TEIL 1 II PART 7

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Elaria

1 Jahr zuvor

Er hieß Chris. 

Er hatte sich zu Beginn gesträubt mir seinen Namen zu verraten, aber als ich drohte die Toilettenkabine zu verlassen, wenn er mir nicht verriet wie er hieße, gab er grummelig seinen Namen preis. Es stellte sich heraus, dass er ebenfalls an meiner Universität studierte und daher würde er von nun an, mein Kontaktmann zu den Erinyen sein. Wenn ich das wollte. Die Wahrheit war, dass ich es selbst nicht wusste. „Habt ihr denn Beweise?", hatte ich durch die dünne Wand hindurch gefragt. „Irgendetwas, damit ich sicher sein kann, dass deine Behauptungen stimmen? Ich kann schließlich nicht alles, was ich als alltäglich angesehen habe, von jetzt auf gleich zum Teufel schicken." Es stimmte, ich hegte ein gewisses Misstrauen gegen Zyon aufgrund dieser einen E-Mail. Aber es war eben nur eine Nachricht, andere Informationen hatte ich nicht finden können. Aber diese wenigen Textzeilen reichten aus, dass ich nicht einfach aus der Kabine rannte und das kleine Buch verbrannte. „Natürlich habe ich die. Jede Menge sogar. Ich kann sie dir aber nicht hier zeigen." Ich richtete mich auf und drückte meine Hände flach an die Wand, so als ob ich sie diesem jungen Mann, auf der anderen Seite, bittend auf die Schultern legen würde. „Aber du wirst sie mir zeigen, nicht wahr?" Ich hörte wie er seine Tür entriegelte und ich riss mich zusammen es ihm nicht gleich zu tun. „Das werde ich. Hör zu, du kommst morgen acht Uhr ins Plaza. Sag deinen Eltern einfach, dass du ein Date hast oder etwas ähnliches. Behalte den Armreif, aber mach ihn nicht noch einmal ran, bis ich es dir sage." Bevor ich antworten konnte, fiel die Tür ins Schloss und er war weg. Schwungvoll öffnete ich meine Kabinentür, und  fand mich einem leeren Raum gegenüber. Ich weiß ja noch nicht mal wie er aussieht, schoss es mir als einziges durch den Kopf als ich mich zu meinem nächsten Seminar aufmachte. Als wäre sein Aussehen meine einzige Sorge. Ich war gerade dabei mit einer Untergrundorganisation gemeinsame Sache zu machen.

***

Ich hatte meinen Eltern tatsächlich erzählt, dass ich auf ein Date gehen würde. Meine Mutter war ganz aus dem Häuschen und half mir ein passendes Outfit auszusuchen. Mein Vater allerdings schien sich mehr für den familiären Hintergrund meiner Verabredung zu interessieren, als für alles andere. „Kommt er denn aus gutem Hause?"

„Was machen seine Eltern beruflich?"

Auf seine Fragen antwortete ich ausweichend und zog mir hier und da etwas aus der Nase. Schließlich wusste ich rein gar nicht über Chris. Als meine Mutter mein finales Outfit mit einem Kopfnicken absegnete, pochte mir mein Herz bis zum Hals. Für meine Eltern war meine Aufregung auf das scheinbare Date zurückzuführen, doch Grund für meinen hohe Herzschlag war die Ungewissheit. Was würde mich erwarten und vor allem: was würde ich heute Abend herausfinden? In einem unbeobachteten Moment ließ ich den silbernen Armreif in meine kleine schwarze Tasche gleiten und betrachtete mich ein letztes Mal im Spiegel. Ich trug ein dunkelgrünes, schlichtes Kleid mit Glockenärmeln. Meine Beine steckten in dünnen schwarzen Strumpfhosen, durch welche man meine Haut hindurchschimmern sah. Schwarze Stiefeletten rundeten mein Outfit ab. Meine Haare trug ich zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden und in meinen Ohren steckten schlichte silberne Stecker. Ich schüttelte den Kopf über mich selbst. Ich tat ja schon fast so, als ob ich wirklich eine Verabredung hätte.

Ich durfte das Auto meines Vaters nehmen, was mir sehr recht kam, denn durch das herbstliche Wetter zu laufen wäre alles andere als gemütlich. Das Plaza war ein Restaurant in der Nähe des Campus und war ein beliebter Treffpunkt unter uns Studenten. Das edle Ambiente spiegelte sich allerdings in den Preisen wieder, aber aufs Geld musste in dieser Gegend niemand achten.

Ich parkte das Auto nahe dem Eingang, und blickte in Richtung der Stufen, die in das Restaurant hineinführten. Ein junger Mann stand auf ihnen, das rötliche Haar trug er kurz und ein knielanger schwarzer Mantel umhüllte seine Figur. Ich erschrak, als ich bemerkte, dass er in meine Richtung starrte und da wurde mir bewusst, dass dies Chris sein musste. Etwas unsicher stieg ich aus dem Wagen und lief in seine Richtung. Ich hatte einen unkonventionellen Mann erwartet, dem man seine rebellische Ader ansah, doch das Gegenteil war der Fall. Mit neutraler Mine blickte er mir entgegen, als ich bei ihm angelangt war. „Du bist drei Minuten zu spät." Er ist wohl Einer der ganz peniblen Sorte. Er drehte sich um und bedeutete mir ihm zu folgen. 

Sapphire LiesWhere stories live. Discover now