Kapitel 4

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„Kannst du mal warten?", schnaufte Tyler atemlos und brachte James damit dazu einen Blick über seine Schulter zu werfen. Dadurch sah er seinen besten Freund, welcher hinter ihm herlief und ein trauriges Bild abgab.
„Kannst du mal schneller laufen?", erwiderte er daraufhin und grinste leicht, wurde dann aber trotzdem langsamer.
„Nein, kann ich nicht", war die Antwort, die er bekam, bevor Tyler komplett zum Stehen kam. Mit den Händen stützte er sich auf seine Oberschenkel und atmete schwer. Damit zwang er auch James stehenzubleiben.

„Erinnere mich daran nie wieder mit dir joggen zu gehen", sagte Tyler nach einigen Sekunden, in denen er nach Luft rang.
„Erinnere mich daran dich nicht mehr zu fragen, ob du mit mir joggen gehst", erwiderte er und lachte leicht: "Deine Kondition ist echt mies."
„Ist sie nicht", entgegnete sein Gegenüber und warf ihm einen bösen Blick zu: "Du läufst nur einfach zu schnell. Wenn ich alleine jogge, ist meine Kondition klasse."

Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Das zu glauben fiel ihm schwer. Und das, obwohl Vampire eigentlich von Natur aus über eine bessere Ausdauer verfügten, als normale Menschen. Sein Freund verbrachte seine Zeit aber eher in Club und umgab sich dort mit Frauen, anstatt Sport zu treiben. Momentan meinte James bei ihm allerdings eine Veränderung zu bemerken. Was genau sie verursacht hatte, konnte er sich aber nicht ausmalen.

Gegen Mittag hatte James seinen Freund angerufen und ihn gebeten mit ihm Joggen zu gehen und hier waren sie nun. Im Central Park und unterhielten sich über Tylers Kondition, während die kräftige Sommersonne auf sie hinab schien und die ganze Stadt leicht aufwärmte. Entgegen dem, was man sonst für gewöhnlich hörte, machte dies keinem der beiden Vampire etwas aus und damit stellten sie keine große Ausnahme aus. Schuld daran war der schlichte, schwarze Ring, den James an einem der Finger an seiner rechten Hand trug. Dabei handelte es sich aber nicht um ein normales Schmuckstück, welches man in jedem Laden kaufen konnte. Der Ring war ein Einzelstück und mit Magie dazu gebracht worden ihn vor der Sonne zu schützen, solange er ihn trug. Daran, was mit ihm geschehen würde, wenn er ihn mitten am Tag abnehmen würde, wollte er gar nicht erst denken.

„Können wir in meinem Tempo weiter laufen?", fragte Tyler nach einigen Sekunden, in denen er wieder zu Atem gekommen war.
„Ja, können wir", gab er dann mit einem Nicken nach. Die Hauptsache für ihn war, dass es weiter ging. Das war aber nicht der einzige Grund gewesen, weshalb er seinen Freund gefragt hatte, ob er Zeit mit ihm verbringen wollte. Tatsächlich hatte er einen Hintergedanken gehabt, mit der er aber nicht einfach so hatte herausrücken können.

Es war ein Tag vergangen seitdem er in der U-Bahn von Howard erfahren hatte, dass Preston Kingsley vorhatte die Macht über den Untergrund an sich zu reißen und nach Delilah gefragt hatte. Vielleicht war es dumm gewesen überhaupt nach ihr zu fragen – er war sich sicher, dass sein Freund es genauso sehen würde -, doch er hatte nicht anders gekonnt und seitdem fiel es ihm schwer nicht nur ihr Bild, sondern auch den Namen dieses Clubs aus seinen Gedanken zu verbannen. Deshalb hatte er sich auch überlegt, dass er Tyler ganz beiläufig fragen könnte, ob ihm der Name ‚Demon Heart Club' etwas sagte. Er musste ja nicht erwähnen, weshalb ihm das interessierte.

Als sie sich wieder in Bewegung setzten, fragte James deshalb nach einigen Metern: "Sagt dir eigentlich ‚Demon Heart Club' etwas?"Damit brachte er Tyler dazu seinen Blick auf ihn zu heften. Dabei studierte er ihn ganz genau, als würde er versuchen so herauszufinden, warum James ihn so etwas fragte.
„Ja, den kenne ich", antwortete er darauf, schien aber nicht vorzuhaben ihm die Informationen, die er wollte, einfach so zu geben: "Warum fragst du?"Einen Moment lang war James perplex, da er sich nicht überlegt hatte, wie er diese Frage erklären konnte.
„Ach, nur so. Ich habe gehört, wie zwei Leute in Logans Club sich darüber unterhalten haben", antwortete er dann nach einigen Sekunden. Zwar war es eine Lüge, doch wenn er seinem Freund jetzt die Wahrheit darüber sagte, würde er aus ihm sicher rein gar nichts mehr heraus bekommen. Immerhin wollte dieser, dass James aufhörte sich mit Delilah zu beschäftigen. Doch er musste sie unbedingt wieder sehen. Einfach, um sich sicher sein zu können, dass es ihr gut ging und sie sich nicht in Gefahr brachte.

Tyler kniff seine Augen leicht zusammen und musterte ihn misstrauisch: "In welchem Kontext?"Ihm war anzumerken, dass er James kein Wort glaubte und verübeln konnte er es ihm nicht wirklich. Schließlich hatte er damit auch recht.
„Das weiß ich nicht mehr", sagte er deshalb einfach nur und versuchte dann vom Thema abzulenken: "Also, was weißt du darüber?"
„Ich war dort früher einmal mit ein paar anderen Vampiren", begann Tyler ihm glücklicherweise trotz seines Misstrauens zu erklären: "Es ist aber nicht einfach irgendein Club, sondern ein Vampirclub."

James hob seine Augenbrauen, während er seinen Freund anstarrte. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Er hatte bereits von Vampirclub gehört, seinen Weg allerdings nicht selbst in einen von ihnen gefunden. Deiner der Gründe dafür war wohl, dass es nur wenige von ihnen gab. Bei besagten Orten handelte es sich eigentlich um ganz normale Clubs, in denen es reichlich Alkohol und teilweise viel zu laut Musik gab. Das, was sie allerdings abhob, war die Tatsache, dass es dort nicht nur zahlreiche Vampire gab, sondern dass die menschlichen Gäste ihnen erlaubten sich an ihrem Blut zu bedienen. Zumindest so lange sie dabei nicht starben. Und tatsächlich waren es nicht wenige Menschen, die es an diese Orte zog. Die meisten von ihnen hatten durch Zufall von dem Club erfahren und waren auf der Suche nach einem Kick.

Wenn er darüber nachdachte, hatte der Gedanke daran diesen Ort zu besuchen, etwas Verlockendes an sich. Tatsächlich hätte er nichts dagegen mal wieder frisches, warmes Menschenblut zu trinken, anstatt sich von den Blutbeuteln in seinem Kühlschrank zu ernähren.„Weißt du was?", begann er deshalb nach einigen Sekunden: "Ich hätte wirklich Lust diesen Club mal zu besuchen. Würdest du mitkommen?"Er setzte darauf den Partygänger in Tyler zu wecken, der er für gewöhnlich war. Außerdem war er genauso ein Vampir, wie James selbst und verfügte damit einen mindestens genauso starken Blutdurst.

Für einen Moment schwieg sein Begleiter und ließ James fast daran zweifeln, dass er zustimmen würde. Dann nickte er jedoch zustimmend: "In Ordnung, ich komme mit."
Ein breites, zufriedenes Lächeln machte sich auf James Lippen breit. Das waren genau die Worte gewesen, die er hatte hören wollen. Zwar könnte er natürlich auch alleine gehen und vielleicht wäre es auch die bessere Wahl. Immerhin wollte er den Ort besuchen, um nach Delilah zu sehen und Tyler war eindeutig kein großer Freund von der Idee nach ihr zu suchen, doch andererseits würde er ihn deshalb auch davon abhalten etwas Dummes zu tun. Zumindest hoffte James darauf.

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