V. Kapitel - Erkenntnisse und Entscheidungen

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,,Der Feind meines Feindes
ist mein Freund!"
- James T. Kirk

(Star Trek - Into Darkness)

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Chewie und Lando hatten nicht lange gebraucht, um die Ersatzteile von ein paar Schrotthändlern zu besorgen und hatten den Falken schon beinahe zur Gänze repariert. Ben, Rey und Maz sprinteten die offene Rampe des Falken hoch. Ben hechtete sogleich ins Cockpit, während Rey Chewie und Lando zurief, dass sie so schnell wie möglich weg müssten, da sie eine Auseinandersetzung mit siebzehn Kopfgeljägern gehabt hatten, die außerdem wussten, wo der Falke war. Lando und Chewie rannten ebenfalls in das Schiff, während Ben die Triebwerke startete und sich auf den Pilotensitz setzte. Rey schloß die Rampe und der Millennium Falke verließ schnell die Atmosphäre des Planeten. Chewie und Lando hatten sich mittlerweile ebenfalls ins Cockpit begeben.

Rey und Maz setzten sich in den Aufenthaltsraum, wo das Mädchen ihren Umhang auszog und Leias Lichtschwert zu dem von Anakin auf ein Regalbrett legte.
Die kleine Alien wollte sich gerade ein Medipack aus einem der Schränke nehmen, als Rey sie davon abhielt. ,,Warte, lass mich mal", sagte sie und machte Anstalten, sich Maz' Arm zu nehmen. Kanata ließ sie gewähren und verfolgte interessiert, wie Rey Lebensenergie von ihrem Körper auf den von Maz übertrug und sich die Wunde langsam schloss. Maz fing an zu sprechen: ,,Ich kenne die Macht, weil ich mich tiefgründig mit ihrer Geschichte beschäftigt habe. Vor langer Zeit habe ich von einer Prophezeiung gehört, in der zwei Menschen über die Macht miteinander verbunden sind. Einen solchen Zweiklang in der Macht gab es seit Ewigkeiten nicht mehr."
Rey sah sie verwirrt an und sprach: ,,Aber dieser Zweiklang ist nicht zufällig entstanden, oder? Du sagtest gerade, es gab eine Prophezeiung?"
,,Die Macht brauchte ein Gleichgewicht. Durch eure Machtverbindungen hast du Kylo Ren gezeigt, dass es noch Menschen gibt, denen er nicht egal ist und die ihm nicht egal sind. Die Machtverbindungen waren indirekt der Auslöser dafür, dass er dich nicht getötet hat. Ihr hattet beide eine Vision. In dem Moment, in dem er dich verschonte, wollte er die Macht von Snoke und dich an seiner Seite. Du warst der Auslöser dafür, dass er der Dunklen Seite den Rücken kehrte, weil du ihm sagtest, dass du die Hand von Ben genommen hättest. Er hat durch dich eingesehen, dass, egal wie viel Macht er auch hätte, du ihm nie freiwillig folgen würdest, solange er auf der Dunklen Seite ist. Darth Vader hat seinen Sohn vor Palpatine geschützt, als dieser ihn folterte. Es war also Vaterliebe, die dafür gesorgt hat, dass er bekehrt wurde. Bei Ben und dir musste die Macht andere Wege gehen, um das Gleichgewicht in der Galaxis herzustellen. Und letztendlich hat sich Ben auch aus Liebe zu dir und seinen Eltern bekehren lassen."

Plötzlich hörten sie mehrere schrille Piepser und BB-8 kam aus einer Ecke geschossen. ,,Bebe-Acht, was machst du denn hier? Solltest du nicht eigentlich beim Widerstand sein?", fragte Rey, als sie die kleine BB-Einheit entdeckt hatte. Sie war ein bisschen wütend, dass sich der Astro-Mech einfach in das Schiff geschlichen hatte, war aber auch froh, noch einen Freund an ihrer Seite zu haben, der sie nicht für das Vergangene verurteilte. Es folgte eine lange Aneinanderreihung von elektronischen Lauten seitens BB-8, wärend der Droide vor und zurück rollte. Der kleine Kugeldroide erzählte Rey und Maz, dass er sich heimlich an Bord geschlichen hatte, weil er definitiv nicht einer Meinung mit Poe und Finn war und eine gute Freundin nicht im Stich lassen wollte.

,,Du hast viel von deinem Vater in dir", meinte Lando irgendwann. Seit sie überstürzt von Cantonica aufgebrochen waren, hatte im Cockpit Schweigen geherrscht. Ben verstand dies als verbalen Seitenhieb, als Kritik daran, seinen Vater getötet zu haben. Verübeln konnte er es Lando definitiv nicht. Ben schaltete auf Autopilot um, stand vom Pilotensitz auf und wandte sich dem Freund seines Vaters zu. ,,Ich weiß, was ich getan habe und ich werde diese Tat auf ewig bereuen. Ich bezweifle, dass du oder Chewie mir den Mord an Vater je verzeihen werdet."
Ben sah schuldbewusst und reuig zu Boden. Chewie stand vom Copilotensitz auf und blickte ihn einige Sekunden eingehend an. Dann warf er kurz den Kopf zurück und heulte auf, nur um den Sohn seines langjährigen Freundes eine Sekunde später fest zu umarmen, um dessen Worte Lügen zu strafen. Ben erwiderte etwas überrumpelt die Umarmung seines einstigen Spielkameraden. Lando ergriff wieder das Wort: ,,Ich stimme Chewbacca zu. Du hast genug gelitten, Ben. Du solltest wissen, dass deine Mutter dich nie aufgegeben hatte."
Ben nickte zögerlich.
,,Wem gehört der Falke eigentlich?", wagte er nach einigen Sekunden der Stille zu fragen.
,,Ich würde sagen, das Schiff gehört dir, Solo."
Mit dieser Antwort hatte Ben nicht gerechnet. Eingentlich sollte er sich freuen, doch der junge Skywalker ließ nur den Kopf hängen.
,,Ich hab den Falken nicht verdient." Lando legte freundschaftlich eine Hand auf seine Schulter und erwiderte: ,,Dann verdiene ihn dir. Und bis dahin überlasse ich dir trotzdem den Pilotensessel."
Ben nickte ihm dankbar zu. Er war sich bewusst, dass es ein sehr langer Weg werden würde, sich selbst zu verzeihen. Vielleicht würde er es nie schaffen. Er hatte eine Schuld auf sich geladen, die so unfassbar groß war, dass er gar nicht anders konnte, als sich dafür zu hassen. Er verstand nicht, warum seine Mutter und sein Vater ihn selbst im Augenblick ihrer beider Tode noch lieben konnten, wie Rey trotz all seiner Taten das Gute in ihm sah und ihn liebte. Aber er konnte es akzeptieren.
,,Wir werden erstmal nach Kef Bir fliegen," erörterte er den anderen beiden seinen Plan, ,,ich brauch mein Lichtschwert wieder."
,,Wieso ist dein Schwert auf Kef Bir?", fragte Lando verwundert.
,,Weil ich es ins Meer geworfen habe."
,,Hey Jungs, wir haben ein neues Crewmitglied", sagte Maz, während sie in das Cockpit trat. Hinter ihr rollte BB-8. ,,Na, wenn das nicht der Droide ist, wegen dem ich Rey entführt hatte.", meinte Ben, als er den Droiden erblickte.
,,Du hast WAS?", empörte sich Lando. ,,Lange Geschichte", meinte Rey, die ebenfalls ins Cockpit kam und den Rest des Gesprächs mitgehört hatte.
,,Wohin fliegen wir eigentlich?" fragte sie. ,,Kef Bir. Solo will sich sein Lichtschwert, das er ins Meer geworfen hat, zurückholen", antwortete Lando ihr. Ben ging aus dem Cockpit und drehte sich in der Tür nochmal um.
,,Calrissian, du übernimmst das Steuer und du", Ben zeigte auf Rey, ,,Kommst mit mir, junger Padawan. Wir sollten mal mit deinem Training anfangen."
Rey folgte dem letzten Skywalker und ihrem neuen Meister aus dem Cockpit, während Maz ihnen grinsend hinterher blickte.

Geister der Vergangenheit Where stories live. Discover now