Kapitel Einundzwanzig

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"Würdest du wen sofort nehmen?", ertönte eine Stimme hinter mir und Nick sah geschockt auf. Ich drehte mich schnell zu der Person um, der die Stimme gehörte. Emily. Emily stand da und ich glaube, dass sie schon mitbekommen hatte, über wen wir geredet hatten und es nur noch einmal hören wollte.

Sie schaute direkt auf Nick. Ich drehte mich wieder zu Nick, um zu sehen, wie er reagiert, aber ihm war rein gar nichts anzumerken. Es war, als wäre gerade nichts gewesen. Als hätte nie jemand etwas in die Richtung gesagt. Denn genau wie ich, wusste auch Nick, dass sie es ganz genau verstanden hatte. Spätestens durch ihren Blick gerade. Nur diese eine Sekunde war er geschockt gewesen. Als hätte er sich einfach nur erschrocken, dass irgendjemand dort stand. Sein Gesichtsausdruck war wie aus Stein.

"Würdest du wen nehmen Elena?", jetzt richtete sie ihren Blick wieder auf mich und ich sah sie auch an. Als Antwort auf ihre Frage schüttelte ich einfach nur den Kopf. "Willst du jetzt einsteigen, damit wir essen fahren können?", ich wurde unsicher, also wechselte ich schnell das Thema. Diesmal kam als Antwort von Emily nur ein nicken und sie stieg hinten ein. Nick's Gesichtsausdruck wurde wieder weicher und es sah von meinem Platz so aus, als würde eine Träne in seinem Augenwinkel schimmern.

Die gesamte Autofahrt verlief ohne irgendein Wort. Das Schweigen war unangenehm und ich glaube nicht nur für mich. Ich wollte das Schweigen irgendwie unterbrechen, wusste aber nicht wie. Ich hatte Angst irgendetwas Falsches zu sagen und wusste auch nicht worüber wir hätten reden können.

Erst als wir am Restaurant ankamen, wo wir früher immer mit meiner Oma waren, die in München gelebt hatte, räusperte sich Nick. "Ehm ja also wir wären jetzt da. Wenn die Damen mir folgen würden.", er kam zu uns herüber und öffnete uns beiden Gentleman-Like die Tür auf. Ich musste schmunzeln, als Nick seinen Kopf senkte, während er Emily die Tür öffnete.

Wir setzten uns an den Tisch, den Nick reserviert hatte, und wir hatten Glück, dass Nick auch eigentlich einen Platz für unsere Mum reserviert hatte, die aber anscheinend ein Date hatte. Mit wem?, keine Ahnung. War mir aber auch nach dem gesamten Stress von heute recht egal, da sie außerdem mit sehr vielen Typen ausging, auch wenn man in letzter Zeit viel von einem Samuel hört.

Das Essen verlief mit ein bisschen Geplauder hier, ein bisschen Geplauder dort. Das Thema von draußen war ganz vergessen; zumindest schien es so, denn dass es Nick noch immer beschäftigte war ja wohl mehr als klar. Als wir fertig waren, war es schon 21 Uhr und wir fuhren anschließend direkt zu uns nach Hause. Emily mit uns.

Die Vermutung, die ich durch die Geheimnistuerei meines Bruders und Emily entstanden war, bestätigte sich, als wir durch die Tür kamen. Denn es waren viele gekommen, da ich ja in 3 Stunden 18 werden würde.

"ÜBERRASCHUNG!", war laut zu hören, als Nick die Haustür öffnete und ich eintrat. Ich wollte eigentlich keine Überraschungsparty, oder generell eine Party, aber auf so etwas hatte mein Bruder noch nie Rücksicht genommen. Ich drehte mich zu Nick, der mittlerweile an der Haustür hinter mir lehnte; da es schon einmal vorgekommen war, dass ich einfach aus der Haustür gerannt war; und sah ihn skeptisch, nach dem Motto: 'Musste das jetzt sein?', an.

Er lächelte einfach und nickte. Er kannte mich gut genug, um zu wissen, was jetzt gerade, genau in diese Moment, durch meinen Kopf ging.

Ist Johna hier?

Ist Max hier?

Wird dieser Abend in einer Katastrophe enden?

Gibt es die Chance, dass Nick und Emily zusammen kommen?

Was wird die Zukunft bringen?

Manchmal bin ich der festen Überzeugung, dass Nick und ich gegenseitig unsere Gedanken lesen können, denn genau in dem Moment, als ich über die Fragen in meinem Kopf nachdachte, kam Nick zu mir.

"Also um deine Fragen zu beantworten: Also Johna und Max sind beide eingeladen, ob sie hier sind weiß ich nicht. Dieser Abend wird keine Katastrophe sein, das lasse ich nicht zu. Und Nein, da wird es keine Chance geben, dass ich mit Emily zusammen komme. Und die Antwort auf die Frage mit der Zukunft kann ich dir wirklich nicht beantworten, aber ich wünschte ich könnte es.", ich stand da, mit offenem Mund, denn es hatte mir ganz einfach die Sprache verschlagen, dass er so genau wusste, was ich gedacht hatte. "Ach und übrigens, deine Fragen waren dir wie ins Gesicht geschrieben."

Ich musste schmunzeln. Ich drehte mich wieder zu den anderen um und ich musste wirklich zugeben, dass ich mich schon irgendwie riesig über diese Überraschung freute. Nick ging an mir vorbei und machte die Musik an. Und ich, ich ging zu meinen Freunden und umarmte jede Person einzeln. Und da stand er. Und gegenüber der andere. Siefunkelten sich schon fast gegenseitig an. Ich sah zwischen Max und Johna hin und her und wusste nicht, was ich tun sollte, doch Emily kam mir zuvor.

Sie ging auf Johna zu und ich war echt gespannt, was jetzt passierte. Erst war es recht ruhig, da sie scheinbar in ganz normaler Lautstärke redeten, doch dann hörte man etwas und sah es auch. Doch es war kein Wort, auch wenn man so bestimmt gut was ausdrücken kann, es war Emily's Hand, die flach auf Johna's Wange landete. Genau in diesem Moment sah ich zu Max, der sich vor Lachen krümmte. Ich sah wieder zurück zu Johna, doch den sah ich nur noch durch die Haustür verschwinden.

Ich ging auf Max zu. "Und was findest du daran jetzt so witzig?", spuckte ich ihm schon fast ins Gesicht. "Naja er hat es verdient und er ist halt eh ein Arsch.", ich schnaubte bei dieser Aussage.

"Sagt das Arsch, dass ihn mal verprügelt hat. Und jetzt raus hier.", ich blieb ruhig, auch wenn ich innendrin auf 180 war. Er schüttelte einfach nur den Kopf und blieb genauso stehen, wie ich ihn aufgesucht hatte. Jetzt wurde ich noch wütender. "RAUS!!!", ich war zornig. Er sollte jetzt, und mich jetzt meine ich jetzt, aus meinem Haus verschwinden.

Er gehorchte meinem Willen, als sich ein paar andere, unter anderem auch Emily und Nick, sich zu uns umdrehten. Ich atmete tief ein und aus und setzte in Lächeln auf und ging zu Emily, da sich Nick unters Volk gemischt hatte. "Sag mal Elena, meintest du vorhin, dass du, wenn du ich wärst, deinen Bruder sofort nehmen würdest?", meine Wangen färbten sich rot und ich spürte die Hitze und meine Backen steigen.

"Das heißt dann wohl ja", sie neigte den Kopf, aber ich sah, dass ihre Wangen etwas rosa wurden. "Emily? Sag jetzt nicht, dass du das wirklich machen würdest.", ein Lächeln hatte sich auf meine Wangen geschweißt. Sie schaute mich wieder an und jetzt waren ihre Wangen schon fast Feuerrot. "Naja also schon irgendwie.", ich musste noch mehr lächeln.

"Kannst du vielleicht mal hoch in mein Zimmer gehen? Ich möchte dir etwas zeigen.", ich hatte da so einen Plan. Sie nickte und machte sich auf den Weg nach oben. Als nächstes suchte ich nach Nick, den ich auch recht schnell in der Küche fand. Ich schnappte mir eine Flasche nur gefüllt mit Wasser und klemmte sie unter meinen Arm.

"Ehm Nick?", er schaute zu mir auf, „Kannst du vielleicht mal mit in mein Zimmer kommen? Ich möchte die kurz was zeigen.", Nick nickte und folgte mir so also. Mein Plan schien aufzugehen. Hoffentlich zumindest.

Vor meiner Tür blieb ich kurz stehen und ließ Nick vorgehen. Ich hörte Emily etwas sagen, stellte schnell die Flasche nach drinnen und in Sekundenschnelle hatte ich den Schlüssel von innen rausgeholt und die Tür von außen zugeschlossen.

Erst fingen zwei Fäuste an, an die Tür zu klopfen, bis es zu vier wurden. "Jetzt bleibt mal ruhig. Ich gebe euch nur die Chance etwas zu reden. Ach und da neben der Tür steht was zu trinken. Und Nick ich schlafe bei dir im Zimmer.", ich hatte immer noch mein Dauerlächeln im Gesicht. Ich ging einfach wieder nach unten und ignorierte das Klopfen an meiner Tür.

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