*Ohne Titel*

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Sie liegt im Bett und weint. Sie weiss nicht mehr genau wieso und wann sie angefangen hat zu weinen. Sie atmet tief durch und setzt sich auf, doch die Tränen wollen nicht aufhören. Es fühlt sich an als würde sie gegen sich selbst kämpfen. Die eine Seite will es ihrer Mutter erzählen, die Andere will es wie vorher für sich behalten. Und dann gibt es noch diese Seite, die weiss, dass sie es ihrer Mutter erzählen sollte, aber weiss, dass sie dann das Bild ihrer Eltern, die sie als selbstbewusste, starke, junge Frau ansehen, zerstört wird und nicht weiss ob sie ihren Eltern die Illusion nehmen kann.

Sie beruhigt sich langsam und setzt sich mit ihrem Plüschtiger auf den Boden. Sie denkt weiter darüber nach und dann fliessen die Tränen wieder. Doch diesmal kämpfen sich Schluchzer nach draussen, die sie mit ihrem Plüschtier dämpft. Sie ist kurz davor aufzustehen und zu ihrer Mutter zu laufen, doch sie lässt sich wieder zurücksinken. "Ich brauche nur frische Luft. Ich warte hier bis meine Mutter schlafen geht und dann schleiche ich mich raus." Die Zeit vergeht quälend langsam. Es wechseln tränenfreie Phasen zu Phasen in denen sie den Kopf versteckt in ihrem Plüschtiger hat.

Irgendwann rafft sie sich auf, drückt das Plüschtier an sich und verlässt das Zimmer. Ihre Tränen laufen nicht mehr, doch ihre Augen sind rot und ihre Nase läuft. Zitternd steigt sie die Treppe zum Aufenthaltsort ihrer Mutter hoch. Ihre Mutter bemerkt sie nicht. Sie steht am Treppenabsatz. Verheult und ihren Plüschtiger fest an sich drückend. Ihre Mutter lacht über einen Scherz im Fernsehen. "Mama!", sagt sie leise. Zu leise. Ihre Mutter hört sie nicht. Sie wiederholt es etwas lauter, doch immer noch keine Reaktion. Schliesslich sagt sie es in normaler Lautstärke und ihre Mutter schaut zu ihr. Sie schaltet den Fernseher auf Pause und fragt was los ist. Sie lässt sich neben sie aufs Sofa sinken und erzählt heulend was ihr durch den Kopf geht.

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