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Mit 500 tausend Yenni mehr macht sich Shaik auf den Weg. Wohin weiß sie selbst nicht so genau. Immer weiter, hauptsache etwas erleben. Sie hoffte mit der Hunterlizens anspruchsvollere Aufträge zu bekommen, Kämpfe mit starken Gegnern in denen das Adrenalin überzukochen droht..
Die Assassinin kommt in einer größeren Stadt an, sieht eine Bar und begibt sich auf direktem Weg in diese. Gelangweilt lässt sie sich auf einen Stuhl fallen und bestellt sich einen Drink.
Vermutlich ist sie einfach zu stark. Ihre Mutter hat schon früh angefangen sie und ihre Schwester gut auszubilden. Eng bekannt mit der Familie der Zoldycks war es nur die logische Konsequenz ebenfalls getrimmt und abgestumpft zu werden. Ihr Vater, ein renommierter Forscher, übte währenddessen häufig Genexperimente an ihr aus, welche die Auraporen stärker öffneten, Lebensenergie erhöhten, die Ausdauer und den Körper stärkten. Nichts was ihr schmerzte, nichts was sie zu dem Zeitpunkt nicht wollte. Bei ihrer Schwester war es anders.
Ein gut aussehender Kellner brachte freundlich lächelnd ihr Glas. Shaik legt den Kopf genervt auf die Hand und rührte darin umher.
Ja ihre Schwester Machi, die Schöne, die Schlaue, die Perfekte. An ihr musste nie rumgedoktert werden. Sie war von Natur aus schon der optimale Nachkömmling. Allerdings sah ihre Schwester die Dinge generell kritischer. Sie wollte nicht unter der strengen Fuchtel ihrer Eltern stehen. Machi wollte ihr eigenes Leben leben. Ihrem eigenen Kopf nachgehen und verließ sie demnach früh. Als ausgebildete Auftragsmörderin hatte sie keine Schwierigkeiten sich einer starken Bande anzuschließen und ihre Eigenständigkeit gleich darauf erneut vollständig abzugeben. Vermutlich kann sie einfach nicht ganz allein sein. Ihre Schwester spielt immer die desinteressierte, die genervte Einzelgängerin, allerdings hasste sie die Einsamkeit. Oft schliefen sie nach einem Streit, trotzdem gemeinsam in einem Bett, da Machi es alleine nicht aushielt.
Shaik trank einen großzügigen Schluck und steckte sich eine Zigarette an. Sie vermisst trotz der ständigen Streitigkeiten ihre Schwester sehr. Nachdem Machi wegging, wollte auch sie nicht viel länger bleiben. Shaik fing an die Dinge zu hinterfragen. Wieso musste sie ständig in das Labor und an die Geräte? Was war falsch mit ihr? Ihre Eltern erklärten sie habe Potenzial, könne dadurch Stärker werden... nun hat sie den Salat. Zu stark und zu gelangweilt. Sie beendete die Situation, verließ ihre Eltern. Nicht im Streit, nicht mit bösen Gefühlen. Sie wollte nur sich selbst finden und verstehen wer sie ist. Deshalb wollte sie sich auch keiner Bande anschließen, so wie ihre Schwester. Bloß nicht mehr abhängig sein, sie hat die Lage nun selbst im Griff.
Sie drückt die Zigarette aus, trinkt das Glas leer und verlässt die Bar. Sie tritt auf den Platz und muss die Augen zusammen kneifen. Die Sonne strahlt hell, es ist erst 15 Uhr. Shaik schaut gelangweilt auf ihr Handy und lässt sich auf den Rand eines Brunnens fallen, um ein Hotel in der Nähe rauszusuchen.
Die junge Frau stutzt als der Name ihrer Schwester auf dem Bildschirm erscheint. Sie nimmt den Anruf an. „Bist du krank?" fragt sie.
„Selbstverständlich nicht! Man Shishi, darf ich nicht mal von dir hören wollen?" ihre Schwester lacht lammfromm ins Telefon.
„Ach Machi, was brauchst du? Mir ist langweilig, ich helfe dir auch wirklich gern." sagt Shaik ehrlich. Sie musste ihre Schwester nicht anlügen, wieso auch? Sie hat nichts zu verlieren.
„Pass auf ich habe ein kleines Problem in meinem Zeitmanagement. Ich weiß, ich weiß! Aber ich verspreche dir, wir sehen uns auch bald wieder." erklärt Machi.
Shaik seufzt. Sie vermisst ihre Schwester wirklich, seit 1 Jahr haben sie sich nun schon nicht mehr gesehen. Sonst hatten sie sich immer in regelmäßigen Abständen über ihre Fähigkeiten ausgetauscht und Geheimtechniken geteilt. „Wirklich? Wann sehen wir uns? Ich habe mir eine neue Fadentechnik angeeignet, quasi ohne Narbenbildung! Kannst du es glauben? Eine Naht die nicht sichtbar ist... es hat ewig gedauert bis ich das rausge-.." sie wurde von einem lauten Ausruf ihrer Schwester unterbrochen.
„Scheiße, was willst du denn jetzt?... ja... ja ich komme gleich... ja! Tut mir leid. Pass auf ich habe einen Kunden zur medizinischen Betreuung während Wettkämpfen, aber wir planen hier gerade ein großes Ding. Wirklich groß Shishi, davon kaufen wir uns was schönes, wie Nadeln, oder direkt komplett neues Equipment. Unsere Eltern werden nichts mehr damit zu tun haben! Wir müssen nichts mehr von ihnen annehmen!" Machi wird immer aufgeregter und erfreuter.
Da ist es wieder, das Streitthema: ihre Eltern. Shaik entscheidet sich einen weiteren schlechten Abschied zwischen ihnen zu vermeiden und geht auf ihre Aussage nicht ein. „Ok Machi, ich mache das für dich. Wir sehen uns wirklich wieder, versprochen? Ich vermiss-.."
Erneute Unterbrechung. „Gut ich schicke dir die Daten. Danke dir wirklich, wir sehen uns!" und legt auf.
Shaik hört kurz dem Piepen der leeren Leitung zu, legt das Handy beiseite und steckt sich erneut eine Zigarette an.
Diese Bande übernimmt sie immer mehr. Sie driftet weiter und weiter von ihr weg. Machi wird langsam aber sicher wirklich zu einem Phantom.
Eine Nachricht
Himmelsarena, kommenden Montag musst du da sein. Es geht um ein Mitglied unserer Truppe, er hat aber keine Lust sich um unsere Vorbereitung mit zu kümmern. Er ist etwas schwieriger... Er heißt Morou mit Nachnamen. Über Komachine wissen die Mitarbeiter bescheid. Nenn nur deinen Namen am Empfang und die regeln den Rest.
Danke Shishi, wir sehen uns.
Himmelsarena also, zu einem Bandenmitglied. Shaik ist alles andere als begeistert. Sie seufzt und zieht an dem Glimmstängel.
Heute ist Mittwoch, circa 1 Tag braucht sie zum Zielort. Sie lächelt: das bedeutet heute ist auf jeden Fall noch ein Abend an der Bar mit dem schönen Kellner drinnen.

Hunter x Hunter - Seidene FädenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt