Kapitel 8 - mein geliebter Bruder

481 32 3
                                    

Bald kamen sie in der nahegelegenen Stadt an und arbeiteten langsam die Einkaufsliste ab. Sie betraten die Geschäfte und machten Bestellungen, die an das Hauptquartier adressiert waren.

Nach ungefähr zwei Stunden waren sie so gut wie fertig. Nur Shiro besuchte noch schnell einen Laden. Levi war verwirrt darüber, doch er blieb einfach still.

Fünf Minuten darauf verließ Shiro das Geschäft auch wieder. „Wir sind doch fertig für heute? Ich muss noch kurz weg, wenn Sie also auf mich warten würden, wäre das nett. Es dauert nicht all zu lange."

Shiro stieg auf ihr Pferd und schaute auf ihren Captain herab. Levi tat das gleiche und musterte sie mit einem verwirrten Blick. „Wohin gehts?"

„Zu meinem Bruder.", lächelte Shiro.

Gemeinsam ritten sie die Straßen entlang und erregten sehr viel Aufsehen. Shiro war es ein wenig unangenehm, da sie es hasste angestarrt zu werden, doch Levi kümmerte das nicht.

Sie kamen an vielen Ständen vorbei und ritten in eine Gegend, die Levi nicht bekannt war. Sichtlich verwirrt blieben sie ziemlich am Ende der Straßen stehen. Shiro sprang vom Pferd und ergriff das, was sie im Laden eben gekauft hatte.

Als Levi merkte, wo sie waren, ergab plötzlich alles einen Sinn. Anfangs war er verwirrt, doch nach und nach verstand er, was sie meinte. In ihrer rechten Hand hielt Shiro lavendelfarbene Rosen und der Ort, vor welchem sie zum Stehen kamen, war ein Friedhof.

Shiro lächelte ihn warm an. „Sie müssen nicht mitkommen, wenn Sie nicht wollen.", meinte Shiro, woraufhin sie ihm den Rücken kehrte, um die Grabstätte zu betreten.

Shiro war erleichtert als sie die Schritte ihres Captains hinter sich wahrnahm. Vor einem Grab blieb sie stehen und kniete sich hin.

Levi stand zwei Meter entfernt von ihr und beobachtete sie. Letztlich sprang jedoch auch er über seinen Schatten und gesellte sich zu ihr auf die Wiese.

Man konnte Shiro deutlich ansehen, dass der Tod ihres Bruders lange in der Vergangenheit lag. Wieder lächelte sie nur und begann zu sprechen: „Tut mir leid, dass ich Sie da mit reinziehe, aber ich war lange nicht mehr hier." Sie drehte ihren Kopf zum Grab und setzte erneut zum Reden an, doch brach ab.

„Was?"

„Ach, nichts."

Ernst blickte Levi sie an, bevor er seufzte und meinte: „Shiroyua, wenn du es mir erzählen möchtest, dann kannst du." Ihr Kopf schoß zu ihm und ihr Mund war leicht geöffnet. Kurze Zeit darauf fing sie sich jedoch wieder und schmunzelte.

„Es gibt nicht viel zu erzählen. Seit ich denken kann, waren er und ich auf uns alleine gestellt, doch drei Jahre vor meinem Beitritt beim Militär wurde er Zeuge einer heftigen Auseinandersetzung. Als er sich einmischte, um diesen Streit zu schlichten, wurde er nicht verschont und starb an inneren Blutungen. Er war ein fröhlicher Mensch und hatte eine große Klappe, doch leider wurde ihm das letztendlich zum Verhängnis."

Levi war nicht sonderlich überrascht, denn so etwas passierte täglich. Davon abgesehen sah er hunderte von Menschen fallen, wenn sie auf einer Expedition waren. Tode waren nichts Neues für ihn, doch nun verstand er mehr oder weniger warum Shiro so war, wie sie nun mal war.

Shiro blickte zum Grab und konnte nicht anders, als wieder zu lächeln. Kurz stellte sie Levi ihrem Bruder vor und meinte, dass sie ihn so bald wie möglich wieder besuchen würde. Zum Abschied verbeugte sie sich noch ein letztes Mal, bevor sie Levi andeutete, dass sie wieder gehen konnten.

Shiro merkte nach und nach, dass auch der Captain eine gute Seite hatte. Als sie zurück ritten, ging die Sonne bereits unter und der Himmel war in ein breites orange-rot getaucht. Shiro fand diesen Augenblick atemberaubend, weswegen sie stehen blieb und vom Pferd sprang.

„Was machst du da, Kobayashi?", fragte Levi verwirrt.

„Nur einen Moment.", meinte sie und lehnte sich gegen ihren Hengst. Levi kam auf sie zu und sein Pferd blieb neben ihr zum Stehen. Er blickte auf sie herab und sie meinte: „Irgendwann werden wir dort hingehen. Zum Horizont und darüber hinaus."

Levi blickte sie an. Er war verwirrt über ihre ach so philosophischen Worte, was ihn zum Schmunzeln brachte und für den Bruchteil einer Sekunde hätte Shiro schwören können, dass er gelächelt hätte.

Nach dem Sonnenuntergang ritten sie zurück zum Hauptquartier, wo Connie bereits ungeduldig auf Shiro wartete. „Wo warst du? Wir haben uns Sorgen gemacht. Komm mit.", meinte Connie und griff nach ihrem Handgelenk, um sie mit sich zu ziehen.

Ein letztes Mal sah sie zum Captain bevor sie um die die Ecke bogen. Dieser jedoch sah so genervt aus wie immer. Dabei war er doch vorher gut gelaunt.

Zusammen gingen Connie und Shiro auf Mikasas Zimmer zu, wo bereits alle ihre Freunde warteten. Darunter auch Hiko. „Gott, wo warst du so lange?", fragte diese besorgt. Shiro erklärte ihnen die Situation und meinte, sie hätte vergessen ihnen zu sagen, dass sie mit Levi in die Stadt musste.

Zusammen saßen alle im Kreis und in der Mitte standen drei Flaschen Wasser. Sie griff nach einer und füllte sich ein Glas auf, während sie sich neben Sasha setzte.

„Und ihr habt euch noch nicht umgebracht?", scherzte Eren. „Ihr verbringt so viel Zeit miteinander, man könnte fast meinen ihr mögt euch.", meinte Ymir und wackelte mit den Augenbrauen.

Als Shiro das hörte, verschluckte sie sich an ihrem Wasser und begann lautstark zu husten. „Ins Schwarze getroffen.", lachte Jean.

„Nur über meine Leiche.", antwortete Shiro lachend.

split personality - Levi x OC Where stories live. Discover now