Kapitel 5

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„Alle die vorne stehen und deren Nummer genannt wurden, vielen Dank! Vielleicht klappt es beim nächsten Mal! Ihr könnt jetzt gehen!" Die Stimme erklang dunkel über allen und Rahel stockte. Weiterhin rollten Tränen ihre Wangen hinab.

Ein Aufschrei war zu hören und Rahel starrte auf die blonde Hexe, die plötzlich nicht mehr wohlwollend lächelte. Ihre Hand lag theatralisch auf der Brust und ihr Gesicht wirkte schmerzverzerrt. Sie konnte es nicht fassen und Rahel konnte das auch nicht, denn sie musste gehen, nicht Rahel. Das Schicksal traf auch den Typen in neongrün, so viel also zu der Ahnung der blonden Hexe.

Rahel sah betreten zu den anderen, die bei ihr in der Reihe standen. Einige hatten es offensichtlich schon gerafft und jubelten. Eine kleine Schwarzhaarige, die Rahel nicht kannte, hing plötzlich um ihren Hals. „Wir sind weiter!", schrie sie hell in ihr Ohr.

Und dann checkte auch Rahel es endlich. Sie war weiter.


Es dauerte eine Weile, bis die Leute vor ihnen verschwunden waren. Die Hexe hatte ihr noch einen giftigen Blick zugeworfen und Rahel hatte ein fieses Lächeln auf ihrem Gesicht nicht verhindern können. Sie dachte daran, dass es wirklich so etwas wie Karma geben musste. Manchmal war die Welt einfach gerecht.

Zwei Jungs versuchten derweil tatsächlich noch mit der Jury zu diskutieren, was aber offensichtlich keinen Sinn hatte.

Schließlich blieben sie allein in dem Saal übrig, der gleich viel leerer wirkte. Rahel und 15 andere waren noch da, 5 Jungs, 11 Mädchen. Die Quote wurde für sie also besser.

„Herzlichen Glückwunsch euch allen." Der Mann lächelte sie alle an und auch Rahel musste nun lächeln.

Sie bekam nun einen guten Überblick über die Leute, die sie bewertet hatten. Es waren vier, zwei Frauen, zwei Männer. Unter ihnen Lothar Schneider, wie Rahel wieder einfiel. Aber auch die anderen sahen nicht unwichtig aus und Rahel atmete durch, um sich etwas zu beruhigen.

„Ihr seid schon mal eine Runde weiter. Wir möchten euch gleich einzeln sehen. Sucht euch ein Lied aus und dann zeigt uns, wie ihr tanzen könnt. Der Stil ist egal, zeigt uns euer Bestes. Danach würden wir auch gerne noch ein Lied von euch hören."

Alle nickten eifrig, genau wie auch Rahel. In den Unterlagen hatte gestanden, dass man zwei Songs vorbereiten sollte. Tanzen war dabei die leichtere Disziplin für sie. Sie hatte dazu einen Ballettsong vorbereitet. Singen würde sie dagegen einen Popsong, was sie ein wenig nervös machte, denn Gesangsunterricht hatte sie nie gehabt und sie hoffte, dass sie auch das hinbekam. Sie hatte das nur vor ihrer Trainerin Dina ein bisschen geübt, aber das schien ihr auf einmal nicht mehr genug, vor allem, weil sie es nicht oft genug geübt hatte. Hatte sie das nicht ernst genug genommen?

Mit einem Schlag wurde sie jetzt wieder nervöser, als sie mit 14 anderen den Raum verließ. Nur ein Mädchen blieb zurück und Rahel beneidete sie, denn die hätte es gleich schon geschafft. Schweigend suchten sich alle einen Platz im Flur oder Foyer und warteten schweigend. Die Schwarzhaarige, die sie vorhin so wild umarmt hatte, saß nicht weit weg und hatte nun die Augen geschlossen. Rahel überlegte, ob sie zu ihr gehen sollte, um sich mit ihr zu unterhalten, aber dann tat sie es ihr nach, grübelte und wartete ...

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