Kapitel 6: Die Satansweiber

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Angst ist das grundlegendste, das menschlichste Gefühl. Als Kinder haben wir vor allem möglichen Angst: vor der Dunkelheit, vor den Monstern unterm Bett. Und wir beten, dass der Morgen kommt und dass die Monster verschwinden. Doch das tun sie nie; nicht wirklich. Fragt mal Jason Blossom.

Am Dienstag, als ich mit Betty zusammen zur Schule kam, hatte ich das Gefühl, als würden die Schüler auf den Gängen uns anstarren und ich fragte an Betty gewandt, ob sie wusste, was los war. Betty hatte keine Ahnung, aber Kevin kam uns entgegen und schaute mich mit großen Augen an. „Also das ist ja mal ne Story", sagte er und ich sah ihn mit fragendem Blick an. „Was, ihr wisst es noch nicht?", meinte er dann überrascht und Betty und ich tauschten einen verwirrten Blick und schüttelten den Kopf. „Dein... also Dr. Parks war gestern bei meinem Dad und hat eine Aussage gemacht", informierte er uns und ich fragte nach, was für eine Aussage er meinte. „Na ja, über dich und Polly", erzählte Kevin und ich blieb wie angewurzelt stehen. „Deswegen starren die Leute hier mich so an, als sei ich grade vom Mars zurückgekommen?", wollte ich aufgeregt wissen und Kevin nickte. „Das hier ist Riverdale. Die ganze Stadt wusste es wahrscheinlich innerhalb einer Stunde", meinte er und zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Na fantastisch", seufzte ich und wir gingen zur ersten Unterrichtsstunde. In der Freistunde trafen Betty, Jughead und ich uns im Raum der Schülerzeitung und redeten über den Plan, der uns hoffentlich dazu verhalf, den Aufenthaltsort von Polly herauszufinden. Wir hatten gestern überlegt, wie wir an die Hayles rankommen konnten, ohne zu verraten, dass wir wissen wollten, wo Polly war. Da die Hayles mich zweifellos erkennen und den Braten riechen würden, hatten wir beschlossen, dass Betty und Jug vorgeben würden, Mrs. Hayle für einen Artikel in der Schülerzeitung zum Thema Berufsbild des Journalismus zu interviewen. „Am besten ist es, wenn ihr sie nach alten Fotos fragt, die sie hoffentlich irgendwo rauskramen muss; oder ob ihr diese Journalismusauszeichnung sehen könnt, die sie vor ein paar Jahren gewonnen hat", meinte ich und Betty nickte zustimmend. „Irgendwann frag ich sie, ob sie mir den Weg zur Toilette zeigt und in der Zeit kannst du weiter suchen", sagte meine beste Freundin an Jug gewandt, der zustimmte. „Am besten nehmt ihr euch vor allem private Sachen vor, wie ihre Handtasche oder Jackentaschen. Betty, wenn sie dir den Weg gezeigt hat und wieder geht, könntest du das Schlafzimmer etwas unter die Lupe nehmen", redete ich weiter und sie fragte, was sie tun sollte, wenn das Zimmer abgeschlossen war. „Ich zeig dir meinen Trick mit der Haarnadel", antwortete ich und so war die Sache beschlossen.

Noch etwas lustiges über Angst: manchmal wird sie mit uns zusammen größer. Oder sie kauert in uns, zieht sich fest um unsere Eingeweide.

In jedem Herbst veranstaltet die Riverdale High eine Talentshow. Die Schüler nehmen das sehr ernst.

Während meine Freunde sich auf die Suche nach Hinweisen im Haus der Hayles machten, wartete ich im Raum der Schülerzeitung und schlug die Zeit tot. Als die Tür aufging und die beiden hereinkamen, schlug mein Herz vor Aufregung und Bettys Lächeln verriet mir, dass es geklappt hatte. „Wir haben was gefunden; einen Kontoauszug", sagte sie, als sie ihre Jacke und die Tasche ablegte. „Ich hab ein Foto davon gemacht, warte", meinte sie dann und öffnete das Bild auf ihrem Handy. „Hier ist eine Abbuchung zu sehen an etwas, das sich Die Schwestern der stillen Gnade nennt", las sie vor und Jughead, der vor seinem Laptop saß, suchte im Internet danach. „Was ist das? Klingt irgendwie nach ner Sekte", meinte ich und er rief den Treffer für eine Webseite auf. „Nein; es ist ein... Heim für schwierige Jugendliche", sagte er und las dann den Text vor, der unter einem Bild von einer betenden Statue stand: „Wo entmündigte Jugendliche wieder wichtige Werte lernen wie Disziplin und Respekt, während sie ein Leben voll stiller Reflexion und Unterwerfung genießen." – „Ein Leben voll Unterwerfung genießen? Klingt für mich, als wäre sie besser dran, wenn sie tatsächlich in einer Psychiatrie gelandet wäre, wie die Gerüchte sagen", meinte ich und trat neben Jug, um mir die Webseite anzusehen. „Arme Polly", sagte ich dann mitleidvoll und er sah von seinem Laptop zu mir hoch. In der Pause beschlossen wir, Polly in diesem Heim einen Besuch abzustatten und ich fragte Betty und Jug, wann genau Polly zuletzt in der Schule gewesen war. „Ich glaube, das müsste im April gewesen sein", meinte Betty, als wir uns an den Tisch zu Archie und Valerie setzten. „Worüber redet ihr? Kann ich vielleicht helfen?", wollte Archie wissen und ich sah ihn dankbar lächelnd an, schüttelte aber den Kopf. „Na ja das ist sowas wie ne verdeckte Operation, Archie. Da können wir nicht mit der gesamten Scooby Gang auftauchen, sonst fliegen wir auf", erklärte Jug es ihm und Betty deutete auf Valerie, die neben Archie saß. „Hast du nicht ne Probe für die Talentshow, Archie?", fragte sie ihn und er wechselte einen Blick mit Valerie, bevor er den Kopf schüttelte. „Nein, hab ich nicht", antwortete er und schaute von Valerie auf den Boden. „Doch Archie, das hast du", meinte jetzt jedoch Veronica, die zu uns kam und sich neben Valerie setzte. „Dank einer gewissen Veronica Ex Machina", fügte sie hinzu und Valerie fragte sie, was das heißen sollte. „Ach nur, dass ich mit dem Regisseur Schrägstrich Moderator geredet hab, um ihn zu erinnern, dass er dich vorher schon singen gehört hat", erklärte sie und schaute von Archie zu Kevin, der sich neben Jughead setzte. „Auch wenn es meine künstlerische Integrität verletzt", kommentierte Kevin das ganze und Veronica wandte sich wieder an Archie. „Kurz gesagt, du hast einen Platz, wenn du ihn willst", fasste Veronica zusammen und Archie sah zu ihr. „Veronica, danke, aber... du hast gesehen, was passiert ist", meinte Archie und Kevin fügte hinzu, dass sie das alle gesehen hatten. Jug nahm ein paar Chips aus der Tüte vor ihm und sah mich dann fragend an, ob ich auch welche haben wollte. Ich nickte und er legte ein paar vor mir auf den Tisch und ich lächelte ihm dankbar zu. „Euch meine Songs vorzuspielen ist eine Sache, aber allein auf der Bühne zu stehen, ohne jede Hilfe... Ich weiß nicht, ob ich das bringe", erzählte Archie währenddessen weiter und Veronica bot sich ihm als Partnerin an und wir sahen sie erstaunt an. „Veronica, ich wusste gar nicht, dass du singen kannst", sagte Betty überrascht und sie nickte lächelnd. „Wie eine Nachtigall", bestätigte sie und