Kapitel 4: Die letzte Vorstellung

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Es ist eine Woche her, dass Jason Blossoms Leichnam gefunden wurde. Doch sein Tod sollte nicht der erste und auch nicht der letzte Verlust für Riverdale sein. Das Twilight Drive – In Autokino, mein zweites Zuhause und ein Stück Stadtgeschichte, schließt für immer. Grade jetzt, wo wirs am meisten brauchen. Während Sheriff Keller an jede Tür klopft und die Nachbarn sich gegenseitig verdächtigen, wird Riverdale immer mehr wie Salem während der Hexenprozesse. Unterdessen plant das Mädchen von nebenan, die freundliche Hitchcock – Blondine Betty Cooper, ihren nächsten Zug. Wie wird sie damit umgehen, dass ihr bester Freund Archie Andrews sich in einer für sie nicht tragbaren Romanze befindet?

Am Dienstagabend saßen wir wieder zu fünft im Pop's, diesmal aber mit Kevin statt Archie. Wir hatten heute Mittag erst herausgefunden, dass das Autokino in Riverdale schließen würde, weil irgendwas anderes dort gebaut werden sollte, und Jughead schien das ganze ziemlich nah zu gehen. „Die Schließung des Autokinos ist nur ein weiterer Nagel im Sarg von unserem Riverdale – nein, vergesst Riverdale, eher im Sarg des amerikanischen Traums! Wie der – wie der Pate des Indiefilms Quentin Tarantino immer sagt-", wollte Jug zitieren, aber Kevin unterbrach ihn. „Bitte Jug, Schluss mit den Tarantino Zitaten", verlangte er, aber Jug schien nicht dran zu denken. „Wieso? Ich bin angepisst", machte er klar und sah kurz von mir zu Betty, Veronica und Kevin, die auf der Bank gegenüber von uns saßen. „Und nicht nur, weil ich jetzt meinen Job verliere. Das Twilight Drive – In hatte ne Bedeutung für uns! Die Leute sollten versuchen, es zu retten!", beharrte er auf seiner Meinung und Veronica versuchte, ihn zu besänftigen. „Heutzutage sehen die Leute Netflix und Video on demand, keiner sieht sich mehr Filme im Autokino an. Ich meine, wer geht da schon noch hin?", meinte sie und Kevin antwortete, dass Typen die Crack kaufen wollten, dort hingingen. „Und Cineasten und Autoenthusiasten; stimmt doch, Scar", schaute Jughead dann hilfesuchend zu mir und ich schaute von meiner Cola hoch und nickte zustimmend. „Ich muss Jug zustimmen. Ich geh nämlich super gerne ins Drive – In und bin kein Typ, der Crack kaufen will", erklärte ich grinsend mit einem kleinen Seitenhieb an Kevin. „Und was Netflix und so weiter angeht; in so alten Autokinos oder generell alten, kleinen Kinos zeigen sie oft super coole alte Filme, die es bei Videoanbietern nicht gibt", fügte ich hinzu und Jug nickte mir dankbar zu. „Jedenfalls machen die dicht, weils der Stadt gehört, sie aber nichts investieren will. Ein anonymer Käufer hat Bürgermeisterin McCoy n Angebot gemacht und sie konnte nicht ablehnen", erzählte er und sah aus dem Fenster. „Ein anonymer Käufer? Was hat er zu verbergen, wen interessiert das?", wollte Veronica etwas amüsiert wissen und Jughead schaute sie verständnislos an. „Na mich! Ihr solltet alle zur Abschlussvorführung kommen", meinte er dann und sah in die Runde. „Ich dachte an American Graffiti oder ist das zu offensichtlich?" Veronica antwortete, dass sie lieber etwas mit Audrey Hepburn oder Cate Blanchett sehen wollte. „Oder Der talentierte Mr. Ripley", sponn Kevin den Gedanken weiter und Betty warf James Dean ein. „Deine Vorschläge, Scar?", wandte sich Kevin schließlich an mich und ich überlegte einen Moment. „Wie