Vergangenheit

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Plötzlich erschien er vor mir und hockte sich mir gegenüber. Ich seufzte und nickte. ,,Leider ja." Mein Blick richtete sich auf und ich schaute meinem Gegenüber kurz in die Augen. ,,Ich war nicht alleine dort. Es gab noch einen anderen Jungen, er war vielleicht ein Jahr älter als ich oder so und ebenfalls ein reiner Vampir. Ich...weiß nicht woher er ihn bekommen hat, aber wir beide freundeten uns schnell an und erzählten uns gegenseitig was passiert war. Da ich nur tagsüber in diese Zelle musste, und nachts ein kleines Zimmer mit einem Bett bekam, wusste ich nicht, was sie ihm über Nacht antaten. Nur einmal, da hörte ich, wie er unseren..." Ich brauchte einen Moment um das Wort auszusprechen. ,,...unseren Vater anschrie, wie feige er doch war, sich an seiner eigenen Tochter zu vergreifen und sie so zu quälen. Nach dieser Nacht habe ich ihn nie wieder gesehen. Einen Tag später bin ich abgehauen, es war nachts und das eine Dienstmädchen hatte in ihrer Eile vergessen mein Fenster abzuschließen. Da mir so wenig zu Essen gegeben wurde, war ich unglaublich dünn, also schaffte ich es die Wand hochzuklettern und mich durch das Fenster zu zwängen. Ab da an bin ich fast nur noch gerannt. Ich weiß nicht, wie lange aber nach einiger Zeit kam ich zu einem See, bei welchem ein Körper lag. Ich ging auf ihn zu, berührte ihn aber nicht. Wenn ich jetzt versuche mich zu erinnern, dann verschwimmt alles, aber ich glaube meinen Freund gesehen zu haben. Ob er noch 'lebendig' war, weiß ich nicht. Ich bin weggerannt, weil ich den Anblick nicht ertragen konnte. Dieses Haus befand sich irgendwo in den Bergen, es war schrecklich kalt und schneite, aber irgendwie habe ich es hierher geschafft."

,,Wie war sein Name?" Ich wischte mir eine aufkommende Träne weg. ,,Takashami Izuya. Er hatte durch die ganzen Experimente blaue Haare und strahlend goldene Augen bekommen..." Ein Schluchzen entwich mir. ,,Ganz ruhig Kleine..." flüsterte Subaru und setzte sich neben mich, um mich zu trösten. ,,I-ich wollte nicht das du..." Ich unterbrach ihn. ,,Schon gut, irgendwie tut es gut, jemandem davon zu erzählen." Mein Kopf lehnte sich an seine Schulter und ich schloss meine Augen. ,,Er hat immer versucht mich aufzumuntern, mich zum Lachen gebracht und mir geholfen nicht verrückt zu werden. Ich weiß nicht, ob ich es ohne ihn geschafft hätte. Vielleicht wäre ich ohne ihn gar nicht mehr am Leben..." flüsterte ich und öffnete meine Augen wieder, um nach oben zu schauen. ,,Danke für's Zuhören, das hilft gerade irgendwie." Der Angesprochene schüttelte den Kopf. ,,Dank mir nicht dafür, Kleine. Wenn ich dich nicht drauf angesprochen hätte, dann wären wir jetzt nicht in dieser Situation." Ich nickte. ,,Das stimmt wohl, aber ich konnte endlich jemandem erzählen was alles damals passiert ist und...ich möchte, dass du es den anderen erzählst, wenn ich nicht dabei bin. Ich bin zu empfindlich bei diesem Thema." ,,Natürlich." Wir beide verstummten für einen Moment, bis ich mir erneut den Block schnappte und nach dem Stift griff. ,,Du...du musst das nicht machen, Kleine." kam es dann leise von dem Weißhaarigen und ich fing an zu lächeln. ,,Schon ok. Ich brauch die Ablenkung jetzt. Wie viele Rätsel brauchst du denn?" Er überlegte kurz. ,,Die Tage gehen nicht lang, wir haben nur 4-5 Stunden und ich würde pro Stunde 3 Rätsel einplanen." Ich nickte. ,,Also 36-45 Rätsel. Das krieg ich hin...vielleicht nicht alles heute, aber spätestens übermorgen Mittag bin ich fertig. Ist das für dich in Ordnung?" Er grinste. ,,Das ist mehr als nur in Ordnung, es ist perfekt. Du bist ein Engel." Ich lächelte und stand auf. ,,Wenn es dich nicht stört, dann würde ich jetzt in mein...nein Laito's Zimmer gehen und an den Rätseln arbeiten...damit du dich um deinen Versuch kümmern kannst." ,,Klar, aber steiger dich nicht zu sehr rein." ,,Mach ich nicht. Bis später."

In Laito's Zimmer, ließ ich mich in einen der Sessel fallen und fing an zu schreiben. Dies tat ich so lange, bis mir meine Hand weh tat und ich ungefähr 15 Rätsel auf dem Papier hatte. Leicht müde legte ich den Stift und den Block beiseite und stand auf. Der Rothaarige war immer noch nicht zurück, also machte ich mich auf die Suche nach ihm. Naja, eigentlich folgte ich nur dem süßen Duft, welcher von Ai ausging und kam wenig später an einer Tür an. Diese öffnete ich leicht und schaute hinein. Das Zimmer war an sich sehr schön, es gab ein großes, hellblaues Himmelbett, dunkle Schränke und einen Schreibtisch, sowie ein Bücherregal und eine weitere Tür zum Bad. Ich trat ein und blickte meine drei großen Brüder an, welche mich noch nicht bemerkt hatten. Alle drei standen mit dem Rücken zu mir und beobachteten Ai beim Schlafen. ,,Das ist ein bisschen unheimlich." murmelte ich dann und sie drehten sich zu mir. ,,Wehe dir du kommst uns wieder zuvor. Meine Wenigkeit ist als nächstes dran." Ich musste schmunzeln. ,,Deswegen bin ich gar nicht hier. Ich wollte nur mal nach euch sehen, ihr wart jetzt schon ziemlich lange hier." Kanato legte den Kopf schief. ,,Du hast sie sehr erschreckt, sie schläft ganz unruhig." Ich kam etwas näher und stellte mich zu ihr ans Bett.

Ai's Augenlider bewegten sich ruckartig hin und her und ab und zu wimmerte sie etwas. ,,Du hast recht...aber ich kann doch nichts dafür, wenn sie sich so präsentiert." Laito lachte leise. ,,Wo sie recht hat, hat sie recht." Vorsichtig hob er mich hoch und setzte mich zu sich auf die Bettkante. Jetzt murmelte sie ein paar unverständliche Sachen und wandte sich gehetzt hin und her, bis sie ihre blauen Augen aufriss und uns angsterfüllt anstarrte.

Die kleine Schwester der Sakamakis 2 [PAUSIERT] Where stories live. Discover now