V.

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Sanji hat mir schon drei mal Essen angeboten. Eigentlich sollte ich ja Hunger haben... Aber mir ist der Appetit vergangen. Inzwischen gehen alle ihren Hobbys nach. Lesen, kochen, handwerken, schlafen... Nur Ruffy leistet mir weiterhin Gesellschaft. Er sitzt neben mir und verspeist genüsslich ein großes Steak, das eigentlich für mich gedacht war. Soll er doch. Ist mir ziemlich egal. Ob ich meine Fesseln mal loswerde? Müde lege ich meinen Kopf in den Nacken und beobachte die vorbei ziehenden Wolken.

„Hey Zorro!"

Der Strohhut ist fertig mit essen. Er steht auf und geht zu seinem eben geweckten Kameraden. „Kümmer dich mal um sie", meint Ruffy und sieht zu mir.

Was hat er jetzt schon wieder vor?

Zorro nickt nur, geht auf mich zu, zieht eines seiner Schwerter und steckt es wieder weg. Schon fällt mein Halsring ab und auch die Fesseln an meinen Händen lösen sich. Leicht verblüfft sehe ich erst den Käpt'n und dann den Schwertkämpfer an. Ein leises „Danke" verlässt meinen Mund, dann schweige ich wieder. Zorro legt sich wieder schlafen und Ruffy setzt sich erneut neben mich an die Reling. Ob er mir einfach nur auf die Nerven gehen will?

„Du hast nicht vor, mich wieder zum Archipel zurückzubringen, oder?", seufze ich.

Ruffy grinst mich an.

„Ob du es willst oder nicht, du gehörst jetzt zu uns."

„Dass das Kidnapping ist, sollte dir schon klar sein...", versuche ich es nochmal.

„Ich bin Pirat. Ich nehme mir was ich will", lacht er nur.

Bedauerlicherweise hat er recht.

Er mag etwas anders sein aber absolut egoistische Entscheidungen passen gut zu Leuten seiner Art. Also gebe ich mich geschlagen. Es hat keinen Sinn zu streiten. Scheinbar ist das hier doch so eine Situation, aus der ich nicht entkommen kann.

Heute hätte ich eigentlich meinen freien Tag im "Drunken Traitor"gehabt. Ob die Stammgäste misstrauisch werden, wenn ich morgen nicht komme?

Und übermorgen?

Und all die Tage danach?

Um ehrlich zu sein, der Job hat mir eigentlich sogar ein bisschen Spaß gemacht.

Es fängt wieder an. Meine Sorgen fangen wieder an, schwerer zu werden. Sollte ich mein Lied singen? Oder es aushalten... Wenn ich zu lange singe, fühlen sich meine Sorgen nur noch beschissener an.

Trotzdem.

Mein Kopf leert sich und nur diese eine Melodie taucht auf. Leise summe ich sie vor mich hin und ich werde leichter. Da ich nicht nicht sehr laut summe, beginne ich auch nicht zu schweben. Würde sowieso nur unnötig die Aufmerksamkeit der anderen auf mich ziehen.

Während ich summe, beobachte ich die Strohhutpiraten genau und überlege, wie es bloß mit mir weitergehen soll. Als Sanji plötzlich vor mir auftaucht, stoppt das Lied und meine Seele wir wieder schwer.

„Du scheinst ja doch etwas gegessen zu haben. Wenn ich dir irgendwas bringen kann, sag Bescheid."

Der Koch sieht erfreut aus.

„Ruffy hat alles in sich reingestopft", widerspreche ich und sehe zu, wie Sanji anfängt, mit seinem Käpt'n zu schimpfen. Das erheitert mich tatsächlich ein bisschen aber ich halte mich zurück. Bloß nicht zu offen werden.

Letztendlich endet es in einer Entschuldigung von Ruffy an mich.

„Kann ich dir denn etwas bringen?", versucht Sanji es erneut. Um nicht weiter mit derartigen Fragen genervt zu werden, wünsche ich mir einen Tee.

Silver Melody (One Piece FF)Où les histoires vivent. Découvrez maintenant