❝28❝

11K 464 155
                                    

julia micheals - issues

Ich spürte das zarte Ziehen meiner Haut, was sich in ein Kribbeln verwandelte. Henry hatte mir tatsächlich einen Knutschfleck verpasst, während ich es noch nicht mal gemerkt habe. Sein Duft, die Worte, seine Arme um meinen Körper, die Küsse - alles hat mich so sehr abgelenkt. Ich war der Meinung, dass Henry mir gestern Abend noch gesagt hatte, dass er Knutschflecke kindisch findet und nicht leiden kann. Und jetzt hat er mir einen gemacht.
"Du widersprichst deiner eigenen Meinung", schmunzelte ich und löste mich aus seinen Armen. Der Blonde zuckte nur grinsend mit seinen Schultern, ehe sich ein Arm um meine Taille legte.
So begann er mich voran in das Haus zu schieben.

Ich grinste nur belustigt und ganz ehrlich? Ich hasste Knutschflecke und diesen ganzen Du-gehörst-mir Kram, aber bei Henry war das schon eine Ausnahme. Er konnte einem wenigstens dieses Gefühl geben, dass die Worte genauso gemeint sind. Andere Typen waren dafür zu weich und unfähig. Jedoch zeigte er mir deutlich wo es lang ging. Ich konnte es wirklich nicht leugnen, aber mir gefiel das, was er bestimmt schon gemerkt haben wird.

Der Blonde schaute mit Leichtigkeit einfach über die meisten Menschen herüber, packte meine Hand und schleifte mich hinter ihm her. Laute Musik und starker Bass dröhnte durch meine Ohren, während es in diesem Haus jetzt schon nach Gras, Alkohol, Schweiß und gleichzeitig zu viel Parfüm. Als ich an einem knapp gekleideten Mädchen vorbei gezogen wurde, rümpfte ich meine Nase angeekelt. Ihr Duft biss förmlich in meiner Nase und ich war der festen Überzeugung, dass sie ihre Parfümflasche über sich ausgekippt hat.

Kurz darauf landeten wir gemeinsam bei Lucie und Shaun. Auch wenn Shaun mir erzählt hatte, dass er ein anderes Mädchen gut findet, schien es jetzt anders. Seine Augen lagen nur bei Lucie, beide führten eine wunderbare Unterhaltung, aber schnell erkannte meinen Irrtum und was da wirklich zwischen beiden abging.
Sie freundeten sich nur an und in einer Konversation sollte man sich gegenseitig vollstes Aufmerksamkeit schenken. Die Körpersprache beider wirkte zu distanziert. Vielleicht täuschte ich mich auch nur, aber im Endeffekt war es mir egal. Shaun war ein netter Kerl und würde sicher gut auf sie aufpassen.

"Ich glaube, wir sollten sie in Ruhe lassen", stellte ich fest und sah hoch zu Henry. Noch immer hielt er meine Hand, welche sich plötzlich fester an meine krallte. Sein Blick war auf etwas ganz Anderes fixiert als unsere Freunde. Er wirkte wütend, traurig - eigentlich konnte ich das nicht mal genau einschätzen.
Verwirrt verfolgte ich seinen bissigen Blick. Mila. Ganz klar. Augenblicklich angepisst verdrehte ich meine Augen. Sie hatte sich in den zwei Sekunden, in denen ich nicht hingesehen habe, in das Gespräch von Shaun und Lucie eingeklinkt. Die Dunkelhaarige war in einem roten, auffälligen und hautengem Kleid gekleidet, während ihre kurzen Haare offen in ihr Gesicht fielen. Der Ausschnitt ihres Kleides war gewagt, während wohl mit Absicht eine lange, auffällige Kette in diesen hinein fiel. Plötzlich schämte ich mich dafür auch so provokant und offen herum zu rennen.
Dieses Mädchen hatte wirklich Nerven. Meine strapazierte sie damit direkt durch meine plötzliche Berührtheit, ebenso offensichtlich die von Henry, welcher immer noch sauer drein schaute.

