THE WANTED - Unter Verdacht

Kapitel 2

Ein Letzter Kuss, bevor ich ins Gefängnis muss

Elijah

Die Verhöre durch die Polizei hatten den wunden Punkt unserer Gruppe getroffen. Wir und besonders ich hatten geglaubt, dass uns nach Ms. Martins Tod keiner mehr gefährlich werden könnte. Ich war der Kopf dieses Neuner-Gespanns und nachdem mein Plan zu scheitern drohte, versuchte ich zu verhindern, dass mir Verzweiflung und Panik, meine Position streitig machen.

„Erinnert ihr euch daran, als ich sagte, dass keiner von uns ins Gefängnis wandert? Das ist und bleibt so. Dafür werde ich sorgen!", versprach ich meinen Freunden und obwohl ich den Ruf inne hatte, eine väterliche  Ader zu haben, kramte ich hinter der Theke des River Grills ein, zwei Flaschen Hochprozentiges hervor. Genügend Gläser mitgenommen, schüttete ich allem am Tisch einen Shot ein. Alkohol war zwar keine (gute) Lösung, in diesem Fall jedoch die einzig sinnvolle.

Unser Lieblingspub hatte uns in den letzten Monaten schon viele unserer Geheimnisse und die daraus resultierenden Probleme vergessen lassen. Immer dann, wenn eigentlich ein „HEUTE GESCHLOSSEN" vor der Tür hing. Max, die Toughe unter uns, war mit der Inhaberin des River Grills zusammen. Und weil die Wohnung der beiden darüber lag, hielten wir uns stets gegenseitig davon ab, uns vom schlechten Gewissen, das am Morgen danach zurückkam, einnehmenzulassen. Doch mit dem schlechten Gewissen war das heute so eine Sache, schon bevor der Abend überhaupt richtig losgegangen und der Morgen noch nicht einmal in greifbarer Nähe war.

„Sag bloß, du hast einen genialen Plan, um unser aller Ärsche zu retten", tönte Summer, die Schwester meiner Freundin Brooke, abfällig. „Denn deine bisherigen Pläne haben uns allesamt in die Scheiße geritten, Mr. Neunmalklug."

Summer sprach aus, was so ziemlich jeder – mir eingeschlossen - dachte. Die Jungs hielten sich raus und meine Wenigkeit wollte es erst gar nicht wahrhaben. Wie immer glaubte ich, schon noch einen Ausweg zu finden. Doch die Mädchen sahen uns bereits hinter Gittern. Selbst meine Freundin schrieb mir nicht mehr die Rolle des Anführers zu, der immer wusste, was zu tun war, der allen Sicherheit gab und auf den man sich jederzeit verlassen konnte.

Brooke Hanson war noch nie der Typ Mädchen gewesen, das einen Beschützer brauchte. In der Hinsicht hatte sie viel von Max. Sie war stark, selbstbewusst und unabhängig, auch wenn sie äußerlich eher wie das süße, liebe, blonde Mädchen wirkte. Als Headcheerleader hatte sie ebenso eine Führungsposition inne, wie ich bei unseren Freunden. Dass sie da mit jemand zusammen war, der ihr bald ähnlicher schien als ihre eigene Zwillingsschwester, hatte das Bibelcamp im Sommer vor zwei Jahren zur Ursache. Wir wurden als Teamleiter derselben Gruppe eingeteilt und nachdem wir uns in den ersten Wochen am liebsten, die Köpfe eingeschlagen hätten, landeten wir schließlich miteinander in der Kiste. Doch das taten wir mittlerweile schon lange nicht mehr. Unsere Beziehung bröckelte und genauso meine Freundschaft zu jedem in der Gruppe.

„Summer hat Recht. Wir sitzen in der Scheiße und diesmal wirst du uns nicht raus reiten, Elijah. Gib doch zu, dass du hast keine Ahnung, was wir jetzt tun sollen ... Trinken jedenfalls ganz bestimmt nicht. Vielleicht hätten wir es wie Harley und June machen und gar nicht erst auftauchen sollen." Adrianne brachte es auf den Punkt. Sie richtete mich anklagend und kopfschüttelnd ab, währenddessen erhob sie sich. „Ich werde gehen. Das hier hat ohnehin keinen Zweck."

Ihren Rucksack hatte Adrianne schon über die Schultern geworfen, sie war drum und dran zu gehen, als mir der Kragen platze. „Das hier hat also keinen Zweck? Das alles hier ist doch deine Schuld, Annie! Vielleicht habe ich in den letzten Wochen einige falsche Entscheidungen getroffen, aber wenn ich mich richtig erinnere, war es dein Geheimnis, das uns alle schon zu Mördern gemacht hat, bevor wir überhaupt darüber nachdenken mussten, Toby und Ms. Martin aus dem Weg zu schaffen! Also hör verdammt noch mal auf, mich für alles verantwortlich zu machen, klar?!"