wärs mit John Travolta im absoluten Klassiker und Kultfilm Pulp Fiction?", schlug ich vor und Jughead sah kurz zu mir und lächelte. Ich erwiderte das Lächeln und im nächsten Moment kam Veronicas Mutter, Hermione Lodge, die im Pop's kellnerte, zu uns und brachte unsere Pommes. „Hier, bitte Kinder", sagte sie, als sie die Teller vor uns stellte und wir bedankten uns. Ein paar Tische weiter saß Cheryl mit zwei ihrer Freundinnen und Veronicas Mutter ging hin, um abzukassieren, als wir Cheryls laute Stimme hörten. „Passen Sie auf, dass das Geld auch in der Kasse landet", sagte sie und Veronica stand auf, um zu ihrer Mom zu gehen. „Cheryl", hörten wir Veronica in bösem Ton sagen, aber ihre Mutter wollte das anscheinend selbst klären. Veronica setzte sich wieder zu uns und Kevin schaute zur Tür, durch die gerade Archie, sein Vater und Miss Grundy kamen. „Also das ist ja mal ne spannende Gruppe", meinte er und Betty stand auf. „Ich bin gleich wieder hier", sagte sie und ich versuchte, sie davon abzuhalten. „Betty, lass das", warnte ich sie, aber meine beste Freundin ignorierte es und ging an mir vorbei. „Hey, was ist passiert?", wollte Kevin jetzt von mir wissen und ich wechselte einen kurzen Blick mit Jug. Es war besser, wenn außer den eingeweihten erstmal niemand was von der Geschichte mit Archie und Miss Grundy wusste. „Ich glaube, Betty will mit ihm reden, weil sie sich letztens gestritten haben", zog ich mir aus den Fingern und hoffte, dass er es schlucken würde. „Gestritten?", hakte Kevin überrascht nach und ich überlegte mir eine weitere dumme Lüge. „Ja, wegen der Sache mit Chuck; soweit ich mitbekommen hab, hat Archie sich da irgendwie eingemischt", log ich munter weiter und zum Glück ließ Kevin es dabei stehen. Jug warf mir einen Blick zu, der wohl sagen sollte Gerade nochmal gut gegangen und wir sahen, wie Betty und Archie draußen vor dem Pop's redeten. „Was ist da draußen los? Tut was ihr wollt, ich bin gleich wieder hier", sagte Veronica schließlich und stand auf. „Wie wars, bevor sie hier war, Leute? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht mehr", meinte Kevin nur und Jug verdrehte die Augen und nahm sich eine Pommes vom Teller. Schließlich sahen wir nur, wie Betty wütend den Kopf schüttelte und dann davon stapfte. Archie wollte sie aufhalten, aber sie ignorierte ihn und schien sich in Richtung Heimweg davonzumachen. „Verdammt", murmelte ich und kramte in meiner Jackentasche nach dem Geld. Ich hatte nur einen zehn Dollarschein und legte ihn auf den Tisch. „Sorry Leute, ich muss los. Das Geld müsste reichen, irgendwem hab ich grade n Drink spendiert", sagte ich etwas abwesend und stand vom Tisch auf. „Also dann, wir sehen uns", verabschiedete ich mich schnell und folgte Betty aus dem Laden. Als ich draußen war, kamen Archie und Veronica auf mich zu. „Ich schwörs dir, ich hab ihr nicht... absichtlich wehgetan oder so. Aber ich kann ihr nicht nach, drinnen warten mein Dad und-" Aber ich ließ ihn nicht ausreden und nickte nur. „Schon okay, das ist wohl alles ein bisschen viel im Moment. Aber das wird schon wieder", sagte ich und wandte mich dann an Veronica. „Ich nehme an, du weißt es jetzt auch, aber sag bitte Kevin nichts davon", bat ich und sie nickte verständnisvoll. Dann machte ich mich auf den Weg und lief meiner besten Freundin nach.

Riverdale - Beneath The Town [German Version]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt