19) Eine weitere Begegnung

Bắt đầu từ đầu
                                    

Aljan tritt an meine Seite. "Das ist unerwartet", bemerke ich.

"Bevor das Herz gewogen werden konnte, musste man erst einige Prüfungen bestehen und einen Weg durch die Unterwelt finden. Zu Beginn ist es eine Landschaft." Aljan setzt sich in Bewegung und ich folge ihm in Richtung der Bergkette.

"Das dunkle Totenreich liegt westlich des Nils im Untergrund. Die Wanderung dorthin dauert mehrere Stunden. Die Toten wurden dabei von Dämonen verfolgt."

Mein Blick huscht über die Sandbänke, über sämtliche Gesteinsbrocken und karge Büsche hinweg, aber ich kann nur Einöde erblicken und hier und da einen der mir inzwischen vertrauten schwarzen Kratern.

"Keine Sorge, sie werden Abstand halten, denn ich kenne all ihre Namen", erklärt Aljan.

"Dann ist ja gut", bemerke ich ohne wirklich zu verstehen, was er meint.

Und wirklich, kein Wesen natürlicher oder übernatürlicher Gestalt wagt es, unsere Wanderung über sandige Dünen und dornenbewachsene Pfade zu stören. Einmal überqueren wir den Fluss an einer seichten Stelle und folgen auf der anderen Seite einem Pfad in die Hügel. Die Zerstörung ist hier viel gravierender als in Aljans Welt. Die Risse im Boden scheinen dunkler und tiefer zu sein. So gut ich kann, versuche ich sie zu ignorieren und betrachte die aufragenden Berghügel.

Dadurch bemerkte ich viel zu spät, dass Aljan stehen geblieben ist und remple ihn an. "Entschuldigung", flüstere ich. Er beachtet mich kaum.

Erst dann entdecke ich die Tür in einem Felsmassiv. Sie ähnelt der Eingangstür. Mit Hieroglyphen versehener Sandstein. Seine Hand schnellt vor und hält mich zurück. "Warte!", warnt er. "Das ist neu."

Ein kleines Etwas huscht im letzten Augenblick in eine der dornigen Büsche und verschwindet.

"Was war das?", frage ich.

"Gute Frage!" Aljan kratzt sich am Kopf. "Ein Chatiu- Dämon vermutlich. Ich bin nicht sicher, den habe ich hier noch nie gesehen."

Das Wesen kauert noch immer im Dornbusch und mustert uns aus roten Krokodilsaugen. Eigentlich wirkt es mit seiner roten Mähne und dem Krokodilsgebiss beinahe niedlich, wenn nicht die scharfen Zähne herausstehen würden.

"Das heißt, du kennst ihn nicht?", flüstere ich. "Und jetzt?"

"Lass mich kurz überlegen", bittet Aljan und legt seine Stirn in Falten. "Ich erinnere mich an eine Stelle aus dem Nut-Buch." Das Dämonenwesen belauert uns und ich starre zu ihm herüber. Noch verharrt es reglos in seinem Unterschlupf. Aber wie lange noch?

Mit den langen, dünnen Vorderfüßen und den dicken, aber kurzen Hinterfüßen sieht es nicht so aus, als könne es sich besonders schnell fortbewegen. Sicher bin ich mir dessen aber nicht und herausfinden, möchte ich es auch nicht unbedingt. Aljan murmelt etwas, während ich den fellbedeckten, gepunkteten Körper betrachte und versuche, zu einer Einschätzung zu gelangen, wie man es im Notfall am besten bekämpfen könnte. Das Maul scheint der gefährliche Teil zu sein, denn weder der Körper wirkt besonders massig noch hat es scharfe Krallen.

"Den Chatiu-Dämonen werden die sechsundreißig Dekane unserer Sternbilder zugeordnet. Er wird geboren, geht am Himmel auf aus der Duat, zählt siebzig Tage vom Tag seines Untergangs bis zum Tag seines Aufgangs."

Ich bin mir nicht sicher, ob seine Worte mir gelten oder er nur versucht, sich an etwas zu erinnern. Für mich klingt es bedeutsam und unverständlich.

"Was stand noch einmal darüber im Amduat, der Schrift der verborgenen Kammer?" Er flucht.

Dann tritt er entschlossen ein paar Schritte vor, stellt sich breitbeinig vor den Dämon. Der macht ebenfalls ein paar tapsige Schritte auf Aljan zu, sein Krokodilsmaul schnappt dabei bedrohlich auf und zu.

Ich verharre wie versteinert. Was tut mein Begleiter da?

"Löse mich, sieh mich an. Du bist einer von den Chatiu-Dekane, die zur Lösung gehören, wenn sie den Gott Geb sehen", spricht er mit fester Stimme. Das Maul klappt zu. Der Dämon duckt sich zu Boden, fährt herum und verschwindet.

"Na also, war doch ganz einfach." Aljan grinst und ich überbrücke die Distanz zu ihm. Um keinen Preis will ich hier von ihm getrennt werden.

Aljan wendet sich der Tür zu, murmelt wieder etwas Unverständliches und sie öffnet sich.

Zuerst kann ich dahinter nur Dunkelheit erkennen, dann erste Umrisse. Hieroglyphen und Zeichnungen verzieren die Wände eines schmalen Gangs, irgendwo von oben fällt Licht ein.

"Nur wer den richtigen Namen kennt, kann die Tür öffnen und den Weg durch das Labyrinth finden", erklärt Aljan und führt mich zielstrebig um einige Ecken und einige Gänge entlang, an deren Ende es manchmal sogar einige Stufen hinab geht. "Deshalb gaben sie ihren Toten Grabbeigaben, Karten und Inschriften mit, damit keiner sich verlief. Sogar Zaubersprüche, um sich gegen die Dämonen zu wehren."

Ich schlucke. Ohne Aljan möchte ich hier keine Minute herumirren müssen, dazu habe ich zu oft den Film "Die Mumie" geschaut.

"Aber du kennst die Namen und Spürche?", versichere ich mich.

"In und auswendig", versichert er mir. "Hast du doch gesehen." Trotzdem greife ich zur Sicherheit nach seinem Arm. Irgendetwas sagt mir, dass der Chiuat-Dämon noch einer von der harmloseren Sorte gewesen ist.

Brennende Feuer - Dunkle SchattenNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