Kapitel 5

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Konnte man seine Nase eigentlich kleiner schminken? Wenn ja, würde ich es mit meinen Fähigkeiten sicherlich nicht hinbekommen. Seufzend trat ich von meinem Wandspiegel weg, den ich an manchen Tagen wirklich gerne kaputt schlagen würde.

In Mom und Dad's Klinik gab es mal wieder irgendeinen Notfall, deshalb war ich auch heute Morgen alleine. Gähnend lief ich in die Küche, schnitt mir zwei Scheiben Brot ab und strich darüber eine fette Nutellaschicht, die doppelt so dick wie die Brotscheibe war. Es war perfekt, wenn man das Brot quasi nicht mehr schmeckte.

Als ich in den Spiegel von meinem Badezimmer schaute, waren meine Zähne bräunlich von dem Nutella und ich spülte meinen Mund zuerst kräftig mit Wasser aus, bevor ich mir meine Zähne putzte. Danach band ich mir einen hohen Zopf und lief nach unten in den Flur. Ich griff nach einer langen Jeansjacke, weißen Sneakern und lief dann nach draußen, wo wie immer schon Joe auf mich wartete.

„Guten morgen, Sonnenschein!", empfing er mich fröhlich.

Ich konnte mir mein Grinsen nicht verkneifen und verdrehte dabei meine Augen. Joe war manchmal wirklich zu komisch. Aber gut, irgendwie war doch jeder von uns in einer Hinsicht eigenartig. Immerhin war ich auch ein außergewöhnlicher Teenager. Ich schaute lieber zehn Stunden am Tag Netflix, anstatt mich mit Freunden zu treffen. Außerdem hasste ich Partys und ging Menschen so gut wie es möglich war aus dem Weg.

„Steht die Nachhilfe heute Abend noch?", fragte er.

Verdammt, das hatte ich wegen dieser ganzen Damian-Sache völlig vergessen. Ich hatte gestern wirklich Panik bekommen, als er nach mir gesucht hatte. Wenn das passieren würde, wäre mein antisocial Leben vorbei und ich wäre Kimberly Stone's Feindin Nummer eins. „Ähm - ja, na klar", antwortete ich und überspielte meinen Zustand mit einem gekünstelten Lächeln, damit Joe meinen überraschten Gesichtsausdruck nicht mitbekam.

Wir bogen um eine Ecke und ich sah ein Reihenhaus. Das war das zu Hause meiner ehemaligen besten Freundin Summer Wilson. Wir waren damals wie Schwestern im Kindergarten und auch in der Elementary School waren wir unzertrennlich gewesen. Uns gab es immer nur im Doppelpack. Wir hatten einfach alles zusammen gemacht, bis wir auf die Young Highschool kamen. Dort hatte sich alles verändert und Summer hatte mich im Stich gelassen, weil sie ihren Ruf wichtiger als ihre beste Freundin fand. Sie hatte sich Kimberly angeschlossen und mich danach mit ihr zusammen fertig gemacht. Kimberly hatte mich schon immer gehasst und auf mir rumgestochert. Summer hatte mitgemacht, als sie genauso eine Tussi wie Kimberly wurde. Irgendwann aber hatte Kimberly damit aufgehört, weil ich sie immer ignoriert hatte. Ich war auf ihre Beleidigungen und Provokationen nie eingegangen. Kimberly war ein Mädchen, das immer auf Drama aus war. Also wurde ich ihr irgendwann zu langweilig und sie suchte sich ihr nächstes Opfer. Ich glaube seitdem hatte sie vergessen, dass es mich gibt. Auch Summer benahm sich seither so, als sei ich Luft. Joe hatte immer gesagt, ich soll Summer loslassen, weil sie mich nicht verdient hatte. Daran hatte ich mich immer festgehalten.

Schnell wandte ich meinen Blick von dem Haus ab, als wir die Straßenseite wechselten. Warum dachte ich überhaupt über sie nach? Unsere Freundschaft war vergangen und anscheinend auch nie echt gewesen. Summer hatte mich verraten, also habe ich ihr nichts bedeutet.

„Und, schon Pläne für heute?", fragte Joe.

Versuchen Damian Wayne nicht zufällig in die Arme zu laufen - ach ja, und Amber Sullivan. Sie hatte mir gestern wirklich Angst gemacht und ich fragte mich noch immer, ob das, was sie gesagt hatte eine Drohung oder ein Scherz war. Wegen dieser Frage konnte ich gestern fast nicht einschlafen. „Den Unterricht so schnell wie möglich hinter mich zu bringen", antwortete ich nach ein paar Sekunden. „So wie immer."

„Ich verstehe nicht warum du alles immer so negativ siehst, Gracie. Du bist so eine Pessimistin. Denk doch mal daran, was wir für ein Privileg haben, in die Schule zu gehen. Viele Kinder können das nicht. Bildung ist ein Geschenk für uns. Wir können mit unserem Abschluss so viel erreichen. Du solltest jede Unterrichtsstunde für dich nutzen."

Just The Way You AreWhere stories live. Discover now