Chapter Twelve

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„Ich möchte gar nicht lange drum herumreden." Sie blickte auf und warf mir einen abschätzigen Blick zu, bevor sie ihr Smartphone hochhielt und damit vor meinem Gesicht herumwedelte. Ich ging einen Schritt zurück und sah sie etwas entnervt an.

Sie war wirklich eine der letzten Personen, mit denen ich ein Gespräch führen wollte.

Ich verurteilte sie nicht für ihren Lebensstil, keineswegs, aber ich wollte einen großen Bogen um diesen machen. Sie war eine falsche Person und ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie mit unserem Gespräch gute Absichten verfolgte.

„Schau die das Video an." Sie drückte mir ohne Umschweife ihr Smartphone in die Hand. „Es gab Gründe, wieso ich dir gesagt habe, dass du dich von Kyle fernhalten sollst."

Sie beugte sich über das Display und klickte auf Play. „Er ist nicht gut für dich. Er bricht Herzen, mehr nicht. Du bist einfach ein weiteres Mädchen auf seiner Liste."

Ohne auf Honeys Kommentare einzugehen, schaute ich das Video. Mein Herz zog sich zusammen und ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.

Kyle lief auf seine Freunde zu, die in der Ecke vor dem Parkplatz standen. Sie begrüßten ihn nacheinander mit einem Handschlag und einer Umarmung, als ein Junge zu lachen begann und seine Zigarette auf dem Boden warf.

„Was ist so lustig?" Kyle klang genervt. Er stand mit dem Rücken zur Kamera.

„Du versuchst es nun schon seit Wochen bei der kleinen Neuen." Der Junge, der zuvor die Zigarette auf den Boden geworfen hatte, überreichte Kyle nun eine.

Ich hatte alle diese Jungs schon öfter in der Schule gesehen. Und alle hoben sich von Kyle ab. Er trug ein unwiderstehliches Grinsen auf seinen Lippen und hielt sich zurück, während die anderen vier regelmäßig für Aufruhe sorgten. Ich verstand einfach nicht, was Kyle von ihnen hielt. Er schien gar nicht in deren Welt zu passen. Die Vorurteile und Nachsagen waren allesamt unwahr. Er war kein Mensch ohne Herz. Er hatte Verstand und war rücksichtsvoll. Nur ließ sein Blick, der in Sekunden von einem Grinsen zu einer kühlen Maske erfror, nicht zu, dass man all seine guten Seiten erkannte.

„Halt deine Fresse." Seine Stimme war ruhig und man sah, wie eine kleine Rauchwolke in die Gruppe gepustet wurde.

„Nun sag schon. Wie weit bist du mit der Kleinen gegangen?" Ein anderer, blonder Junge, klopfte Kyle auf die Schulter und grinste dümmlich vor sich hin.

„Sie lässt keinen einfach an sich ran. Sie wirkt labil."

Allmählich dämmerte es mir, dass sie über mich sprachen. Ich war die „Neue", an die Kyle nicht ranzukommen schien.

„Dann lass sie verdammt nochmal fallen. Es gibt hier so viele heiße Weiber auf der Schule. Sie ist es nicht Wert, dich aufzuhalten."

Ein Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet und ich sah zu Honey, die mich gespielt entschuldigend anlächelte. Dann nickte sie in die Richtung des Videos.

„So leicht gebe ich nicht auf. Kyle gehört mir."

Das Video endete, als Kyle sich in die Richtung der Kamera wandte. Ich drückte Honey ihr Smartphone wortlos gegen die Brust und zog eine Augenbraue hoch.

„Ich habe dich gewarnt, Schätzchen. Er ist und bleibt ein kleiner Fuckboy. Und wenn er das erreicht hat, was er will, dann wird er dich gnadenlos fallen lassen."

Sie warf ihre Haare über die Schulter und steckte sich das Smartphone in die Hosentasche, bevor sie an mir vorbei die Treppe hinaufstieg. Sie hatte das Wort so verächtlich gespuckt, dass ich mich fragte, wieso sie es dann über sich ergehen ließ.

Liebes Tagebuch || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt