stand. Valeria lehnte sich vor. „Kein Licht brennt, okay", dann stieg sie aus. Ich blieb sitzen und beobachtete die Straße und die Häuser um uns herum. Es war kurz vor elf, niemand blickte aus dem Fenster.

Bad girls got new adventuresWhere stories live. Discover now