Finderlohn

152 3 0
                                    

Mein Handy vibrierte plötzlich und mein Herz machte erst einen Sprung und sackte dann ab, als der Kontakt von Sumis Mutter angezeigt wurde.
„Hallo?", ich versuchte ruhig zu klingen, damit sie sich keine Sorgen machte.
„Hallo, Leif? Sumi hat mich eben angerufen", begann sie und mein Herz hüpfte wieder aufwärts. „Sie versucht dich zu erreichen, weiß aber deine Nummer nicht. Anscheinend hat sie ihr Handy verloren, aber ich soll dir die Nummer geben, mit der du sie erreichen kannst."
„Wenn Sie das tun würden, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Warten sie einen Moment, dass ich etwas zum Schreiben finde."
„Sie meinte es sei dringend, aber ich kann kurz warten." Ich ging an mein Äußerstes und rannte so schnell ich konnte zurück zur Villa zurück, wobei ich von den Vampirreserven Gebrauch machte. Innerhalb einer Minute stand ich vor der Tür und öffnete diese. Schnell warf ich nur die Schuhe ab und rannte hinüber ins Wohnzimmer, wo ich Stift und Papier fand.
„Ich habe Schreibzeug", meinte ich dann und Sumis Mutter begann mir die Nummer zu diktieren, wobei ich jede Zahl ins Papier gravierte. Die anderen Anwesenden beobachteten ihn dabei skeptisch, doch alle spürten seine Anspannung, weshalb niemand etwas sagte.
„Sie meinte, du sollst sie sofort anrufen. Es schien mir, sie friert. Falls etwas sein sollte, dann kümmer dich um sie."
„Werde ich, machen Sie sich keine Sorgen. Danke, man hört sich", ich legte auf und tippte sofort die Nummer in mein Telefon ein und wählte.
Die Sekunden, die vergingen, bis jemand abnahm, zogen sich quälend langsam wie alter Kaugummi hin, doch als endlich jemand den Anruf annahm, machte mein Herz einen Sprung.
„Leif?", die Stimme auf der anderen Seite klang schwach und sie zitterte kräftig, was sich in einem Stottern manifestierte.
„Sumi! Ja! Ich bin's. Wo bist du?"
„Bin mir nicht ganz sicher. Ein Typ hat mich entführt, mich zwanzig Minuten oder so durch die Pampa und einen Wald gefahren und mich in eine Tropfsteinhöhle oder so etwas in der Art gestoßen."
„Geht es dir gut?"
„Mir ist kalt", ihre Stimme war sehr dünn, als sie das sagte, was bei ihr immer ein Zeichen auf die Ernsthaftigkeit der Situation war, „Aber ich denke, ich bin soweit bin unverletzt."
Ich nahm den Hörer leicht herunter und fragte die anderen Anwesenden, den Blick auf Sol gerichtet: „Tropfsteinhöhleneingang, zwanzig Minuten Fahrt, irgendwo im Wald: Wo?" und wieder Sumi fragend: „Was ist mit deinem Handy?" Sol setzte sich in Bewegung und holte eine Karte der Umgebung aus einem Regal drei Zimmer weiter.
„Der Typ hat es mir abgenommen; trägt es wahrscheinlich noch bei sich. Konnte mir sein Handy schnappen."
Ich senkte wieder das Telefon: „Kann jemand Ilias sagen, er soll", ich kritzelte Sumis Handynummer auf ein weiteres Stück Papier und reichte es der erstbesten Person, Radiv, „den Aufenthaltsort dieses Telefons herausfinden?"
Radiv nickte kurz und verschwand.
„Ich finde dich und diesen Typen – in der Reihenfolge. Mach dir keine Sorgen."
„Ich weiß. Vertraue dir."
„Ruf mich an, wenn nochmal irgendwas ist, ja?"
„M-hm", Sumi klang müde und meine Sorge wuchs. Sie war in der Kälte alleine, seit wer weiß wie lange genau.
Sol kam mit der Karte zurück und fragte: „Zittert sie noch?"
„Woher soll ich das wissen?", gab ich zurück
„Frag sie!"
„Sumi? Zitterst du noch?"
„Etwas", ihre Stimme war nicht mehr als ein Murmeln und ich gab die Information an Sol weiter. Dieser breitete die Karte aus und meinte: „Dann solltest du dich beeilen."
Ich trat an ihn heran und er zeigte auf die Karte: „Hier und hier ist jeweils ein offener Eingang. Dort, dort und dort sind sie eigentlich abgesperrt und man kann sie als Eingänge erkennen. Wie sah das dort aus?"
Ich gab die Frage an Sumi weiter und schaltete sie auf Lautsprecher: „Der Typ hat mich irgendwo hingebracht, im Wald. Hat mich gestoßen und bin in ein Loch gefallen."
„Woher weißt du dann, dass es eine Tropfsteinhöhle ist?", fragte Sol.
„Das fragte er vorher. Ob ich in einer war... schonmal"
„Was für eine Art Eingang ist das?"
„Is 'ne Felswand oder so. Nicht so hoch, aber zu hoch zum alleine rauskommen."
„Schätzungsweise wie hoch?"
„5 Meter? Vielleicht 10?"
„War es weit von einer Straße weg?"
„Mussten ein Stück laufen, aber nicht so weit", ihr Stottern hatte nachgelassen und sie flüsterte nur noch.
Sol tippt auf den zweiten Punkt in der Karte, den er vorgeschlagen hatte: „Dort ist sie."
„Sicher?", fragte ich.
„Sehr. Nimm etwas zum Wärmen mit, aber mach es langsam. Ihr Körper fährt gerade runter."
„Wo sind die Schlafsäcke?"
„Delci, begleite ihn", wies Sol seinen Partner an und ich folgte ihm schweigend. Während wir durch die Gänge eilten, versuchte ich mit Sumi zu reden, die ich immer noch am Telefon hatte. Ich versuchte sie bei Bewusstsein zu behalten, sie dazu zu überreden sich zu bewegen, damit ihre Temperatur stieg, doch sie hielt ihre Stimme leise und es kam mir nicht vor, als würde sie auch nur einen Finger rühren.

VampirbissWhere stories live. Discover now