Kapitel 18

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Als schließlich nach einer echt guten und spannenden Vorberichterstattung die eigentliche Show begann, wies Ahmed sie wieder auf die ersten Sekunden hin und Rahel nahm sich fest vor bei Beth darauf zu achten.

Das erste Lied begann, doch Beth trat nicht auf, wie auch kein anderer des Alphateams. Das änderte sich erst beim zweiten Lied, was anscheinend ein alleiniges Alphaintro war. Es war neu, in der letzten Season war das alles noch völlig anders abgelaufen.

Dramatische Musik erklang, dann tauchten jeweils mit einem Schlag einzelne Spots auf, die nacheinander paarweise alle Alphas oben auf der gigantischen Bühne beleuchtete. Sie standen über den anderen Teams, die hier nur Beiwerk waren. Alle Paare nacheinander, nummerntechnisch von hinten bis vorne, tauchten auf. Und dann, ganz zum Schluss, kamen sie, Henry und mit ihm auch Beth.

Sie hätte gedacht, dass Beth im Duell mit Henry nur verlieren konnte, aber das tat sie nicht. Sie erschienen beide auf der Leinwand und Rahel konnte sich einfach nicht entscheiden, zu wem sie schauen sollte. Henry wirkte so cool, erhaben und selbstsicher, aber Beth? Sie wirkte irgendwie zwar greifbar, wiederum auch Göttinnenhaft fern, obwohl weder sie noch Henry in die Kamera schauten, von denen sie ganz bestimmt wussten, dass sie auf sie gerichtet waren. Nein, die beiden taten sich nichts.

Mit einem weiteren Schlag war das Licht wieder aus. Man konnte den Jubel im riesigen UCoP-Stadion hören, das eines der größten der Welt war. Die größte Bühne besaß es auf jeden Fall.

Plötzlich tauchten andere Scheinwerfer auf und man konnte im Schatten erahnen, wie die zwölf Alphas erhaben nach unten schritten, bis sie absolut parallel nebeneinander unten in ihren Spots vor den anderen Teams erschienen und dort verharrten. Alle wurden jetzt per Kamera kurz eingeblendet und Rahel war noch nie so stolz gewesen, eine Deutsche zu sein. Sie taten sich nichts.

„Und?" Ahmed zog sie aus ihren Gedanken und hatte sich wieder zu ihr gewandt.

„Wahnsinn, sie hat mich von der ersten Sekunde an überzeugt."

„Sie hat mich auch gleich überzeugt. Du siehst, die ersten Sekunden sind entscheidend!"

„Ja", murmelte sie und behielt die Leinwand im Blick.

„Dann warten wir mal ab, ob die Sekunden auch das wirklich versprechen, was wir glauben", erwiderte er.

Genau das taten sie.


„Puuh!" Die Show war vorbei und nach einigen Gedenksekunden fand sich Rahel im Raum der Tanzschule wieder, wo sie knappe zwei Stunden wie erstarrt gesessen hatte, um die Show anzuschauen. „Also so gut werde ich nie!", gestand sie offen und war sich dessen sicher.

„Beth ist wirklich ein Ausnahmetalent!", sagte eine Frau neben ihr, die sie nicht kannte. „Echt krass!"

Rahel stimmte ihr zu.

Inzwischen schwärmte auf der Leinwand ein deutsches Moderatorenduo, das schon seit Jahren die UCoP-Shows kommentierte, über die Show und besonders über Beth. Doch Rahel hörte nicht mehr zu. Ihr hatte das alles gereicht.

Sie zückte kurz ihr Handy und schaute drauf, doch sie hatte keine neuen Nachrichten, Benno hatte sich nicht gemeldet, was sie auch irgendwie nicht erwartet hatte.

Sie checkte auch kurz die sozialen Medien und wurde dort sofort von Nachrichten und Bildern überflutet. Sie sah die offizielle Webpräsenz von Beth, die heute wohl kurz vor dem Konzert freigeschaltet worden war und auf dem sich bisher nur ihr offizielles UCoP-Bild und eine kurze Begrüßungsnachricht, wohl von ihr selbst geschrieben, befanden. Dazu gab es dann noch ein Bild vom Training. Sie gab dem Ganzen ein Herzchen und folgte Beths Account.

Dann legte sie ihr Handy zur Seite und merkte, dass sie von Ahmed beobachtet wurde.

„Sollen wir tanzen gehen?", reagierte er sofort, als er ihren blick bemerkte.

Sie starrte ihn einen Moment an, weil sie von der Frage völlig überrascht war, nickte dann aber vorsichtig. Sie wollte gern mit ihm tanzen.

Sie verließen den Saal und er führte sie einen Saal weiter, wo schon die Musik laut auf den Flur dröhnte. Doch es war nicht die übliche Discomusik, sondern Tanzmusik – ein schneller Jive, wie sie erkannte.

„Kannst du Jive tanzen?", fragte er sie und brüllte dabei fast in ihr Ohr.

Natürlich konnte sie das, zumindest in der Theorie, und nickte wieder.

Sie begannen zu tanzen und nach kurzer Orientierung grinste sie, es klappte anscheinend nicht nur theoretisch. 


Sekunden deines Lebens (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt