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Die Nacht war schneller vorbei als mir lieb war und so schien mir die Sonne bereits früh morgens in voller pracht ins Gesicht. Ich versuchte die Decke über den Kopf zu ziehen, allerdings wurde mein Wunsch nach ein wenig mehr Schlaf mit einem Klopfen an der Tür zunichte gemacht. Ich quälte mich hoch und schleppte mich zur Tür. Ich war positiv überrascht als ich Blossom dort sah. "Guten Morgen! Ich weiß, es ist noch früh, aber jetzt schlafen die meisten noch. Ich hab mir gedacht, ob du die Gelegenheit nicht auch nutzen willst, um duschen zu gehen?" Sie hatte einen kleinen Beutel in der Hand und lächelte mich an. Bei dem Angebot musste ich nicht lange überlegen und nickte glücklich." Ich hab nur keine Duschsachen, Handtücher oder so... ", merkte ich unsicher an. Wo sollte ich die auch her haben. Sie schüttelte aber nur grinsend den Kopf und hielt mir dann den Beutel hin. "Der hier ist für dich. Selbstgemachte Seife, ein Handtuch und Stella hat noch ein paar Anziehsachen von sich mit beigepackt." Stella war so etwas wie Blossoms große Schwester. Zusammen teilten sie sich eine Hütte und waren auch sonst unzertrennlich, zwischen ihnen lagen ungefähr sechs Jahre.  "Ihr seid großartig!", die Gastfreundlichkeit so einiger der Bewohner, dieses ungewollten Fleckchens Erde, war überwältigend.

Sie führte mich zur Schule, dem Ort an dem für mich hier alles begann. Ich hatte gehofft hier nicht so bald wieder zu landen, aber es schien keine andere Möglichkeit zum Duschen zu geben. Wir gingen auch nicht in die Schule direkt, sondern in die nebenliegende Turnhalle, denn dort waren die Duschen. Die Schwarzhaarige Blossom hielt mir die Tür auf und ließ mich hindurch gehen. Natürlich war dies hier kein Luxus Spa, aber es hatte was man brauchte. Eine Gemeinschaftsdusche und Spinde. Ich legte meine Sachen in einen der Schränke, während Blossom zurück zur Tür ging. "Ich halte hier die Stellung. Du sollst es erstmal genießen ungestört hier zu sein. Das ist wirklich selten" Sie lächelte und schloss die Tür hinter sich. Seufzend zog ich mich langsam aus, nahm die Seife sowie das Handtuch und hing es an den Haken,ehe ich mich schlussendlich unter die Dusche stellte. Der Wasserstrahl war hart und wechselte ständig zwischen heißem und kaltem Wasser, aber trotzdem schaffte ich es ein wenig abzuschalten. Es war eine Wohltat und ließ mich für einen Moment das vergessen was außerhalb der Sporthalle war.  Ich war überrascht davon, wie gut die Seife roch und das sie tatsächlich so ein sauberes Gefühl hinterließ. Vielleicht würde mir Stella verraten wie sie die gemacht hatte. Ich rief mir allerdings recht schnell in Erinnerung, dass diese Gastfreundlichkeit auch alles nur ein Vorwand wäre. Um mich hier zubehalten oder was auch immer sich Balor da versprach. Schnell spülte ich meine Haare aus und die restliche Seife von meinem Körper, ehe ich mich abtrocknete und anzog. Die Sachen von Stella passten perfekt und sahen gar nicht mal so schlecht aus. Eine schwarze Stoffhose und ein rotes Karohemd. Meine getragenen Klamotten stopfte ich in den Beutel.

Als wir schließlich wieder auf dem Weg vom Schulgelände waren schienen auch alle anderen langsam wach zu werden. Einige liefen in die Richtung aus der wir kamen, aber die meisten waren in Richtung des großen Platz unterwegs. Ich spürte, dass mir einige Blicke zugeworfen wurden. Ich versuchte nicht drauf zu achten, aber ich fühlte mich unwohl. "Mach dir nichts draus. Die meisten sind neuen gegenüber sehr misstrauisch", versuchte Blossom mich aufzumuntern. Schließlich sahen wir auch Dancer, der selbst auf dem Weg zum Zentrum war. "Wo bleibt ihr solange? Er müsste jeden Moment da sein!" Er klang aufgeregt. "Wen meinst du?" Ich zog verwundert eine Braue in die Höhe und schaute fragend zwischen Blossom und Dancer hin und her, aber dann fiel es mir selber wieder ein. Balors Bruder Byron sollte heute hier ankommen. Gerade als wir den Platz betraten fuhr ein schwarzer Van, laut hupend, vor. Balor, der mich bislang noch nicht bemerkt hatte lief freudig hin und wartete, bis sich die Tür öffnete. Byron war einen Kopf größer als er, ungefähr die selbe Größe wie Dancer. Er hatte längere dunkle Haare, die nach hinten gekämmt waren. Seine Klamotten wirkten bei weitem nicht so abgetragen wie die seines Bruders. Eine herzliche Umarmung folgte und auch Dancer lief nun zu ihnen hin und begrüßte ihn. Sie unterhielten sich kurz und Byron lief dann um den Van herum um die Türen zum Innenraum zu öffnen und zum Vorschein kamen unzählige Kisten, Kartons, Säcke und Taschen. Die Leute um mich herum liefen freudig hin und nahmen die Sachen in Empfang. "Was ist das?", fragte ich Blossom, aber bevor ich eine Antwort bekam sah Balor zu uns herüber und winkte mich zu sich und seinem Bruder. Ich schüttelte den Kopf und blieb stehen. Lust darauf Balors Verwandtschaft kennen zu lernen hatte ich wirklich nicht, aber er kam zu mir und zog mich an meinem Arm mit sich.

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⏰ Last updated: May 19, 2020 ⏰

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