1. Ein Tag in Distrikt 5

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Langsam wache ich auf. Die Sonnenstrahlen scheinen durch das kleine Fenster und ich kneife kurz geblendet die Augen zu, bevor ich mich aufrichte. Langsam steige ich aus dem Bett und zieh mich an. Meine Feuerroten Haare binde ich zu einem strengen Zopf zurück, bevor ich mich auf den Weg in die Küche mache. »Guten Morgen, Schatz.«, ruft meine Mutter gut gelaunt. »Morgen.«, erwidere ich und setze mich an den Tisch. Mein Vater ist schon bei der Arbeit, wir besitzen einen eigenen Blumenladen wo ich ihm manchmal aushelfe und Sträuße mit ihm zusammen binde. Oft arbeitet er bis spät in die Nacht, doch wenn er nicht so viel arbeiten würde, dann würden wir auch deutlich schlechter Leben. Die Bewohner in den Distrikten müssen sich ihr Geld hart verdienen, während das Kapitol sich einfach nimmt was es braucht. Schon oft habe ich darüber nachgedacht und mich gefragt was wir dagegen tun könnten. Eigentlich weiß ich dass es nur eine Möglichkeit gibt und die wäre, eine Rebellion anzuzetteln. Auch wenn ich das Kapitol verabscheue, würde ich dennoch nicht rebellieren. Ich will nicht in Schwierigkeiten kommen, sondern einfach nur mein Leben leben und meine Familie schützen. Und das geht eben nur wenn ich mich raushalte und nicht auffalle. Ich esse etwas Brot und dazu Beeren und mache mich dann sofort auf den Weg in die Schule. Weit muss ich nicht laufen, da unser Distrikt ziemlich klein ist. Und so komme ich bereits nach kurzer Zeit schon an dem kleinen Gebäude an. Der Unterricht dauert nie wircklich lange und meiner Meinung nach lernen wir definitiv zu wenig in der Schule, doch dem Kapitol reicht der Gewisse Grad an Bildung aus, sodass uns nur das nötigste beigebracht wird. Nach der Schule mache ich mich auch schon wieder auf den Weg Nachhause. Ich höre Gemurmel als ich an ein paar meiner Mitschüler vorbeilaufe. Mir ist sofort klar dass sie über mich reden, doch das ignoriere ich. Ich bin nicht sonderlich beliebt und habe demnach auch keine Freunde, allerdings möchte ich auch keine. Zum ersten versteht mich niemand hier und zum zweiten vertraue ich Schlicht und ergreifend keinem. Ich weiß nicht woran genau das liegt, doch mir fällt es sehr schwer jemanden zu vertrauen. »Hey, Finch« ich sehe nach rechts, wo Sam auf mich zuläuft. "Wollen wir noch in die Fabrik?", fragt er und fängt an zu grinsen. Sam ist die einzige Person der ich wircklich vertraue, allerdings sehe ich ihn nicht als Freund, sondern als einen Bruder. »Okay, aber wir müssen außen rum laufen. Ich habe zwei Friedenswächter gesehen, sie hatten Kohle dabei, also waren sie vermutlich auf den Weg in die Fabriken.« Sam nickt und wir machen uns auf den Weg. Nach einer Weile kommen wir an einem verlassenen Gebäude an, die alte Fabrik. Sie wurde aufgrund eines Defektes vor längerer Zeit geschlossen, allerdings blieb das Gebäude immer erhalten. Sam will schon loslaufen, doch ich halte ihn zurück. »Da ist einer der Friedenswächter.«, flüstere ich und zeige auf den Eingang, wo er steht. »dann müssen wir wohl den Hintereingang nehmen.«,meint Sam und läuft los. Er schafft es ungesehen an den Fiedenswächter vorbei, klettert an einem Rohr nach oben und schließlich durch das kaputte Fenster hindurch. Er winkt mir aus dem Fenster zu, doch ich zögere als der Friedenswächter genau in die Richtung sieht, in die ich möchte. Ich überlege kurz, nehme  einen Stein vom Boden und werfe ihn weit weg von dem Eingang. Sofort schießt der Helm des Wächters in die Richtung und er setzte sich in Bewegung. »Gute Idee.«, meint Sam nachdem ich ebenfalls in das Fenster hineingeklettert bin. »Ich habe immer gute Ideen.«, erwidere ich und grinse ihn an. Er erwidert dies nur und wendet sich nun der Fabrik zu. Ich bin froh, dass sie verlassen ist und uns so niemand sehen kann. Ich folge Sam langsam durch die Fabrik, bis wir schlißlich ankommen. Wir befinden uns in einem kleinen Raum, an der Seite uns gegenüber befand sich ein großes Loch, durch das man die Sicht auf Distrikt 5 inklusive einen Teil von Distrikt 4 hat. Ich setze mich an den Rand und genieße den Ausblick auf das Meer, welches an Distrikt 4 grenzt. »Ich liebe diesen Ort einfach.«, sagt Sam und ich kann ihn da nur zustimmen. Wenn es einen Ort gibt den ich liebe, dann ist es dieser hier.

Etwas später stehe ich an einem Stand in dem kleinen Marktplatz. Sam ist schon Nachhause gegangen, doch ich habe beschlossen noch etwas Fleisch zu holen. Ich bin mir nähmlich ziemlich sicher dass mein Vater heute nicht mehr Nachhause kommt. Er arbeitet oft auch Nachts, um für den nächsten Tag bereits vorzuarbeiten. Doch trotzdem kommt er oft sehr spät nachause. Auf dem Nachhauseweg trage ich mich noch einmal für Tesserasteine ein, die ich dann gegen einen Pfund Hackfleisch eintausche. »Wo warst du denn noch so lange?«, fragt mich meine Mutter sofort als ich heimkomme. »Ich war noch bei Sam.«, lüge ich und verziehe dabei keine Miene. Meine Mutter sieht mich eine Weile an, bevor sie schließlich seufzt:»Okay.«, sagt sie und ich lege das Hackfleisch zufrieden auf den Tisch. Doch gerade als ich gehen will, hält sie mich noch am Arm fest:»Finch, woher hast du das Fleisch? Hast du Tesserasteine dafür getauscht?« Ich sehe sie an, bevor ich antoworte:»Bisher habe ich noch nicht viele Eingetauscht. Glaube mir, ich weiß was ich tue.« »Wie oft ist dein Name jetzt drinnen?«, fragt sie und ich überlege kurz. »Fünfzehn mal. Aber das ist nicht viel, die Chance ist sehr gering. Außerdem hatte ich doch bisher immer Glück gehabt.«, sage ich und zwinge mir ein kleines Lächeln ab, bevor ich in mein Zimmer gehe. Ich lasse mich auf mein Bett fallen. Ich weiß dass es gefährlich und  äußerst unklug ist, Tesserasteine anzunehmen, doch was anderes beibt mir ja nicht übrig. Ich weiß genau, dass die Wahrscheinlichkeit, gezogen zu werden, gar nicht so gering ist. Selbst wenn man seinen Namen nur einmal in der Lostrommel hat. Unser Distrikt ist sehr klein, deshalb könnte jeder Morgen gezogen werden. Ja, die Wahrscheinlichkeit ist nicht gerade gering, dass ich bei der Ernte Morgen gezogen werde.

Finch: the Story of a TributeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt