Kapitel 8

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Delilah ließ ihre Lippen über die zarte Haut des Halses wandern, der zu dem Menschen unter ihr gehörte. Anfänglich berührten sie ihn nur leicht, doch sie konnte das Blut darunter spüren und sie merkte, wie ihr der Speichel im Mund zusammen lief und ihre scharfen Eckzähne, die für ihre Art typisch waren, hervorkommen ließ. Die Hände des Mannes, dem dieses vermutlich köstliche, Blut gehörte, wanderten über ihren Rücken und dabei ganz gezielt auch über den Reißverschluss ihres Kleides.

„Willst du mich beißen?", erklang seine Stimme und brachte sie damit dazu sich von seinem Hals zu trennen und ihn direkt anzusehen. Augenscheinlich musste ihm klar gewesen sein, woran sie gedacht hatte. Vielleicht war es aber auch einfach nicht das erste Mal, dass er sich mit einer Vampirin vergnügte. Wenn sie bedachte, wie bereitwillig er sich auf sie eingelassen hatte, lag diese Vermutung ziemlich nahe.
„Ja, das würde ich sehr gerne", erwiderte sie deshalb ehrlich, während ihre Mundwinkel sich hoben und damit ein Grinsen formten. Vielsagend leckte sie sich über die Lippen.
„Hauptsache du weißt, wann genug ist", für einen Moment klang der Dunkelhaarige ernst und sein Blick sagte ihr, dass er nicht darauf aus war in dieser Nacht in diesem Club durch sie seinen Tod zu finden.
„Keine Sorge, ich passe auf", antwortete sie daraufhin in beschwichtigendem Tonfall. Sie hatte auch nicht geplant in dieser Nacht die Kontrolle zu verlieren und jemanden umzubringen und sie zweifelte auch nicht daran, dass sich das schnell ändern würde. Denn auch wenn sie einen starken Blutdurst besaß und sich nur allzu gerne genau auf diese Art an menschlichem Blut bediente, hatte James ihr früh beigebracht, wie sie sich kontrollieren konnte. Das war eine der Sachen, bei denen sie nicht anders konnte, als ihm dafür dankbar zu sein. Auch, wenn sie es nicht gerne zugab.

Das schien ihm zu reichen, denn er legte den Kopf leicht schief und lud sie damit regelrecht dazu ein ihren Durst mit seinem Blut zu stillen. Ein Bild, das sie nicht ungern sah. Es verwunderte sie zwar, dass er es so bereitwillig tat – immerhin kannten sie sich gerade einmal eine Stunde und in dieser Zeit hatte sie es geschafft seinen Namen bereits wieder zu vergessen -, doch beschweren würde sie sich darüber keineswegs. Ganz im Gegenteil.

Sie beugte sich wieder runter, schlug ihre Zähne allerdings nicht direkt in sein Fleisch, wie er es augenscheinlich vermutet haben musste. Als er die Berührung ihrer Lippen auf seiner Haut spürte, hörte sie neben ihrem Ohr nämlich, wie er die Luft ausstieß, die er für einen Moment angehalten haben musste. Das Grinsen, das sich auf ihre Lippen geschlichen hatte, wurde ein wenig breiter. Es gefiel ihr, dass ihr das Vampirdasein in bestimmten Situationen eine Macht verlieh, nachdem sie sich als Mensch früher oft machtlos gefühlt hatte. Diese Verwandlung jedoch hatte ein paar Sachen verändert.

Nach einigen Sekunden vergrub sie die Zähne dann allerdings in seinem Hals und spürte wenige Sekunden später, wie langsam sein warmes, metallenes Blut in ihren Mund floss. Sie schloss ihre Augen für einen Moment und konzentrierte sich nur darauf. So saß sie einige Sekunden lang einfach nur da und trank sein Blut. Plötzlich drangen von links jedoch Stimmen an ihre Ohren, die sie erst zu ignorieren versuchte, doch ihr Gesprächsthema war es, das ihre Aufmerksamkeit auf sich zog und sie dazu brachte zu lauschen.

Ohne, dass sie ihre momentane Aktion unterbrach, warf sie einen Blick in Richtung der Bar, von der sie nur einige Meter entfernt auf einem der Sofas saß. Dort konnte sie zwei Männer entdecken. Einer von ihnen hatte sich auf einem Barhocker niedergelassen und führte immer wieder ein Glas an seinen Lippen. Neben ihm stand ein weiterer, der sich mit einem Ellenbogen auf die Oberfläche der Bar gestützt hatte und auf den anderen einredete. Beide waren zweifellos Vampire. Das verrieten ihr allerdings nicht nur die spitzen Zähne, sondern auch die Sache, über die sie sprachen.

„Und du glaubst das wirklich?", fragte der Mann, der an der Bar saß. Sein Blick verriet, dass er augenscheinlich daran zweifelte, was der andere ihm mitgeteilt hatte. Dieser wirkte hingegen völlig überzeugt und ein breites Grinsen hatte sich auf seinen Lippen ausgebreitet.
„Natürlich bin ich mir sicher. Ich habe es schließlich mit meinen eigenen Ohren gehört und sicher wird es nicht mehr lange dauern, bis ich es auch mit meinen eigenen Augen sehen darf", erwiderte er daraufhin und fuhr sich mit einer Hand durch sein schwarzes Haar, welches den perfekten Kontrast zu seiner hellen Haut bildete.

BloodlustWhere stories live. Discover now