richtete sich wieder an Archie. „Was sagst du, Archielein? Bist du der Jay für meine Bey?", wollte sie mit geheimnisvollem Tonfall wissen und er nickte lächelnd nach kurzem Zögern. Am Nachmittag fuhren Jughead und ich mit dem Bus zu dem Heim, das sich am Stadtrand von Riverdale befand. Betty hatte nicht mitkommen können, weil sie mit Kevin verabredet war und so standen wir vor dem großen Gebäude, in dem sich irgendwo meine Schwester befinden sollte. Die Fassade sah von außen grau, öde und beklemmend aus und mein Herz klopfte schnell. Es erinnerte mich sogar ein bisschen an Briarcliff aus American Horror Story. „Hey, äh, beurteile ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche nicht nach seiner Fassade; richtig?", meinte Jug wenig überzeugend und ich holte einmal tief Luft und schloss für eine Sekunde die Augen, bevor wir die Straße überquerten und auf das Heim zugingen. „Was mach ich, wenn sie nicht weiß, dass ich ihre Schwester bin? Oder wenn sie nicht weiß, wer ich überhaupt bin? In der Schule hatte ich ja nie etwas mit ihr zu tun", meinte ich nachdenklich und wir blieben vor dem Eingang stehen. „Naja, es ist jetzt deine Entscheidung, ob du ihr erzählst, dass ihr Schwestern seid", antwortete Jug und ich nickte und atmete einmal tief ein. „Ich werds tun. Wenn ich es nicht tun würde, wäre ich nicht viel besser als mein Dad", entschied ich mich schließlich und Jughead fragte, ob ich bereit war. „Ja. Lass uns reingehen", erwiderte ich und wir betraten den Eingang. „Hallo, mein Name ist Scarlett Parks; ich möchte Polly Hayle besuchen", sagte ich der Empfangsdame, die im Eingangsbereich saß und mich streng ansah. Überall im Raum verteilt waren Jesuskreuze aufgehängt und Mariastatuen standen auf dem Tisch und in dem kleinen Aufenthaltsbereich. „In welcher Beziehung stehen Sie zu Polly Hayle?", wollte die Frau wissen und ich sagte ihr, dass ich eine enge Freundin war. „Dürfte ich dann bitte Ihren Ausweis sehen?", verlangte sie dann und ich reichte ihn ihr. „Dann unterschreiben Sie hier", sagte sie und reichte mir die Besucherliste des heutigen Tages. „Ihr Freund muss warten", fügte sie in strengem Ton hinzu und ich wechselte einen Blick mit Jughead, der auf einem Stuhl im Aufenthaltsbereich Platz nahm. Nachdem ich unterschrieben hatte, begleitete mich die Frau von der Anmeldung zu Pollys Zimmer und eine Frau in Nonnenkluft übernahm ihren Posten. „Pollys Zimmer ist gleich hier drüben", sagte sie, als wir links in einen Gang abbogen und sie fügte hinzu, dass jetzt die Zeit der stillen Reflexion war. „Und die verbringt sie meist im Garten der Erlösung", erklärte die Frau und blieb stehen, damit ich durch das kleine runde Glasfenster einen Blick in den Raum werfen konnte, in dem Polly anscheinend wohnte. Gegenüber der Tür war ein Fenster eingelassen, mit weißen Vorhängen davor. Rechts in der Ecke daneben stand ein schmales, unbequem aussehendes Bett aus weißem Metall und ein Kreuz und mehrere Bilder mit kirchlichen Motiven hingen an den Wänden. Mehr konnte ich durch den kleinen Kreis nicht erkennen und die Frau führte mich durch ein Treppenhaus am Ende des Gangs hinunter in den Garten. Das Areal war wirklich weitläufig und in der Mitte führte ein kleiner Torbogen zu einem angelegten Garten, der aus gepflanzten Rosenbüschen, Bänken und einer Steinstatue bestand. Ein Mädchen in meinem Alter stand vor einem der Rosenbüsche und die Empfangsdame bedeutete mir, dass ich zu Polly gehen konnte. „Danke", sagte ich und machte mich dann mit klopfendem Herzen auf den Weg zu meiner Schwester. Ich ging an der Skulptur vorbei und näherte mich dann zögerlich dem Rosenbusch, vor dem sie stand. Ihr Haar hatte fast genau die gleiche Farbe wie meines, ein tiefes dunkelbraun, und sie trug ein blaues Kleid und eine rote Jacke darüber. Ich fasste all meinen Mut zusammen und atmete einmal tief ein, als ich ihren Namen rief. „Polly?", fragte ich und sie schaute zu mir. In ihrem Haar steckte ein Haarreif und ich sah, dass ihre Augen braun waren und nicht grün, wie meine. Aber es stimmte, ansonsten sahen wir uns sehr ähnlich. Sie musterte mich ähnlich wie ich sie und nannte dann auch meinen Namen. „Scarlett?", sagte sie und ich nickte verhalten lächelnd und kam etwas auf sie zu. „Oh mein Gott, du bist hier", sagte sie dann erfreut mit einem Lächeln und drehte sich zu mir. Und da sah ich ihren Babybauch. Perplex starrte ich sie an und sie legte ihre Hände auf den Bauch und lächelte leicht. „Du kriegst ein Baby!", sagte ich aufgeregt und erfreut und sie nickte lächelnd. „Wow, es gibt so viel, worüber wir reden müssen", sagte ich mit einem Lächeln und wir gingen zu einer der Bänke. „Bist du hier, weil du es rausgefunden hast, Scarlett?", fragte sie mich dann überraschend und ich bestätigte es. „Vorausgesetzt, du meinst dasselbe wie ich", hakte ich vorsichtig nach und Polly fing an, zu erzählen. „Nachdem ich dieses Jahr wieder kurz auf der Schule war und danach wieder hier gelandet bin, haben Jason und ich uns manchmal getroffen, indem er sich hier reingeschlichen hat. Und er erzählte mir vor ein paar Wochen, dass er rausgefunden hat, dass ich eine Schwester habe", sagte sie und lächelte mich an und ich erwiderte ihr Lächeln. „Und das bist du", fügte sie hinzu und wir umarmten uns. „Es tut mir so leid, dass ich jetzt erst komme. Ich weiß davon erst seit ein paar Tagen", erklärte ich und sie nickte verständnisvoll. „Weißt du, woher Jason diese Information hatte?", wollte ich wissen, aber Polly sagte, er hatte es ihr nicht erzählt. „Und ist das Baby... von Jason?", fragte ich dann nach und Polly bestätigte es lächelnd. „Bitte freu dich für mich, Scarlett", sagte sie dann und ich legte sacht meine Hand auf ihren Bauch. „Natürlich freue ich mich für dich! Ich werde Tante", erwiderte ich freudig überrascht und konnte es noch nicht wirklich realisieren. „Und deine... also ich meine die Hayles, haben sie dich deswegen hergebracht? Weil du schwanger bist?", wollte ich wissen und Polly sah mich eindringlich an. „Weil sie mich nicht mehr unter Kontrolle hatten, Scarlett. Sie haben es gehasst, dass Jason und ich ein Paar waren; sie waren glücklich, als es aus war", erklärte sie und ich schaute sie mitleidvoll an. „Jasons Eltern haben ihn gezwungen, mit mir Schluss zu machen. Für sie war das völlig unmöglich; ein Blossomjunge und ein Haylemädchen. Sie wussten natürlich nichts davon, dass ich nicht die leibliche Tochter bin und die Blossoms und Hayles können sich schon seit Generationen nicht leiden", redete sie weiter und ich hörte ihr aufmerksam zu. „Als ich ihm von dem Baby erzählt hab; unserem Baby", fing sie an und sah kurz auf ihren Bauch. „... war er so unglaublich glücklich, Scarlett. Wir wollten zusammen durchbrennen, an einem schönen Ort eine Familie gründen", sagte sie und blickte verträumt auf einen Punkt, den niemand außer ihr sehen konnte und so langsam wurde mir klar, dass sie wohl noch nichts von Jasons Tod gehört hatte. „Also, am vierten Juli bin ich aufgestanden, hab meine Sachen gepackt, um mein neues Leben zu beginnen; wie Jason und ich es geplant hatten. Jason wollte mich hier wieder heimlich besuchen und mit mir zusammen abhauen, aber... er ist nicht aufgetaucht", erzählte meine Schwester weiter und ich sah sie mitleidend an. Dann schaute sie sich kurz um und lehnte sich etwas zu mir, um in leiser Stimme zu reden. „Scarlett, hast du ihn gesprochen? Ich konnte ihn nicht kontaktieren, weil ich hier mein Handy nicht habe", fuhr sie fort und ich holte tief Luft, aber sie redete aufgeregt weiter. „Wenn ich ihm eine Nachricht schreibe, gibst du sie ihm?", fragte sie hoffnungsvoll und ich sah sie bestürzt an. „Polly, Jason ist-", wollte ich anfangen, aber sie war aufgestanden und drehte sich zu mir, als ich ihr folgte. „Wenn du mir hilfst, hier abzuhauen, dann treff ich mich mit ihm. Ich geh zum Auto, am alten Highway nahe der Route 40. Wenn du am alten Ahornsirupschild bist, bist du fast da. Siehst du, ich habs im Kopf! Ich hab schon gepackt, wir haben gepackt, wir fahren zur Farm wie geplant", redete sie immer weiter und nahm meine Hände in ihre, aber ich schüttelte bedauernd den Kopf. Das schien sie aber nicht wirklich mitzubekommen und so sagte ich laut ihren Namen und verschaffte mir Gehör. „Was ist, Scarlett? Was ist los?", fragte sie dann besorgt und ich sah sie traurig an und kämpfte gegen meine Tränen. „Polly, Jason ist...", fing ich an und sah zu Boden. „Was ist? Ist ihm was passiert?", wollte sie sorgenvoll wissen und ich schaute wieder zu ihr und nickte leicht. „Etwas schlimmes?", fragte sie weiter und wieder nickte ich und sie schien es langsam zu verstehen. „Oh mein Gott", sagte sie tonlos und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Ich fasste sie sanft an den Armen und die Tränen liefen ihr an den Wangen hinunter. „Ich wusste es; er ist... er ist...", wollte sie sagen und ich konnte es kaum ertragen, sie so zu sehen. „Polly, es tut mir so leid", sagte ich mit von Traurigkeit schwerer Stimme und wollte versuchen, sie irgendwie zu trösten, als die Frau vom Empfang bei uns war. „Komm mit, junge Dame. Sofort!", ließ sie keine Widerrede zu und eine Frau in Nonnenkluft, die gerade bei einem anderen Mädchen gestanden hatte, kam zu Polly, um sie wegzuführen. „Was ist denn los?", wollte ich von der Empfangsdame wissen, während ich ihr folgte und über meine Schulter sah, wie sich die Nonne um Polly zu kümmern schien. „Es ist Besuch für Sie da", antwortete die Frau vor mir nur und wir gingen zurück in den Eingangsbereich. Dort saß Jughead immer noch in dem Stuhl und stand jetzt auf, als er uns sah. „Und Sie kommen auch mit", wies die Frau ihn an, als wir an ihm vorbei gingen und er kam zu mir. „Was ist los?", fragte er mit leiser Stimme und ich flüsterte zurück, dass ich das auch nicht wusste. „Warten Sie hier drin", sagte die Frau dann streng, als wir in einem Raum standen, der wie ein Büro aussah. Ein Schreibtisch mit Stühlen stand dort und Aktenordner und Drucker. Wir betraten das Zimmer und die Empfangsfrau schloss die Tür hinter uns. „Was ist passiert?", wiederholte Jughead seine Frage und ich erzählte ihm, dass Polly schwanger war und nicht gewusst hatte, dass Jason tot war. „Die Hayles haben ihr anscheinend noch nicht einmal gesagt, dass der Vater ihres Kindes tot ist", sagte ich gerade und Jug sah mich ungläubig an. In diesem Moment ging die Tür auf und eine blondhaarige Frau in beigem Mantel kam herein. Ich wusste, dass es Mrs. Hayle war; ich hatte sie schon bei ein paar Veranstaltungen in Riverdale gesehen. „Ich zahl den Schwestern viel Geld. Glaubt ihr, sie sagen mir nicht bescheid, wenn Polly Besuch bekommt?", sagte sie ohne irgendeine Begrüßung und schloss die Tür hinter sich. „Ach, wir kennen uns ja bereits von heute Morgen", meinte sie in kühlem Ton zu Jughead und wandte sich dann an mich. „Ich nehme an, so bist du an diese Adresse gekommen; hast deine Freunde für ein Interview vorbei geschickt", redete sie weiter und schien mich mit einem Eisesblick zu durchbohren. „Polly ist meine Schwester. Ich habe ein Recht, sie zu besuchen", antwortete ich bloß und verschränkte die Arme. „Aufwühlender Besuch ist nicht gut für sie", entgegnete Mrs. Hayle und ich hätte ihr am liebsten eine Ohrfeige verpasst dafür, wie sie mit Polly umging. „Wenn das so ist, sollten wohl besser Sie gehen. Sie haben ihr nicht gesagt, dass sie eine Schwester hat und auch nicht, dass der Vater ihres Kindes tot ist!", warf ich der Frau vor und sie machte einen Schritt auf mich zu. „Dass ihr Schwestern seid, sollte nie jemand erfahren; ganz besonders Polly und du nicht. Aber deinem Volltrotteladoptivvater fällt natürlich nichts besseres ein, als herzuziehen", erwiderte sie in schneidendem Ton und jetzt mischte sich Jughead ein und fragte, warum das niemand wissen sollte. „Der gute Dr. Richard Parks wollte uns Polly nach dem Tod eurer Eltern wegnehmen. Deswegen sind wir weggezogen", erklärte Darleen Hayle und ich wechselte einen misstrauischen Blick mit Jug. „Ganz sicher wollte er das nicht!", protestierte ich, aber sie warf mir nur einen abschätzigen Blick zu. „Jedenfalls werdet ihr das Heim auf der Stelle verlassen und Polly auch nie wieder hier besuchen", stellte sie klar und ich schüttelte entschieden den Kopf. „Das haben Sie nicht zu bestimmen", entgegnete ich und jetzt ging Mrs. Hayle zur Tür und öffnete sie. „Holen Sie sie", wies sie jemanden an und zwei Männer betraten den Raum und kamen auf Jug und mich zu. „Kommen Sie mit uns mit. Sollten Sie sich wehren, wenden wir Gewalt an", sagte einer der beiden und ich fragte mich, was für ein Scheiß hier eigentlich lief. Einer der Männer ging auf Jughead zu und der anderen kam zu mir und wollte mich am Arm packen, aber ich warf ihm einen bösen Blick zu und er ließ es vorerst bleiben. Mrs. Hayle ging vor uns und den großen Männern in den weißen Kitteln aus dem Raum und als wir in der Empfangshalle standen, sah ich auf der anderen Seite des Flurs Polly, die sich zu uns umdrehte. „Darleen?", fragte sie ungläubig, als sie uns sah und wir blieben stehen. „Polly", erwiderte Mrs. Hayle nur tonlos und starrte sie an, als wäre sie ein Geist. „Jason ist tot?! Und ihr sagt mir nichts und sperrt mich hier ein?", schrie Polly sie dann an und kam auf sie zu. „Baby, es ist zu deinem besten", versuchte Mrs. Hayle, ihr zu erzählen und zwei weitere Männer in weißer Kleidung, die auf dem Flur waren, kamen angerannt. „Oh, das sagst du immer, aber es stimmt nicht!", schrie Polly sie an und wehrte sich gegen die Pfleger, die sie packten. „Lasst sie los!", rief ich und Polly rief meinen Namen. Ich lief zu ihr, bevor der Mann neben mir mich zu fassen bekam, und nahm meine Schwester in den Arm. „Ich hol dich hier raus, das schwöre ich, Polly", versprach ich ihr, doch dann kamen die Pfleger und trennten uns voneinander. „Nein!", kämpfte Polly gegen die Männer, die sie zu ihrem Zimmer zerrten und ich konnte nichts anderes tun, als ihr voller Schmerz hinterher zu sehen. Ich versuchte, mich gegen den Pfleger zu wehren, aber er hatte mich fest im Griff und es war aussichtslos. „Sehen Sie denn nicht, was Sie ihr antun?!", sagte ich dann an Mrs. Hayle gewandt, die einfach nur da stand und mit Tränen in den Augen Polly nachsah. Die Pfleger brachten uns raus und wir stiegen in den nächsten Bus, der uns nach Hause fuhr und ich erzählte Jughead auf der Fahrt, was Polly gesagt hatte.

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