Kapitel 3

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(Trigger Warnung: Dieses Kapitel enthält gewaltverherrlichende Szenen wie Totschlag und sexuelle Belästigung.)

***

Böses Blut



Juniper

Harley wusste mich bereits am frühen Samstagmorgen, um den Verstand und die wenigen Klamotten, die ich überhaupt noch trug, zu bringen. Mit seinen Lippen und bedachten Berührungen ließ er mich jeden Gedanken, an den gestrigen Tag und die damit zusammenhängenden Sorgen vergessen. Seine gezielten Bewegungen gaben mir den Rest. Ich hatte Schwierigkeiten, nicht das ganze Haus an unserem Vergnügen teilhaben zu lassen, sodass ich förmlich darum bettelte, dass er von meinem Hals abließ und seine Lippen auf die meinen presste, um mein halblautes Stöhnen zu dämmen. Der Aufgabe nahmen sich allerdings meine kleinen Cousinen Nora und Paige an.

„JUNE!" Ihre hohen Stimmen drangen schrill vom Flur her, doch erst, als sie an der Türklinke rüttelten, gefror mir das Blut in den Adern. Zu meinem Glück schloss ich fast immer ab, wenn Harley da war, der sich ganz nebenbei durch nichts und niemanden stören und von dem abhalten ließ, was er gerade tat. Mir fiel es dadurch immer schwerer, mich zu beherrschen. Und nach einem erneuten, drängenden Nörgeln meiner Cousinen klang das „Ja?", das ich von mir gab, daher auch mehr lustvoll dahin geseufzt als fragend.

„June, wir müssen dir was zeigen. Komm, guck, wen wir in Lukes Zimmer gefunden haben", antwortete mir Nora aufgeregt, woraufhin sie mit Paige in albernes Gekicher verfiel. Zwar hatte ich die beiden unfassbar toll lieb, doch in Momenten wie diesen gingen sie mir doch gehörig auf die Nerven. „Wieso zeigt ihr das nicht Quentin?"

„Aber Annie ist doch deine beste Freundin und nicht Qs", hallte es immer drängender zurück, woraufhin ich mich schließlich geschlagen gab.

Ich war es zwar gewohnt, dass Adrianne bei Luke übernachtete, schließlich waren auch sie beste Freunde, aber da Nora und Paige sonst nie Ruhe geben würden, gewährte Harley mir eine Pause. Schnell griff ich nach meinen Klamotten, die seit gestern Abend überall auf dem Boden verteilt lagen, warf etwas davon über und kam der Bitte meiner Cousinen nach. Als ich nur die Zimmertür öffnete, griffen die beiden gleich nach meinen Händen und zogen mich hastig hinter sich her. In Lukes Zimmer angekommen, verstand ich ihre aufgebrachte Art.

„Warum hat Annie nichts an?" Die Schwestern zeigten mit dem Finger auf den nackten Rücken eines Mädchens, das schlafend im Bett ihres Bruders lag und eindeutig, als meine und seine beste Freundin Adrianne zu identifizieren war.

Passend dazu lagen auch hier, die Klamotten der beiden überall auf dem Fußboden verteilt. Als ich aber zwischen der grünen Spitzenunterwäsche meiner besten Freundin eine Kondom-Packung hervor blitzen sah, fasste ich Nora und Paige sofort an der Hand, zog sie aus dem Zimmer raus und schloss die Tür hinter uns. Ich wollte sicher gehen, dass sie das Wort nicht noch aufschnappten und von mir wissen wollten, was es zu bedeuten hatte. Ich war doch gerade mal vor einem Monat 17 geworden und fühlte mich nicht dazu in der Lage, ein Aufklärungsgespräch mit 6- und 8-Jährigen zu führen. Dass Harley im selben Augenblick angezogen aus meinem Zimmer auf den Flur schlürfte, nutzte ich daher als die Chance, um meine Cousinen von dem, was sie gesehen hatten und in Frage stellten, abzulenken.

„Habt ihr Hunger? Harley geht mit euch nach unten in die Küche und macht euch ein paar Pancakes, okay?"

Paige und Noras Augen funkelten bei Harleys Namen noch mehr, als bei dem Wort Pancakes. Er selbst verlor sich in Ahnungslosigkeit, doch ich gab ihm über meinen Blick zu verstehen, dass ich ihm später alles erklären würde. Das nahm er so hin, schnappte sich Lukes kleine Schwestern und verschwand mit ihnen die Treppe runter, während ich völlig wutgebrannt in eines der Badezimmer auf unserer Etage stürmte, aus dem ich meinen Cousin gut gelaunt unter der Dusche singen hörte.

THE WANTED - Unter VerdachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt