IV.

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Den Blick auf den Boden gerichtet stehe ich außerhalb des Sklavenhauses, die Ketten, die mich gefangen halten, sind in der Hand meiner neuen Herrin. Die Auktion ist vorbei und ich muss mich jetzt mit meinem neuen Schicksal abfinden. Mein ganzer zusammengekratzter Optimismus schmilzt dahin. Wir stehen alleine da und das Verhalten meiner Käufer hat sich drastisch verändert. Mit einem ganz miesen Blick scheinen sie schon zu planen, wofür sie mich verwenden wollen. Plötzlich schreckt die Frau zusammen.

„Schatz, ich muss nochmal rein. Ich fürchte, ich habe etwas liegen lassen", säuselt sie. „Nimm du solange das Mädchen."

Stumm übernimmt der Herr meine Ketten. Kaum ist die Frau verschwunden, hechtet ein Mann in Anzug auf meinen Herrn zu und tritt ihm mitten ins Gesicht. Der Herr bleibt bewusstlos auf dem Boden liegen.

„So behandelt man keine Lady!", sagt der Typ im Anzug und dann erkenne ich in ihm Schwarzfuß Sanji, der mir ja auch schon im "Drunken Traitor" begegnet ist. Grade will ich ihm danken, auch wenn er Pirat ist, als er mich mitsamt Ketten über die Schulter wirft und wegläuft.

Empört rufe ich: „Hey! Was zur Hölle hast du vor?!" und trommele mitmeinen Fäusten auf seinem Rücken herum.

„Anweisung vom Käpt'n!", antwortet Sanji nur und rennt weiter Richtung Hafen.

Glaube ich zumindest. In letzter Zeit leidet mein Orientierungssinn etwas...


Es dauert eine Weile, aber wir landen tatsächlich im Hafen des Sabaody Archipels. Inzwischen ist Sanji nicht mehr so schnell und obwohl es nicht sehr voll hier ist, frage ich mich, ob es denn niemandem merkwürdig vorkommt, das dieser Typ ein gefesseltes Mädchen auf der Schulter trägt. Wir halten auf ein großes Schiff zu, das am Bug einen hübschen Löwenkopf trägt. Man kann auch schon deutlich die Jolly Roger der Strohhutpiraten erkennen und langsam beginne ich mich zu fragen, was der Strohhut von mir will.

Diese Frage hätte eventuell schon früher in meinem Kopf herumschwirren sollen.

Na ja.

Sanji springt aufs Deck und setzt mich ab. Sofort ist die ganze Crew um uns herum versammelt. Es regnen lauter Fragen und Kommentare auf mich herab.

„Trittst du meiner Crew bei?"

„Hast du Geld?"

„Zeigst du mir dein Höschen?"

„Hast du Sake?"

„Sie hat eine Platzwunde am Kopf! Jemand muss sie verarzten! Ach ich bin ja Arzt!"

Ich halte den Kopf gesenkt, damit diese aufgedrehten Leute nicht mein wutverzerrtes Gesicht sehen. Kann man nicht einmal seine Ruhe haben?

„Könntet ihr bitte mal kurz die Klappe halten? Ich befinde mich grade in einer, meiner Meinung nach, misslichen Lage und würde gerne selbst ein paar Fragen beantwortet bekommen", sage ich betont ruhig von unten herauf und sehe in die aufgeregten Gesichter der Crew.

Ehrlich gesagt muss ich die Zähne ziemlich zusammenbeißen, um meine Lautstärke unter Kontrolle zu halten.

Klar kann ich mich fügen.

Wenn ich weiß, das ich keine Chance zur Flucht habe zum Beispiel. Aber so? Niemals. Tatsächlich haben es diese Piraten geschafft, ihre verdammten Münder zu halten.

„Monkey D. Ruffy, Kapitän der Strohhutpiraten, ich möchte wissen, wieso du mich auf dein Schiff hast bringen lassen."

Wow, ich kann ordentlich und höflich sprechen! Wie unerwartet.

„Ich hab dich zufällig bei der Auktion gesehen und bin der Meinung, dass du meiner Crew beitreten solltest."

Verächtlich sehe ich zu dem grinsenden Strohhut auf.

„Pirat werden ist das Letzte was ich jetzt brauche."

„Aber du warst doch schon mal Piratin..."

Fragend sieht der Käpt'n mich ebenfalls an.

„Ich habs mir mit einem Admiral verscherzt. Außerdem mag ich weder Schätze noch Partys und bin auch kein Träumer wie ihr. Ich habe keinen Grund, Pirat zu sein."

„Wow...Dein Leben muss langweilig sein", stellt der Strohhut fest.

„Und ich bin sehr zufrieden damit einen festen Job zu haben und ein ruhiges Leben zu genießen, wo mich niemand nach meinen Problemen fragt", gebe ich zurück. Für einen Moment schweige ich, dann fahre ich fort: „Aber was interessiert dich wirklich an mir?"

„Uns interessiert die Höhe deines Kopfgeldes. Wie kommt es, dass es so hoch ist?", antwortet Zorro anstelle von Ruffy. Mein Gesicht verdunkelt sich weiter.

„Wegen der Geschichte mit Aokiji? Oder meiner Teufelskraft? Vielleicht auch weil ich die letzte Erbin des Holy Voice of Songbird bin? Das ist eine Eigenschaft, die es mir ermöglicht, Gefühle mit meinem Gesang zu beeinflussen und zu schweben. Eigentlich recht harmlos, außer man kann es richtig benutzen. Dann kann man leicht großen Schaden anrichten. Seelische Zerstörung und so. Auf jeden Fall habe ich keine Ahnung."

Mir fällt auf, wie Nico Robin bei der Erwähnung von Aokiji zusammenzuckt. Sie scheint auch eine unangenehme Begegnung mit ihm gehabt zu haben.

„Was ist passiert?", fragt die Schwarzhaarige leise.

„Er hat meine ganze Crew auf einen Schlag getötet. Im Gegenzug vernichtete ich sein Schiff und habe es geschafft, seine Macht für mich zu missbrauchen. Das scheint er als großes Verbrechen anzusehen. Also bin ich nach dem Vorfall untergetaucht. Hat auch bis gestern hervorragend funktioniert."

Ja... Bis gestern war mein Leben noch normal.

Silver Melody (One Piece FF)Where stories live. Discover now