Kapitel 1: Das Flussufer

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In unserer Geschichte geht es um eine Stadt; eine Kleinstadt. Und um die Leute, die dort wohnen. Auf den ersten Blick sieht sie aus wie jede andere Kleinstadt, irgendwo auf der Welt. Sicher, anständig und unschuldig. Doch ab einem bestimmten Punkt sieht man genau genug hin – und man fängt an, die Schatten unterhalb der Stadt zu sehen. Und manchmal... nehmen die Schatten Überhand. Und man lebt an diesem Ort, den man nicht mehr wiedererkennt. Und man fühlt eine Menge Dinge, aber sicher ist keins davon.

Der Name dieser Stadt ist Riverdale.

Und unsere Geschichte beginnt, nehme ich an, mit dem, was die Blossom – Zwillinge in diesem Sommer getan haben. Am vierten Juli, in der Morgendämmerung, sind Jason und Cheryl Blossom zum Sweetwater River rausgefahren für eine frühmorgendliche Bootsfahrt. Das nächste was wir wissen ist, dass Dilton Doiley, der die Pfadfinder von Riverdale bei einer Vogelbeobachtungsexpedition anführte, Cheryl am Flussufer gesehen hat. Die Polizei von Riverdale hat den Sweetwater River nach Jasons Leiche abgesucht, aber vergeblich.

Es ist unnötig zu erwähnen, dass es in dieser Nacht keine Feuerwerke in Riverdale gab. Eine Woche später beerdigte die Familie Blossom einen leeren Sarg. Als Todesursache wurde ein Unfall angegeben, aber ein Gerücht machte die Runde.

Dass Cheryl einen Handschuh ins Wasser fallen lassen hatte, und Jason heruntergegriffen hatte um ihn herauszuholen, und versehentlich das Boot gekippt hatte, in Panik geraten war, und ertrunken ist, was super schräg ist, weil Jason Captain fast aller Sportteams auf der Riverdale High war, einschließlich Water Polo. Nicht, dass irgendjemand diese Fakten zu genau geprüft hatte, oder zu viele Fragen gestellt hatte. Die Blossoms hatten ihre Ranken um die gesamte Stadt geschlungen – niemand wollte sich mit ihnen verfeinden.

Was uns betrifft, wir reden auch am letzten Tag der Ferien immer noch von der Tragödie des vierten Juli. Als die Stadt von einem neuen Mysterium überrollt wurde...

Am letzten Tag der Ferien waren Kevin und ich bei Betty und sahen ihr zu, wie sie sich für ihr Treffen mit ihrem besten Freund und heimlichen Schwarm Archie Andrews fertig machte. „Bist du aufgeregt, nervös?", wollte Kevin mit einem leichten Grinsen wissen und sah von seinem Handy zu unserer Freundin Betty, die ihre hellblonden Haare zu einem Zopf band. „Beides. Ich hab ihn den ganzen Sommer nicht gesehen", antwortete sie und drehte sich nervös lächelnd zu ihrem Bett um, auf dem Kevin und ich es uns bequem gemacht hatten. „Weswegen etwas Aufregung absolut verständlich ist, aber du hast es versprochen, Betty", erinnerte Kevin sie und ich nickte zustimmend. „Archie wäre bescheuert wenn er dich abblitzen lassen würde", pflichtete ich ihm bei und Betty wandte sich lächelnd wieder ihrem Spiegel zu. „Es ist soweit. Hey, du magst ihn und er dich", redete Kevin weiter und Betty schaute wieder zu uns, während sie ihre Wangen puderte. „Naja und warum, Kevin, hat er dann noch nie etwas gesagt oder getan?", wollte sie im Gegenzug wissen und Kevin zögerte einen Moment bevor er antwortete, dass Archie ein toller Kerl war. „Und wie den meisten Heteromännern der Jahrtausendwende muss man ihm sagen, was gut für ihn ist. Also sags ihm endlich", endete er schließlich und stand auf. „Warten wirs ab, ich meine es kommt drauf an", meinte Betty nur und Kevin schaute zum Fenster raus. „Du wirst es bestimmt nicht bereuen, Betty", wollte ich ihr Mut machen und bevor sie etwas erwidern konnte zog Kevin die Vorhänge noch etwas weiter auf. „Oh mein Gott", sagte er nur und Betty und ich folgten seinem Blick. Bettys bester Freund wohnte direkt gegenüber von ihr und hatte die Vorhänge vor seinem Fenster nicht zugezogen. In seinem Zimmer brannte Licht und wir konnten ihn dabei beobachten, wie er sein Shirt wechselte. „Das Spiel hat sich verändert. Archie ist jetzt heiß! Er hat Bauchmuskeln bekommen", stellte Kevin mit fasziniertem Blick fest und jetzt drückten auch Betty und ich unsere Nasen an die Scheibe. „Sechs Gründe mehr, den rotschopfigen Bullen heute Abend bei den Hörnern zu packen, hörst du?", redete Kevin weiter, aber wir waren noch zu sehr beschäftigt, Archie Andrews zu stalken, der auf seinen Handybildschirm starrte und uns zum Glück nicht bemerkte. Archie war schon immer hübsch gewesen, seit ich vor vier Jahren mit meinem Dad nach Riverdale gezogen war. Über die Sommerferien hatte Archie seinem Vater auf dem Bau geholfen und vor den Ferien hatte er noch nicht diese vielen Muskeln gehabt. Aber obwohl er so gut aussah war er einfach überhaupt nicht mein Typ, ganz davon abgesehen, dass ich sowieso niemals etwas mit einem Kerl anfangen würde, auf den meine beste Freundin stand. Betty machte sich weiter fertig und Kevin und ich gingen mit ihr zusammen aus dem Haus, wünschten ihr viel Glück und liefen dann zu Kevin, um uns dort einen gemütlichen Filmabend zu machen.

Riverdale - Beneath The Town [German Version]Where stories live. Discover now