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Kaum hab ich mich ebenfalls durch den dunklen Schacht gequält, sehe ich mich um.

Blasses Neonlicht erleuchtet Regale voll mit Büchern und gruseligen Marmeladengläsern, deren Inhalt ich nicht genauer kennen lernen will.

Juzo steht in mitten dieser Regale und bietet mir fast schon zu freundlich einen Stuhl an.

Hoffentlich ist der nicht mit Seestein versehen...

Andererseits wäre es unhöflich, mich nicht zu setzten wenn er es tut.

Also nehme ich Platz und fühle mich insgesamt ziemlich übel.

Juzo, mir direkt gegenüber, hat den Hauch eines Lächelns auf den Lippen und in seinen Augen erkenne ich Belustigung.

„Du willst also alles hören? Die ganze Story? Na gut. Aber zuerst nimm mal einen von den Keksen. Ist auch nichts beigemischt. Sie sind köstlich."

Dieser Plauderton macht mich nur noch unruhiger. Voller Misstrauen, das Juzo einfach ignoriert, mustere ich mein Gegenüber und nehme einen Keks. Essen tue ich ihn nicht.

„Als erstes kann ich dir mal sagen, dass dein ganzes Leben eine Lüge ist. Egal, an was du dich zu erinnern glaubst, es ist eine Illusion."

Der Keks hat gewaltig an Gewicht zugenommen. Anders kann ich mir meine lahmen Arme, die ich nur mich Mühe vor mich halte nicht erklären.

Mein Leben eine Lüge?

Wie stellt er sich das denn vor?

Wer sollen bitteschön die Leute, die mich großgezogen haben, dann sein wenn nicht meine Eltern?

„Da ich deine Verwirrung nachvollziehen kann, werde ich es dir noch mal genauer erklären. Von Anfang an."

Das klingt ja, als ob er furchtbar weit ausholen würde...

„Vor ungefähr vier Jahren, als du angefangen hast in dieser Kneipe zuarbeiten... Drunken Traitor, nicht? Das war kurz nachdem du zum Leben erwacht bist - durch meine Hand. Ich experimentiere schon so lange mit Tierwesen aus Rauch, da wollte ich eine größere Herausforderung. So kam ich auf die Idee, einen künstlichen Menschen zu schaffen. Dabei herausgekommen bist du."

Ich starre, gebe aber immer noch keinen Kommentar ab. Unbeirrt fährt Juzo fort, scheinbar furchtbar stolz auf sich.

„Es hat eine ganze Weile gedauert bis ich den Dreh heraus hatte, aber nun sieh dich an! Du siehst aus wie ein Mensch, handelst wie ein Mensch und fühlst dich wie ein Mensch. Wie gerne würde ich Dr. Vegapunk zeigen, was für ein Genie ich doch bin... Aber noch ist nicht die Zeit dafür. Du hast Macken, an denen ich feilen muss. Deswegen hab ich dich überhaupt mit hierher genommen."

„Warte, warte. Was, wenn ich überhaupt nicht repariert werden will und einfach nur weiter vor mich hin lebe, so wie ich es vorher getan habe? Warst du dir deshalb so sicher, dass ich nicht rechtzeitig zu meinen Leuten komme?"

Der junge Mann sieht mich an, als wäre er mit dem Bewusstsein ganz woanders. Als würde er schon darüber nachdenken, wo er mich aufschneiden muss, um zu erreichen was er vor hat.

„Wenn ich dich nicht behandle stirbst du spätestens in zwei Wochen. Benutzt du die von mir gegeben Kräfte oft, dann in wenigen Tagen. Und die Behandlung dauert bestimmt ein paar Wochen, wenn nicht länger", beantwortet Juzo verträumt meine Fragen.

Mir läuft ein Schauer über den Rücken. Die Art wie er mich betrachtet, mit dem Wissen, dass er nur mit mir experimentieren will...

Gruselig.

Abartig.

Ich will hier so schnell wie möglich weg.

Aber nicht, bevor ich nicht alle Antworten habe, die ich brauche!

Silver Melody (One Piece FF)Where stories live. Discover now