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich wie sie herüber schaute. Ihre Augen musterten uns kritisch, ja, wenn nicht sogar kochend eifersüchtig. Augenblicklich stellte ich mich vor Blondie. Ohne zu zögern schlang ich meine Arme um seinen Nacken, ehe meine Lippen sich fest auf seine pressten. Einen Moment schien der Blonde aus dem Konzept zu sein, aber schließlich erwiederte er. Ich wollte nicht, dass er noch irgendeinen Gedanken an sie verschwendet - vor allem wenn ich neben ihm stehe. Leugnen konnte ich es nicht, aber mich machte das eifersüchtig, wenn sie plötzlich seine Aufmerksamkeit bekommt.
Henrys Hände packten mich an der Taille und direkt wurde ich bis auf den letzten Millimeter zu ihm heran gezogen.
Unsere Lippen bewegten sich mittlerweile gekonnt aufeinander, während meine Finger sich nun in den Kragen seines Hemdes vergruben. Wir hatten nicht mal einen einzigen Schluck Alkohol getrunken und schon konnten wir die Finger nicht voneinander lassen.

Schwer atmend löste ich mich langsam und grinste ihn schief an. Mit dem Daumen fuhr ich über seine Lippen. Mein Lippenstift war mehr auf seinem Mund als auf meinen. Henry grinste nur schief und tat bei mir das Selbe.
Wir konnten nicht aufhören uns blöd an zu grinsen, aber das ist in Ordnung. Automatisch öffnete ich meine kleine Tasche, die ich dabei hatte und fischte meinen Lippenstift heraus - rot, was auch sonst? Nur mein Kleid war dieses mal schwarz. Die High Heels dagegen rot.

"Oh wow. Kann' ich das bitte machen?", fragte Blondie plötzlich völlig begeistert.
Schmunzelnd nickte ich. Die Situation war schon irgendwie lustig. Wir standen in der Menge zwischen tanzenden Leuten und er wollte mir unbedingt den Lippenstift auftragen. Andererseits waren das so Momente, die mir zeigten, dass wir mittlerweile wirklich gute Freunde geworden sind. Freunde mit gewissen Vorzügen, aber das war wohl der beste Deal, den ich jemals eingegangen bin. Gut, wir hatten hier und da unseren Dramaauftritt, aber Dank Lucie hat sich das Ganze relativ schnell erledigt.

Ich überreichte Henry den Lippenstift, wobei ich die Kappe bereits abgenommen habe. Langsam drehte er den Stift heraus. Seine Augen schienen total fokussiert auf die Aufgabe. Henry spitzte seine Lippen und gab mir das Signal, dass ich das auch machen soll. Natürlich würde ich so niemals Lippenstift auftragen, aber Typen schienen wohl zu denken, dass das nur durch den Kussmund möglich ist.
Also tat ich ihm den Gefallen und tat was er verlangte. Total konzentriert begann Henry meine Lippen so rot zu färben
Er schien fast fertig, da wurde er plötzlich ein Stück zur Seite gestoßen. Seine Hand rutschte ab. Augenblicklich spürte ich den Stift über mein halbes Gesicht wandern, weshalb ich erschrocken der Person hinterher sah. Wie sollte es auch anders sein? Mila hatte ihm seine Arbeit versaut. Erschrocken starrte Henry mich an und drehte den Stift wieder ein.
"Ach du scheiße. Du bist fast Pennywise 2.0. Du magst keine Kinder und der rote Lippenstift geht schön Richtung Stirn", lachte er mich aus und ich zog erstmal einen Schmollmund.

"Der einzige Clown bist immer noch du", grinste ich bloß zurück und spürte schon ein Feuchttuch in meinem Gesicht.
"Nein du", widersprach Lucie ebenso belustigt.

A/N:

Wie ihr seht ist dort kein Jona...oder er wurde noch nicht entdeckt?

Stattdessen gibt es aber die eifersüchtige Mila, welche Leya wahrscheinlich gerne den Kopf abreißen will.

Was wird wohl noch passieren? Gibt es vielleicht einen Zickenkrieg, schwere Entscheidungen mit Folgen?

PlaygirlWhere stories live. Discover now