IV.

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Der Weg führte uns wieder über den Schulhof, durch das kleine Wäldchen bis hin zu einem kleinen Platz. Er war beleuchtet und je näher wir kamen, desto besser erkannte ich, dass auf dem Boden Leute saßen. Und es wurden immer mehr. Das musste der Rest von Balors Gefolgschaft sein. Ich versuchte einen groben Überblick zu bekommen und war geschockt als ich sah, wie viele Kinder der Gemeinschaft angehörten. Es schien wirklich fast jede Altersstufe anwesend zu sein. Sie saßen in der ersten Reihe, dahinter saßen dann Erwachsene und Teenager, die sich miteinander unterhielten. Ich hatte gehofft, dass ich mich unbemerkt irgendwo hin setzen sollte, aber er schubste mich direkt vor die wartenden Menschen. Als sie ihren Anführer sahen, verstummten sie. Balor nickte Dancer zu, der sich dann zu den Kleinen in die erste Reihe setzte und wartete, wie alle anderen darauf was Balor zu sagen hatte. Und dieser lies nicht lange auf sich warten. „Wir haben seit heute einen Gast bei uns. Einige von euch kennen sie, ihr habt sie gestern mit ihren zwei Spielgefährten in unserem Wald aufgegriffen".Er ließ mich los und lief mit verschränkten Armen auf und ab. Alle starrten mich an. „Das tolle an der Sache ist, dass sie uns bei einer Riesen großen Sache helfen wird. Sie ist Helena Schneider,Tochter des Big Bosses." Ich stutzte. „Big Boss?" Ich hoffte sehr, dass mich irgendwann mal endlich einer aufklären würde. Als Balor meinen Namen sagte ging ein Raunen durch die Reihen. Sie mussten wissen wer ich, oder mindestens wer mein Vater war. Und langsam zweifelte ich daran, dass mein Vater immer ehrlich zu mir und Sidney war. „Das Problem an der ganzen Sache ist, dass der lieben Helena wahrscheinlich seit Kindesbeinen an beigebracht wurde, was wir für schlechte Menschen sind!" Ich sah in die Menge. Viele schüttelten den Kopf, tuschelten und sahen alles andere als erfreut aus. Der Rothaarige lachte „WIR sollen die Bösen sein! Wie absurd ist das denn bitte?" Die Leute brachen in schallendes Gelächter aus. Sie reagierten exakt so, wie Balor es wollte. Er kontrollierte sie mit seinen Worten wie ein Puppenspieler. Er schaute mich an. „Du siehst es ja selber, hier sind Frauen, Kinder, ganze Familien. Meinst du wirklich, dass hier das abgrundtief Böse lebt? Oder bist du bereit, unsere Seite kennen zu lernen? Es steht dir frei zu entscheiden wo du stehst." Ich zögerte, aber als ich meinen Blick nochmal über die Reihen schweifen lies und Dancer, die Kinder und viele andere sah, die mich mit einem hoffnungsvollem Blick anschauten, stimmte ich ihm doch zu. Die Leuten fingen an zu jubeln und auch Balor sah mich zufrieden an" Du wirst es nicht bereuen!"

Erließ mich dann einfach stehen,ich wollte hinterher um die Sache mit meinem Vater geklärt zu haben aber Dancer und einig seiner Freunde standen um mich herum als wäre ich ein Außerirdisches Wesen.„Dancer, ich muss dringend mit Balor reden!" Mit soviel Interesse um meine Person habe ich nicht gerechnet und war heillos überfordert. Der Junge grinste mich nur breit an „Dafür werdet ihr später noch Zeit haben. Es wird langsam Zeit fürs Essen, danach gehen die meisten schlafen. Ich denke, dann wird Balor bestimmt Zeit haben."Beim Stichwort essen, drehte es mir den Magen um. Ich wollte garantiert nichts essen. Es war schon schwer genug nicht ständig an die Tote Frau denken zu müssen. Aber ich wollte der ganzen Sache eine Chance geben, vielleicht würden sich mir einige anschließen und mir in ein normales Leben, außerhalb des Camps folgen.

Balor sah ich bis zum Essen nicht mehr, ein Mädchen in Dancers Alter, Blossom genannt, sagte mir, dass er sich vor dem Essen immer zurückzog um die Jagdtouren der nächsten Tage zu planen. Alleine bei dem Gedanken daran wurde mir ganz anders, am liebsten würde ich allem,auch dem gemeinsamen Essen, fernbleiben. Ich hoffte darauf,dass ich nichts essen musste. Ich verbrachte die Zeit bis dahin mit Dancer, Blossom und den anderen Jugendlichen. Es waren tatsächlich völlig normale Teenies, mit den selben Problemen die ich in dem alter, und die Sidney jetzt auch hatte. Ich musste lachen, als ich an sie dachte. Sie hätte sich wahnsinnig gut mit den Kids verstanden. Der Gedanke an sie machte mich ziemlich wehmütig. Ich wäre gerne bei ihr, oder hätte sie wenigstens bei mir. Jetzt, da ich nicht wusste was mein Vater im Schilde führte war Sidney die einzige der ich noch vertrauen konnte. Dann war es schließlich Zeit für das gefürchtete Abendessen. Alles war hübsch hergerichtet und sah,natürlich,völlig normal aus. Das Balor die „Neuen" erst einweihte was hier auf dem Speiseplan stand, war eine ziemlich gute Taktik. Ich glaube aber auch, dass sich nie jemand gewagt hätte etwas dagegen zu sagen. Als wir uns einen Platz suchten, hielt ich Ausschau nach Balor. Eine Reihe weiter saß er und als er mich sah lächelte er. Er war ungeschminkt, ein total anderer Anblick. Nichts bedrohliches mehr, ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass er der Anführer eines Kannibalenlagers war. Es war eine unangenehme Situation dazwischen zu sitzen, während alle anderen aßen. Natürlich wurde mir gesagt, dass ich es mal versuchen soll. Es würde wie Hühnchen schmecken, oder wie Thunfisch, für jeden schmeckte es scheinbar anders. Aber alle liebten den Geschmack, Ich versuchte die ganze Zeit zu verdrängen was da auf den Tellern lag und zum Glück war das Essen ziemlich schnell vorbei.

Hunting HumansWhere stories live. Discover now