Kapitel 5

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Mord als Lösung für alles


Brooke

Der Regen peitschte an die Wände, die einzelnen Tropfen hörten sich an, als wären sie eine Hand voll Kieselsteine, die jemand mit voller Kraft gegen die Glasscheibe warf. Es blitzte, es donnerte, es stürmte, alle sieben Minuten erhellte sich der Nachthimmel über Blackriver und wurde Sekunden darauf von einem dunklen Schreien heimgesucht. Der Wind wirbelte die vertrockneten Blätter vom Boden auf und pfiff durch jeden hintersten Winkel und jede noch so kleine Nische der alten Scheune, doch keiner von uns störte sich daran.

Quentin hatte schon vor einer knappen Stunde seine Gitarre aus dem Haus hergeholt und spielte vor sich hin. Nach ein, zwei Melodien, die er angeschlagen hatte, setzte sich Max zu ihm und begleitete ihn singend. Sie hatte eine helle, hohe Stimme, die mit Quentins zusammen harmonierte. Man wollte ihnen einfach nur zuhören.

„Die beiden wären schon ein schönes Paar, oder?", flüsterte Elijah mir zu.

Wir saßen abseits der Gruppe oben auf dem Heuspeicher und beobachteten das Ganze aus der Ferne, dennoch wollte keiner von uns diesen Moment, frei von all unseren Sorgen, stören. Solche Augenblicke waren selten und dieser hier war mit einer der Ersten, die wir seit jener Nacht am Blackriver zusammen genossen. Langsam aber sicher fanden wir, die wir alle so unterschiedlich waren, als Gruppe zueinander. Eine Gruppe, die mehr als die Geheimnisse, die sie miteinander teilten, verbinden sollte. Aber auch eine Gruppe, in der noch immer nicht jeder alles über jeden wusste.

„Max ist lesbisch", klärte ich meinen Freund also auf und er stutzte. „Oh."

„Ja." Ich nickte. „Aber du hast Recht, sie wären ein süßes Paar."

„Habe ich das nicht immer?", grinste Elijah scherzhaft. Zu Krönung seiner Worte zwinkerte er noch, woraufhin ich nur den Kopf schütteln konnte. „Übertreib es nicht, Whittemore."

„Ach, ich weiß doch, dass du mich trotzdem liebst." Elijah blieb bei seiner Meinung und beugte sich zu allem Überfluss noch zu mir hinüber. Zunächst scheuchte er dadurch zunächst Lady von meinen Schoß, die alte schwarze Katzendame, die es sich dort bequem gemacht hatte und nun beleidigt davon tapste, und überfiel mich im selben Augenblick. Ich gewährte ihm zwar einen kurzen Kuss, rechnete aber nicht damit, dass er mich sofort an den Hüften packen und mich sanft, aber bestimmt ins Heu nieder drücken würde. Für eine Sekunde vergaß nicht nur er, dass wir nicht alleine waren, was man uns allerdings unlängst zu verstehen gab.

„Nehmt euch ein Zimmer." Uns trafen der scharfer Tonfall meiner Zwillingsschwester, eine leere Plastikflasche, die nur Harley geworfen haben konnte und Junes scherzhaftes „Davon haben wir schließlich genug". Leicht beschämt rappelten Elijah und ich uns eilig auf, kletterten an der Leiter den Heuspeicher hinunter und setzten uns zu den anderen, als wäre nichts gewesen. Die nahmen uns mit einem Lachen auf. Quentin und Max aber machten sich einen noch größeren Spaß daraus.

Die blonde Grinsekatze stimmte den Refrain eines Songs aus dem Musical 'Grease' an, Max sang und animierte die anderen mitzumachen. Nacheinander erhob sich jeder von ihnen, klatschte nebenbei und versuchte sich an den Text von 'You're the one that I want' zu erinnern. Wenn mein Gesicht bis dahin nicht schon der Farbe einer reifen Tomate glich, dann tat es das jetzt allemal. Während ich diese Peinlichkeit hinter meinen Händen versteckte, die ich mir vors Gesicht hielt, nahm Elijah das alles gelassen. Er sang selbst mit und riss schließlich auch mich dazu hin, mir doch noch einen Ruck zu geben. Ich versah die Szenerie zwar mit einem Augenrollen, fand mich aber wenig später lächelnd in Elijahs starken Armen wieder.

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⏰ Last updated: Feb 07, 2020 ⏰

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