Kapitel 1

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Das regelmäßige Tuten des Handys zerriss die Stille, die sich in dem Apartment ausgebreitet hatte, während er sein T-Shirt von der Lehne seines Stuhles nahm und es sich überzog. Seine Bewegungen waren regelrecht mechanisch, verursacht durch den Schock, der immer noch tief in seinen Knochen saß. Seinen, sowieso schon guten, Sinne waren nach wie vor geschärft von dem Schreck, den ihm sein Traum bereitet hatte. Denn der Traum, der ihn aus dem Schlaf hatte hochschrecken lassen, war der realste Albtraum gewesen, den er seit langem gehabt hatte und auch, wenn er es nach draußen nicht so wirken ließ, gefiel ihm gar nicht, welche Bilder er gesehen hatte. Obwohl er eigentlich niemand war, der sich von so etwas stark beeinflussen ließ, war es dieses Mal anders gewesen und es fiel ihm schwer die Gefühle zur Seite zu schieben, die er gerade empfand, obwohl er es mit aller Kraft versuchte.

„Verdammt, geh ran", fluchte er mit einem genervten Blick auf das Display seines Smartphones. Darauf blinkte die Nummer der Person, mit der er in diesem Moment dringend sprechen musste. Allerdings schien sein bester Freund gerade nicht erreichbar zu sein. Er verließ sein Schlafzimmer und trat in das direkt angrenzende Wohnzimmer. Mit dem Ellenbogen betätigte er den Lichtschalter und kaum eine Minute später war der Raum mit Licht durchflutet.

Als die Ansage kaum, dass der Nutzer hinter der gewählten Nummer nicht erreichbar war, seufzte er entnervt auf. War das gerade wirklich sein Ernst? Wieso war sein Freund genau dann nicht zu erreichen, wenn er ihn brauchte? Er bewegte sich durchs Wohnzimmer auf die offene Küche zu, während er die Nummer ein weiteres Mal eintippte und dem erneut darauffolgenden Tuten lauschte. Er legte sein Handy auf einer der dunklen Theken ab und griff nach einer Flasche, um sich etwas einzugießen. Dabei fiel sein Blick auf die Digitaluhr, welche über der Spüle hang. Zwei Uhr in der Nacht. Gerade einmal. Er nippte an seinem Glas, während er gegen die Wand starrte und ein weiteres Mal die Bilder durchging, die seinen Schlaf so abrupt unterbrochen hatten.

„Kommst du auch endlich ins Bett?", erklang ihre Stimme, als er in den Raum hinein trat. Sie saß im Bett, in den Händen ein Buch, hatte ihren Blick jedoch von den Seiten gehoben und musterte ihn.
„Natürlich, ich lasse es mir doch nicht entgegen neben dir zu schlafen", erklärte er und ein Lächeln erschien auf seinen Lippen, während er sie einfach nur ansah. Sie war in seinen Augen die schönste Frau, die er in seinem langen Leben jemals gesehen hatte. Allerdings war er ziemlich schlecht darin sowas zuzugeben. Nach einigen Sekunden stieß er sich dann jedoch vom Türrahmen ab und ging auf sie zu.
„Hmm, ich denke damit kann ich mich tatsächlich anfreunden", stimmte sie ihm zu und schlug ihr Buch schwungvoll zu, bevor sie es auf dem Nachttisch ablegte. Das nahm er als eine Bestätigung, dass er das Licht ausmachen konnte und betätigte den Lichtschalter. Allerdings wusste er genau, dass der Verlust des Lichtes ihre Sehfähigkeit keineswegs einschränkte. Deshalb war er sich auch sicher sehen zu können, dass sie ihm mit ihrem Blick folgte, als er auf das gemeinsame Bett zuging.

Unter seinem Gewicht senkte sich die Matratze leicht, während er die Decke kurz anhob, um zu ihr darunter zu schlüpfen. Sofort umfing ihn eine angenehme Wärme und ein angenehmes Prickeln breitete sich auf seiner Haut aus. Diesen Effekt hatte sie, auch wenn er es nicht gerne zugab, schon immer auf ihn gehabt.

Er sank in die Kissen und seufzte leicht. Neben ihr im Bett fiel es ihm immer wieder überraschend leicht sich zu entspannen. Instinktiv streckte er sich nach ihr und schlang seine Arme um sie, als seine Hände ihren Körper fanden, um sie sanft, aber bestimmt an sich zu ziehen. Sie wehrte sich nicht gegen seine Aktion und ließ zu, dass er die übrigen Zentimeter zwischen ihnen schloss. Dadurch spürte er, wie sich ihr Rücken leicht gegen seinen muskulösen Bauch drückte und legte einen seiner schweren Arme um sie. Sofort stieg ihm ihr gewohnter Geruch in die Nase und er legte seine Stirn in ihre Halsbeuge, wo er ihrer ruhigen Atmung lauschen konnte.

BloodlustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt