1. Kapitel

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Was ist tanzen?
Freiheit? Ein Kampf? Anstrengung? Schweiß? Blut? Tränen?
Ich kann euch sagen, alles zusammen.
Besonders, wenn man an Wettbewerben teilnimmt. Ein ewiger Kampf.

Am Anfang, als ich mich dazu entschied, professionelle Tänzerin zu werden, traf ich ihn.
Den Menschen, der mein Leben zur Hölle machen sollte.
Ein gutaussehender, junger Mann. Eigentlich zu jung, um ein Lehrer zu sein und doch besser als alle anderen.
Mein Boss teilte mich ihm zu. Ich soll von ihm lernen, da er so begabt ist.
Wir sollen zusammen tanzen um zu sehen, wie wir harmonieren.
Denn der begabteste Tänzer des Studios hatte noch keine perfekte Tanzpartnerin gefunden.

Lustig, oder?

Mein Boss erklärte mir, dass es neben mir noch eine andere mögliche Tanzpartnerin gibt.
Ihr Name ist Kang Suyeon.
Durch ihren Vater ist sie berühmt. Er ist der CEO der zweitberühmtesten Klamotten-Kompanie hier in Korea.
Dementsprechend hat sie also mehr als ich.
Ich bin nur ein normales, koreanisches Mädchen. Sehe nicht besonders aus noch habe irgendetwas besonderes an mir.
Das einzige, was mich etwas von anderen unterscheidet, sind meine strahlenden grün-braunen Augen.

Ich bin 20 Jahre alt. Nicht sonderlich groß, 1,68m und mein Name lautet Choi Yujin.
Ich wollte schon immer professionelle Tänzerin werden.

Hätte ich gewusst, welches Leid es mit sich zieht, wäre ich nie dort hin gegangen.
Hätte ihn nie kennengelernt.

Den mysteriösen und doch gutaussehenden Tanzlehrer, der 23 Jahre alt ist und einen immer mit kritischem Blick betrachtet.

Mein erster Tag an der Tanzschule und ich bin schon zu spät. Was für ein Mist.
Ich rannte achtlos über die Straße, wütendes Gehupe und ein paar Schreie der wütenden und gestressten Autofahrer.
Regen fiel in sanften Tropfen herab, es nieselte also leicht.
Außer Atem kam ich eine Minute vor Beginn der ersten Tanzstunde vor dem Gebäude an.

Ich lief schnell herein und klopfte an die mir genannte Tür.
„Herein." Eine unbekannte Stimme sprach diese Worte aus, weshalb ich vorsichtig hineintrat.
Mein Chef stand neben dem mir unbekannten Mann und auf der anderen Seite stand Suyeon.
Ich stellte schnell meine Tasche an den Rand, zog meine Tanzschuhe an und stellte mich neben Suyeon.
„Ihr erster Tag und sie sind bereits 3 Minuten zu spät, Miss Choi." sprach mich der Tanzlehrer an.

Ich seufzte kurz. „Es tut mir sehr Leid, ich habe verschlafen. Es wird nicht wieder vorkommen." sagte ich schnell und verbeugte mich.
„Ein mal kann ich es verzeihen." Er sprach sehr ernst und sein Blick strahlte nichts als Ehrgeiz und Konzentration aus.
Mein Boss klatschte kurz in die Hände. Oder eher unser Boss.
„Also, dass hier ist Mr. Jeon. Er wird mit euch beiden trainieren, und wen er als geeignete Partnerin sieht wird dann von ihm unterrichtet werden. Das sind..." mein Chef wurde von der Handbewegung des Mannes unterbrochen.
„Miss Kang und Miss Choi. Ich habe mich bereits über sie informiert. Ein einfaches Mädchen und die Tochter eines reichen Mannes." Er deutete bei dem einfachen Mädchen auf mich.

Ich nickte nur leicht und sah aus dem Augenwinkel, wie Suyeon kurz arrogant grinste.
Sie ist mir jetzt schon unsympathisch.
Mein Blick wanderte nun wieder zu meinem neuen Tanzlehrer und ich hörte ihm konzentriert und aufmerksam zu. Er war direkt und diese Ernsthaftigkeit sagte mir schon, dass ich mich anstrengen muss.
Sonst würde ich es nicht schaffen.

Ich wünschte mir, ich hätte es nicht geschafft.

Er redete viel. Seine Stimme klingt angenehm in meinen Ohren. Suyeon starrte ihn förmlich an.
In ihren Augen lag Begierde. Lust. Sie wollte ihn für mehr, nicht nur als einen Tanzlehrer.
Doch ich kenne sie. Ich kenne sie aus der Schulzeit. Sie spielt mit Jungs, mit Männern.
Suyeon ging schon immer ihren eigenen Bedürfnissen nach.
Sie ist nunmal das typische, reiche Mädchen.

Hätte ich ihn nur ihr überlassen.

Mr. Jeon sah mich nun scharf an. „Miss Choi, würden sie mir einen Einblick darauf geben, wie gut sie mit einem Partner tanzen?" fragte er.
Nichtsahnend nickte ich. Was sollte schon passieren?

Hätte ich nie seinen Duft eingeatmet.

Ich ging zu ihm und sofort nahm er die perfekte Position für einen Walzer ein.
Auch ich tat es. Unser Chef saß am Rand, sah zu und ließ die Musik spielen.
Alles ging langsam und doch saß bei ihm jeder Schritt.
Jeder Muskel, jede Bewegung.

Er ist perfekt.

Ich ließ mich von ihm führen und achtete ebenso genau auf meine Bewegungen. Das Lied ging zu Ende.

Das ernste war kurz verschwunden und er lächelte zufrieden. Der Boss sah uns erstaunt an.
„Das war das erste Mal, dass es gleich so gut ablief." sagte er an den Tanzlehrer gewandt.
Dieser nickte zufrieden und sah mich an.
„Wie heißt du?" fragte er. Seine Stimme hinterließ eine Gänsehaut.

Ich wünschte, ich hätte nie seine Stimme gehört.

„Yujin." antworte ich freundlich. Mr. Jeon nickte.
„Miss Kang, Sie sind an der Reihe." Wieder der ernste Gesichtsausdruck, der konzentrierte Blick.
Suyeon kam zu ihm und lächelte ihn charmant an. Doch er war davon nicht beendruckt.
Stattdessen verdrehte er die Augen.
Trotz allem tanzten die beiden sehr gut zusammen.
Auch wenn Suyeon ein paar Fehler mehr als ich machte.

Hätte sie in diesem Moment nur so perfekt getanzt wie er.

Ich sah aufmerksam zu, merkte mir alles, dachte etwas lernen zu können.

„Ich kann mich nicht entscheiden. Ich werde abwechselnd mit beiden trainieren." Der Chef nickte.
Ich sah mit großen Augen zu Suyeon, welche ihr arrogantes und siegessicheres Grinsen aufgesetzt hatte.
Ich verlor mich in meinen Gedanken.
Doch Mr. Jeon riss mich in die reale Welt zurück. „Miss Choi, wir wärmen uns jetzt richtig auf."
Erschrocken sah ich ihn an und nickte.

Hätte er mich nie angesprochen.

Natürlich, Dehnübungen und das ganze Aufwärmprogramm.
Ich sah ihn an, als er sich räusperte. „Ich möchte heute erstmal die Grundlagen sehen." sagte er.
Wir nickten. Das heißt, er möchte alle Tanzschritte sehen die wir können.

Wieder Suyeons selbstsicheres Lächeln. Es irritierte mich, es machte mich klein obwohl ich wusste das ich es kann.

Hätte ich es nur nicht gekonnt.

Mr. Jeon bat mich, zuerst zu tanzen. Ich stand auf und führte ein paar Basics vor, dann etwas anspruchsvollere Sachen.
Er nickte zufrieden, dann kam Suyeon dran. Und sie ist gut, besser als ich.
Und trotzdem sah er die ganze Zeit zu mir.

Hätten sich unsere Blicke doch nie getroffen.

𝐎𝐧𝐞 𝐥𝐚𝐬𝐭 𝐃𝐚𝐧𝐜𝐞 || 𝐉.𝐉𝐤Où les histoires vivent. Découvrez maintenant