KG 2 - Die Mondlose Nacht // SS 2 - The Moonless Night

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Es war an der Zeit. Die Sonne stand tief, der Horizont verblasste im Schwarz der eintreffenden Nacht. Die Bürger des kleinen Dorfes nahe dem Schloss warteten auf ihn... voller Angst. Sie hatten sein Territorium längst betreten, doch ahnten nicht, in welcher Gefahr sie schwebten. Ihr Flüstern wurde lauter, ihre zitternden Rufe flehender. Ihre Fackeln beleuchteten nur schwach, ihre verzerrten Gesichter. Alte und junge Frauen, gebrochene und starke Männer versuchten sein Tor zu zerschlagen.
Mit einem leidigen Lächeln sah er durch sein Fenster hinunter. Das Tor ging auf und der Mob erreichte die Burg. Nun waren sie in sein Reich eingedrungen und jeder von ihnen war dem Tode geweiht. Er schritt die pompöse marmorne Treppe hinunter und die Schleppe seines schweren Gewands folgte ihm schwerfällig,Stufe für Stufe. Die Dorfbewohner stießen gegen die große Tür, rannten um das Gebäude herum und suchten nach anderen Eingängen. Er konnte sie sehen.Er sah sie alle. Und dann starben sie. Alle.
Schneller als die Schatten, die das Licht der Fackeln warf. Schneller als das Menschliche Auge hätte sehen können. Die Raubtiere der Nacht, Gestalten, verdammt dazu weder den Tod noch das Leben zu erleben doch immer ihrer Gier zu erliegen.
Er schritt die Treppe weiter hinunter. Die schwere Eingangstür öffnete sich knarrend und gab den Blick frei auf das blutlose Gemetzel. Eine junge Frau zu seinen Füßen wimmerte und schien den Gestalten entgangen zu sein, doch sie war sein Abendmahl. Ihr Schrei zerriss die Stille der Nacht und er trank ihren süßen roten Lebenssaft bis auf den letzten Tropfen.Seine Tränen mischten sich mit dem Blut des jungen Mädchens in seinen Mundwinkeln und er sah hinauf indie wolkenlose Finsternis dieser grausamen Nacht.

It was about time. The sun was low, the horizon faded in the black of the incoming night. The citizens of the small village near the castle were waiting for him... in fear. They had long since entered his territory, but had no idea of the danger they were in. Their whispers grew louder, their trembling cries more pleading. Their torches lit only faintly, their distorted faces. Old and young women, broken and strong men tried to smash his gate.
With a painful smile he looked down through his window. The gate opened and the mob reached the castle. Now they had invaded his kingdom and every one of them was doomed to die. He walked down the pompous marble stairs and the train of his heavy robe followed him clumsily, step by step. The villagers bumped into the big door, ran around the building and looked for other entrances. He could see them. He saw them all. And then they died. All of them.
Faster than the shadows cast by the torches. Faster than the human eye could see. The beasts of the night, creatures condemned to live neither death nor life but always to succumb to their greed.
He stepped further down the stairs. The heavy front door opened creaking and opened the view of the bloodless slaughter. A young woman at his feet whimpered and seemed to have escaped the figures, but she was his supper. Her scream broke the silence of the night and he drank her sweet red lifeblood to the last drop. His tears mingled with the blood of the young girl in the corners of his mouth and he looked up into the cloudless darkness of that cruel night.

Short Storys // KurzgeschichtenWhere stories live. Discover now