Kapitel 13

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Lauren

Am Abend kommen Sahra und Phil wieder, die natürlich richtig gut gelaunt sind und sofort anfangen uns allen von ihrem wunderschönen Wochenende zu erzählen. Irgendwie ist die Stimmung anders als sonst. Friedlicher. Zoé sitzt neben Hailey, Nathan erzählt Ava Witze und keiner sieht jemanden böse an. Naja alle außer Simon, was aber mehr als nur verständlich ist. Es scheint, als habe sich langsam jeder an den Gedanken einer Familie gewöhnt auch wenn es mit 7 Geschwistern mehr als nur stressig ist, scheint alles eigentlich perfekt. Nach der ausführlichen Erzählung von Phil beschließe ich etwas Luft zu schnappen. Normalerweise bleibt jeder eher in seinem Zimmer, aber ich verspüre den Drang das Haus etwas genauer zu erkunden. Ich schlendere also die Stufen hinauf schaue mir die unzähligen Zimmer an. Es sind mehr, als ich je brauchen würde. Ich meine wozu braucht man einen Fitnessraum? Ich will gerade wieder die Treppe runter gehen, als ich in einer kleinen Wandlücke eine Leiter entdecke, die durch eine Lucke noch weiter nach oben führt. Ohne zu zögern klettere ich hoch und finde mich wie erwartet auf dem Dach wieder. Nur mit einer viel schöneren Aussicht, als erwartet. Man kann über einen großen Teil des Viertels blicken und durch die Lichter hat das ganze etwas magisches an Sich. Meine Lungen füllen sich mit frischer Abendluft und ich schließe meine Augen, bevor ich mein Kopf in Richtung der Sterne strecke. Es ist so ruhig und entspannt. Als sei ich der einzige Mensch auf dieser Welt. Wahrscheinlich kommt es so rüber, da ich ununterbrochen Stimmen von anderen der 10 Bewohner dieses Hauses höre, was mich zugegeben langsam in den Wahnsinn treibt. Man hat keine Sekunde Ruhe. Ich öffne meine Augen und schaue in den klaren Sternenhimmel. Von unserer alten Wohnung aus konnte man nie die Sterne sehen, da sie einfach zentral in mitten von Brooklyn lag. Aber hier sind wir weit entfernt von der Mitte von New York und das war unglaublich schön. Außerdem hört man nicht jede zweite Sekunde Polizei Sirenen. „Da denkt man, dass man einen ruhigen Ort zum Nachdenken für sich alleine hat und dann hat jemand anderes denselben Ort entdeckt“ sagt eine Stimme hinter mir und ich zucke unmerklich zusammen, bevor ich mich umdrehe. „Musst du mich so erschrecken?“ frage ich ihn vorwurfsvoll, aber er zuckt nur lässig mit den Schultern, „ich bin betrunken. Lass mich“ gibt er gerade aus zu und ich runzle die Stirn, „warum trinkst du? Willst du Alkoholiker werden?“ frage ich ihn, aber Jason lacht nur auf, „bist du meine Mum?“ lacht er, als plötzlich das Lachen aus seinem Gesicht entweicht. Es scheint, als würde er sich gerade an etwas erinnern, denn den selben Blick sehe ich oft bei Simon oder mir selber. „Das macht dich kaputt“ fahre ich fort und deute auf die Flasche, „woher willst du das denn wissen“ zischt Jason und ich mustere ihn, „glaub mir. Ich weiß es“. Jason legt seine Kopf schräg und mustert mich nun neugierig, aber nicht aufdringlich. Eher, als würde er in seltsames Mysterium lösen wollen, aber nicht genau wissen, worauf er stoßen würde. Für einen Moment herrscht Stille, bis er zu mir tritt und schweigend auf das Viertel blickt. Ich tue es ihm gleich und wir stehen nur still da, während er ab und zu einen Schluck trinkt. Er sieht genauer betrachtet nicht wirklich gut aus, eher als habe er seit Tagen nicht mehr geschlafen. „Weißt du“ beginnt er und sieht mich direkt aus seinen Augen an. Er hat schöne Augen, fast so blau wie das Meer nur dunkler. „Ich finde das alles schrecklich“ gibt er zu und ich warte, bis er weiter redet, „ich dachte nicht, dass mein Vater so schnell über meine Mum hinweg kommen würde. Natürlich hat er verdient glücklich zu sein, aber es fühlt sich alles so falsch an. Er hat sie so sehr geliebt“ murmelt er und trink noch einen Schluck, „deshalb könnte ich das nie. Die Vorstellung jemanden zu lieben und ihn dann zu verlieren…“ fährt er fort und stockt. Ich sehe ihn bedauernd an. Er hat so viel Mist erlebt. Vielleicht genau so viel wie ich nur in in der eigenen Art von schlimm. Allein die Vorstellung eine enge Bezugsperson zu verlieren, lässt mir ein Schauer über den Rücken laufen. Ich trete einen Schritt vor und lege einen Arm um Jason, wie ich es schon im Krankenhaus gemacht habe. Er entspannt sich sofort etwas, „danke. Ich wie nicht, warum du mir versuchst zu helfen, aber danke, dass du es tust“. Ich erwidere nichts, da er es spätestens morgen bereuen würde, dass gesagt zu haben, denn nur gerade hat er Alkohol Intus. Und nur gerade versteckt er seine Gefühle nicht hinter einer leeren Hülle. Ich beschließe diesen Moment einfach so hinzunehmen und bleibe mit Jason Arm in Arm stehen.

New Family ~ New LifeWhere stories live. Discover now