Kapitel 6

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Eine riesige Villa mit einem teuren Audi steht auf einer grünen Wiese. Ein breiter Steinweg führt hoch zum Eingang und hinter dem Haus scheint ein Gebiet anzuliegen. Das Haus ist eine Villa mit hölzernen Details, die natürlich modern und im Trend sind. Es ist keine langweilige Villa. Es ist eine von den mega-super-coole-unfassbar-tollen-Villen. Mein Blick trifft den von Lauren und wir fangen beide an zu Grinsen, bevor wir los joggen. Sie ist etwas schneller als ich, was daran liegt, dass sie regelmäßig joggt und unfassbar schnell ist. Wirklich schnell. Richtig schnell. „Gewonnen" ruft Lauren von der Tür, bevor ich wenige Sekunden später neben ihr zum stehen komme. „Beim nächsten Mal will ich einen Vorsprung" schnaufe ich und stütze mich auf meinen Oberschenkeln ab. Die Tür geht auf und eine fröhliche Zoé kommt zum Vorschein. „Hey ihr alle" sagt sie begeistert und öffnet die Tür weiter. Lauren tritt vor mir durch die Tür und ich komme nicht aus dem Staunen raus. Die Inneneinrichtung ist mindestens genau so modern und teuer, wie es von außen aussah. Ein breiter Flur mit durchsichtigen Glaswänden auf der linken Seite lässt einen Blick auf das Wohnzimmer und die Küche frei, die zusammen fast so groß, wie ein eigenes Loft sind. Am Ende des Flurs führt eine Mamor Wendeltreppe in den zweiten Stock und eine in den Keller. Zumindest nehme ich das mal an. „Na? Wie war die Fahrt?" begrüßt uns ein breit lächelnder Phil und umarmt Lauren und mich kurz. Er scheint nicht zu bemerken, wie ich mich augenblicklich versteife, aber Lauren scheint es aufzufallen. Ihr entgeht nichts.

Die anderen kommen auch die Treppe runter und Cole grinst mich fröhlich an. Was ist denn mit dem los? „Hey Nathan" begrüßt Lauren Nathan, „Hey Lauren" erwidert er und sie umarmen sich kurz. „Lauren" sagt Jason von der Treppe und nickt ihr zu, „Jason" sagt meine Schwester und nickt ebenfalls. Ich sehe sie misstrauisch an und frage mich, was sie weiß, was ich nicht weiß. Habe ich irgendwas verpasst? „Sahra meine Liebe" begrüßt Phil Mum und umarmt sie glücklich. Wann war Mum das letzte Mal glücklich? „Ich konnte die Kinder davon abhalten ihre Zimmer schon auszusuchen" sagt er mit Blick auf seine Kinder und mir kommt eine Idee.

„Wie wärs mit einem Wettrennen?" schlage ich grinsend vor, „Mädchen gegen Jungen draußen bei der Einfahrt". Phil stimmt sofort zu und wir laufen alle vor die Tür. „Wir nehmen Jason" lallt Cole und klopft ihm grinsend auf die Schulter, „wir nehmen Lauren" erwidere ich grinsend und Lauren sieht mich leicht genervt an. „Mach du Cole. Du bist der Stellvertreter also machst du auch die Drecksarbeit. Du wirst es wohl gegen sie schaffen" grinst Jason gelangweilt und Lauren fixiert ihn mit ihrem Blick. „Ich machs" stimmt sie zu und stellt sich an die Tür. „Hin und zurück" sagt sie und sieht starr nach vorne. Cole stellt sich neben sie und gähnt einmal herzhaft. Der wird gleich sein blaues Wunder erleben. „3,2,1, Los!" rufe ich und beide sprinten die Einfahrt runter.

Schon jetzt ist Lauren deutlich schneller und sie bekommt eine perfekte Wendung hin. Sie rennen den Asphalt wieder hoch und Lauren kommt mit ein paar Sekunden Vorsprung vor Cole an.

„Cole du Lappen" wirft Jason ihm vor und haut ihm leicht gegen den Hinterkopf, „ich habe mir den Fuß umgeknickst" versucht Cole sich rauszureden, während ich mit Lauren einklatsche. „Wir dürfen als erstes." Sage ich triumphierend und Zoé und Ava stimmen mit ein. Also gehen wir vier Mädchen die Mamortreppe ins dritte Stockwerk hoch, in dem die 8 Schlafzimmer liegen. Ich nehme mir das zweit größte mit Sicht auf die Einfahrt und schmeiße mich aufs Bett.

Das Zimmer ist 4 Mal so groß, wie das, welches ich mit Lauren in der alten Wohnung geteilt habe. An der Wand steht ein großes Doppelbett ganz für mich alleine und das Zimmer wird durch das Panorama Fenster hell erleuchtet. Die Wand ist weiß und leere Bilderrahmen hängen vereinzelt an ein paar Stellen. Ein weißer, großer Schreibtisch steht zwischen einem Spalt der Panorama Fenster und hat mehrere Schubladen. An der anderen Wand erstreckt sich ein ebenfalls weißer Kleiderschrank mit großem Spiegel. Der Boden ist aus einem hellen Laminat und um das Bett liegt ein schwarzer Teppich. Ich raffe mich auf und gehe zum Kleiderschrank, um ihn mir genauer anzusehen. Er ist riesig, aber natürlich komplett leer. Zumindest noch. Ich gehe zu meinem Koffer und klappe ihn auf. Als erstes nehme ich meine Kamera heraus, so vorsichtig, als wäre sie aus einer ein Zentimeter dünnen Glasschicht. Sie ist mein ganzer Stolz. Seit ich sie zu meinem 13ten Geburtstag von Lauren bekommen habe, ist es zu meinem größten Hobby geworden Dinge zu fotografieren. Ob Möbelstücke oder Dinge in der Natur, es ist einfach unglaublich, wie man mit einem Foto Emotionen ausdrücken kann. Genau wie beim Malen, meinem zweit größten Hobby. Leider ist das relativ teuer und daher habe ich bis jetzt nur auf Papier gemalt, obwohl ich schon immer mal auf Leinwänden mit Acrylfarben malen wollte. Die Ideen habe ich auf jeden Fall bereits auf meinem Skizzenblock notiert. Ich lege die Kamera auf den leeren Schreibtisch und packe meine restlichen Sachen aus. Die wenigen Klamotten, die größtenteils Lauren gehören oder gehört haben, lege ich in meinen Schrank und das schwarze Kleid hänge ich sogar auf. Normalerweise bin ich total unordentlich, zum Leidwesen meiner Schwester, die der Ordnungsfreak schlecht hin ist, aber ich versuche mir möglichst viel Mühe beim wegräumen meiner Sachen zu geben. Wahrscheinlich ist es nach einer Woche eh wieder durcheinander. Ich lege meine Boxhandschuhe auf das Bett und lasse meine Schulsachen erstmal im Koffer. Ich boxe schon seit zirka 2 Jahren, nachdem mich Lauren zum Probetraining geschleppt hat, als Therapie. Tatsächlich hat es geholfen und ich baue damit meine Aggressionen relativ gut ab. Eigentlich boxe ich nicht, sondern Kickboxe, dass ist ein Unterschied. Nachdem ich alle meine Sachen verstaut habe setze ich mich an meinem Schreibtisch, klappe meinen Notizblock auf und schreibe sämtliche Dinge auf, von Klamotten bis zu Leinwänden, die ich immer schon mal haben wollte. Das würde toll werden. Das spüre ich.

New Family ~ New LifeWhere stories live. Discover now