Bad Day?

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Du kannst es nicht erwarten, endlich zu Hause anzukommen. Die Arbeit ist heute echt hart gewesen und zu allem Übel hast du auch noch deinen Ex-Freund Choi Minho wiedergetroffen. Schlimmer kann es echt nicht werden.

Du achtest nicht weiter auf die Landstraße, auf der du gerade entlangbretterst und freust dich einfach nur noch darauf, zu Hause anzukommen, unter die Dusche zu springen und ins Bett zu fallen.

Du setzt den Blinker und willst nach links abbiegen, als auf einmal Sirenen zu hören sind. Ein entnervtes Seufzen entweicht deiner Kehle und du fährst rechts ran, um anzuhalten.

Das hat ja noch gefehlt. Super, ein Knöllchen mit dem du dich rumschlagen darfst. Aber du bist selbst schuld. Das hat man wohl davon, wenn man schnell nach Hause will und Straßenschilder nicht beachtet.

Du fährst das Autofenster herunter und achtest auf die schweren Schritte des Polizisten, der auf dich und deinen Wagen zukommt. Im Rückspiegel kannst du das Polizeiauto mit den immer noch blinkenden Sirenen sehen.

„Gibt es ein Problem, Officer?", fragst du und bemühst dich um einen möglichst freundlichen Tonfall. Vielleicht lässt er dich ja ungefragt davonkommen, wenn du ein wenig flirtest?

Der Polizist, von dem du bis jetzt nur die Beine und den Bauch sehen kannst, beugt sich nun hinunter, damit er dir ins Gesicht schauen kann.

Das hast du nicht erwartet. Der Officer sieht unerwartet gut aus und ein kleiner Kloß formt sich in deinem Hals.

„Ja allerdings, Miss." Ein freches Grinsen zieht an seinen Mundwinkeln. Seine dunklen, mandelförmigen Augen bohren sich förmlich durch deinen Schädel. „Ich glaube, Sie haben in Ihrer Eile die ganzen Verkehrsschilder übersehen, die deutlich sagen, dass man hier nur 50 und nicht 87 fahren darf."

Gespielt überrascht öffnest du die Augen und formst deine Lippen zu einem O.

„Das habe ich wohl wirklich übersehen."

Der Polizist lacht kurz. Es ist kein freundliches Lachen. Es kommt dir so vor, als würde er nur lachen, weil er eine andere Emotion überspielen will.

„Konnten es wohl kaum mehr abwarten, endlich zu Ihrem Freund zu kommen, hm?", fragt er skeptisch und zieht eine dicke Augenbraue hoch.

Nun ehrlich überrascht legst du den Kopf schief und lachst verunsichert. „Ich...ähm, ich habe keinen Freund..."

Der Officer lehnt sich etwas weiter ins offene Fenster. Sein Gesicht kommt deinem immer näher und du weichst unbewusst ein paar Zentimeter zurück.

„Nicht?"

„Nein, wirklich nicht."

„Was war dann der Grund, wieso Sie so gerast sind?"

Solltest du ihm – einem Wildfremden – wirklich von deinem harten Tag erzählen? Aber andererseits, wann wirst du ihn schon wiedertreffen? Diese Straße bist du vorher eh noch nie gefahren und hast es auch nicht nochmal vor; es war lediglich eine improvisierte Abkürzung gewesen.

„Ich hatte einen ziemlich anstrengenden Tag heute und habe mich einfach nur auf mein Bett gefreut. Außerdem habe ich mich vorher auch vergewissert, ob irgendwelche anderen Fahrzeuge auf der Straße waren. Aber es war völlig frei", versuchst du deinen Fehler zu rechtfertigen. „Ich bin eine sehr verantwortungsbewusste Fahrerin! Niemals würde ich das Leben anderer und meins so ungestüm riskieren."

Der dunkelhaarige Polizist schmunzelt bei deinem Versuch, sich aus der Situation zu winden. „Na gut, das kann ich verstehen."

Verdutzt blinzelst du. Meint er das ernst?

Anscheinend kann man deine Verwirrtheit an deinem Gesicht ablesen, denn er lacht laut auf. Diesmal ist es ein freundliches Lachen.

„Oh, Sie können mir ruhig glauben! Mein Tag war heute auch nicht gerade der Leichteste. Und aus Respekt vor unseren beiden schlechten Tagen werde ich Sie fahren lassen..."

Erleichterung breitet sich in dir aus, doch du weißt es besser, als es dir anmerken zu lassen.

Du willst dich schon bedanken und weiterfahren, als der gutaussehende Officer wieder das Wort ergreift.

„Aber was wäre ich denn für ein Polizist, wenn ich Sie nicht ohne Mahnung davonkommenlassen würde? Deshalb muss ich leider einen Zettel schreiben."

Du beißt dir in die Innenseite deiner Wange, um das genervte Stöhnen zurückzuhalten. War ja klar gewesen.

Der Polizist zückt einen Block und kritzelt schnell etwas drauf.

Dann reißt er den Zettel ab und reicht ihn dir mit einem Zwinkern.

„Ruf mich an. Ach und übrigens: Hier waren nie irgendwelche Geschwindigkeitsbegrenzungsschilder. Das ist eine Landstraße, die fast niemand benutzt. Ich habe dich nur angehalten, weil ich mit dir reden wollte."

Du spürst, wie deine Wangen leicht warm werden und du schenkst ihm ein verlegenes Lächeln. „Ich bin wohl doch zu unaufmerksam, was?"

„Ja, aber ich finde das süß", grinst er und du bemerkst das flirtende Funkeln in seinen Augen.

Ein flirtendes Lächeln breitet sich auch über deinem Gesicht aus und ihr schaut euch kurz schweigend in die Augen.

Dann zieht er sich aus dem Fenster zurück und klopft einmal auf dein Autodach.

„Na gut, Sie können dann fahren. Gute Fahrt noch! Und vergiss nicht, mich anzurufen."

Du rufst ihm noch ein „Werde ich, großes Ehrenwort" durchs Fenster zu, dann startest du den Motor und biegst nach links ab, verlässt die Landstraße und fädelst dich auf der Autobahn in den Verkehr ein.

Die ganze Zeit über beobachtest du den Polizisten durch den Rückspiegel, der sich auf die Motorhaube seines Wagens gesetzt hat, die Arme vor der Brust verschränkt und dir mit einem schiefen Grinsen hinterher sieht.

Vielleicht ist der Tag doch nicht so schlecht, wie du gedacht hast.



ende

Bad Day?Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang