Angelblood

SIEBEN | Überraschende Wendung

Aidens POV

"Glaub mir, ich hab' da genauso wenig Lust zu wie du, aber wir müssen dringend reden..."

Ich musste mich gerade verhört haben, oder Lucifer hatte sich tatsächlich dazu durch gerungen zur Ausnahme mal Worte statt Taten sprechen zu lassen. Jedoch wurde ich dabei den Gedanken nicht los, dass dies meine Befürchtungen nur noch bestätigte, und dieses Thema mir nicht gefallen würde. Es sei denn, er hatte urplötzlich das Verlangen danach verspürt sich mit mir über Gott und die Welt zu unterhalten. Doch ich konnte mir wohl kaum vorstellen, dass er vorhatte mir nun einen Vortrag über sowas wie Erderwärmung und Klimaschutz zu halten. Bevor sowas passierte hätte mein Bruder sich eher schon selbst in die Psychiatrie eingewiesen, so obskur erschien mir diese Vorstellung. Mit großen Augen und Misstrauen im Blick sah ich ihm in seine stets satanisch dreinschauende Visage und forderte ihn somit wortlos dazu auf, zu beginnen. Auf dass wir es möglichst schnell hinter uns bringen würden.

"Da es dieses kleine Miststück nun schon zum zweiten Mal geschafft hat auszubüxen, gehe ich mal stark davon aus, dass unser werter Sunnyboy und Retter in der Not da seine Finger im Spiel gehabt haben muss..."

"Ganz ehrlich Lucifer, seid wann mische ich mich in den Scheiß der dunklen Seite ein? Du weißt mindestens genauso gut wie ich, dass ich nichts damit zu tun habe... und selbst wenn, was im Himmel sollte mir das denn bitteschön bringen? Du hast ihr doch diese abscheuliche Markierung verpasst. Denkst du ernsthaft, dass ich einem unschuldigen Menschen absichtlich sowas antun würde?! Verdammt Lucifer, so dumm kannst selbst du nicht sein!"

Mit zusammengekniffenen Augen und purem Zorn durchlöcherte mich mein Zwilling mit seinem Blick. Wenn Blicke töten könnten... Aber was hatte ich eigentlich auch anderes von ihm erwartet. Na klar, war Aiden der Engel mal wieder an allem Schuld. Delilah war mir doch völlig nutzlos mit diesem Biss am Hals! Und so sehr es mir auch leid tat, aber ich konnte ihr nicht helfen. Um unser beider Willen.

Mit einem Mal drehte sich Lucifer blitzschnell zum Mädchen um, welches immer noch auf der Couch saß und zu ihrem Leidwesen erneut Opfer seiner Launen geworden war. Wenn er ihr auch nur ein Haar krümmte, dann würde ich....!

Wie eine Raubkatze näherte er sich langsam dem gebrechlichen Wesen und machte knapp einen Meter vor ihr Halt, wobei seine Stimme einen eben noch bedrohlicheren Ton annahm. 

"Also Schätzchen, spuck's aus, wie zum Teufel hast du das da unten angestellt? Meine bisherigen Gäste haben so etwas noch nicht zu Stande gebracht..."

Ein fieses Lachen entfloh seiner psychopatischen Kehle.

"... obwohl es fairer Weise auch bisher noch niemand gewagt hat, sich meines doch durchaus komfortablen Services zu verweigern. Hat dir deine Zelle etwa nicht zu gesagt? Wie schade aber auch."

Doch entgegen aller meiner Erwartungen hielt Delilah dem eisigen Blick meines Bruders stand und passte sich seiner doch ausgesprochen abwertenden Tonlage an. 

"Das wüsstest du wohl gerne, nh?"

Ein schelmisches Grinsen machte sich auf ihrem hübschen Gesicht breit und ich konnte mir das Staunen nicht verkneifen. Auch Lucifer warf diese plötzliche Spiegelung seines Verhaltens für den Bruchteil einer Sekunde aus der Bahn und ich konnte erkennen, wie sich Fassungslosigkeit in seine Züge schlich. Dies währte jedoch nicht lange und ich war mir sicher, dass es ein normaler Mensch wie Delilah, unmöglich bemerkt haben konnte.

Gerade als mein Bruder fest entschlossen seinen Killerblick aufsetzte und ich schon fest davon überzeugt war, dass er ihr nun endgültig mit Genuss die Kehle aufreißen würde, fasste er sich wieder und schenkte mir erneut seine Aufmerksamkeit. Was war bloß los mit ihm?! Warum in aller Welt töte er sie denn nicht? Nicht, dass ich das jemals zugelassen hätte, aber dennoch passte derartiges Verhalten mal so überhaupt nicht zu Lucifer... Und ich wusste wovon ich da sprach. Als benannte Person soeben zu einer weiteren verbalen Attacke ansetzten wollte, kam ich ihm zuvor und schnitt ihm das Wort ab. Ich musste in diese Sache nun ein für alle mal etwas Klarheit bringen.