Kapitel 3

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Percival Pov.:

Erschöpfte stützte ich meinen Kopf auf die Hand. Wie konnte es mir nur passieren solch eine Schwäche ausgerechnet vor Mr. Scamander zu zeigen? Die letzten Wochen hatte ich mein Bestes gegeben jeden in meiner Abteilung davon zu überzeugen, dass bei mir physisch sowie psychisch alles in bester Ordnung war.
Das ich regelmäßig von Alpträumen geplagt wurde ging keinen etwas an. Aber heute hatte mich die Erinnerung an die schlimmste Zeit meines Lebens im wachen Zustand überrollt und ich hatte nichts dagegen tun können. Ich hasste es mich hilflos und nutzlos zu fühlen, denn das war es wovor ich mich am meisten fürchtete. Vollkommen in Gedanken versunken bemerkte ich erst als sich etwas zu meiner linken bewegte, dass ein schwarzes Etwas flink durch mein Büro huschte. Blinzelnd sah ich ihm nach als es unter meinem Schreibtisch verschwand. Misstrauisch beugte ich mich hinunter und fand mich Auge in Auge mit einem Niffler wieder. Er musste Mr. Scamander mal wieder entwischt sein. Jetzt bemerkte ich auch dass mein Skorpion Anstecker verschwunden war. Genervt packte ich den kleinen Dieb, bevor er das Weite suchen konnte im Nackenfell und hob es auf Augenhöhe.

„Rück meine Sachen sofort raus oder du musst mit Konsequenzen rechnen! Ich bin wirklich nicht in der Stimmung für Spielchen", sprach ich gefährlich leise mit ihm. Leise fiepend und mit Schuldbewussten Blick händigte er mir meine Anstecknadel wieder aus. Vorerst zufrieden setzte ich das kleine Kerlchen auf meinen Schreibtisch. Das war ein Anfang, mir war bewusst wie schwer es werden konnte Nifflern ihre Beute abzunehmen, aber anscheinend spürte er das es mir ernst war. Um meine anderen Sachen, die er sich sicher stibitzt hatte, würde ich mich später kümmern. Mit schiefgelegtem Kopf saß das diebische Wesen auf meinem Tisch und schaute mich fragend an. Schnell wirkte ich einen Zauber, damit es nicht vom Tisch fliehen konnte und entfernte alles was wichtig war und durch ihn gefährdet werden könnte. Dann streichelte ich es gedankenverloren. Erstaunlicherweise ließ der Niffler das ohne weiteres zu, obwohl er mich nicht kannte und ich ihm hätte gefährlich werden können. Seufzend fing ich an mit dem Kleinen zu reden: „Ach du hast's gut. Musst dich um nichts Wichtiges sorgen und hast jemand der sich liebevoll um dich kümmert. Ich bin ja selbst schuld das ich mich Jahrelang so zurückgezogen hab. Ich liebe meine Ruhe, doch hin und wieder würde etwas persönlicher sozialer Kontakt mir sicher gut tun." Seufzend lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück. Langsam wurde ich wirklich verrückt, jetzt redete ich schon mit einem -wohlbemerkt illegalen- Tierwesen. Ein kleines Lächeln schlich sich schon zum zweiten Mal an diesem Tag in mein Gesicht, während ich den Niffler noch einmal kurz durch das weiche Kopf Fell fuhr. Auf meine Arbeit konnte ich mich beim besten Willen nicht mehr konzentrieren, weshalb ich beschloss mit dem kleinen Dieb um meine anderen Sachen zu verhandeln.

„Sag mal Kleiner würdest du mir auch meine anderen Sachen wieder aushändigen?", fragte ich ihn sanft. Kurz schaute er mich nachdenklich an, ehe er den Kopf schüttelte.

Genervt rieb ich mir aus Gewohnheit meine Nasenwurzel. Da war ich einmal freundlich und dann wurde ich abgewiesen, so ein undankbares Geschöpf. Noch einmal fragte ich den Niffler, diesmal schon deutlich strenger, aber er verschränkte nur bockig die Arme und drehte sich weg. So würde ich also nicht weiterkommen... Einer spontanen Idee folgend ging ich zu den Regalen mit beschlagnahmten Gegenständen und durchsuchte die einzelnen Schubladen. Triumphierend hob ich einen kleinen Beutel an, in dem es verdächtig klimperte. Sofort schoss der Blick des Nifflers zu mir. Mit einem hinterhältigen grinsen ließ ich mich wieder auf meinen Stuhl sinken. Provokativ langsam zog ich eine goldene Münze aus dem Beutel und hielt sie ins Licht, damit sie noch schöner glänzte. Die Augen des Tierwesens wurden bei dem Anblick um einiges größer und ein gieriger Glanz schlich sich hinein. „Ich schlage einen Tauschhandel vor. Du gibst mir meine Sachen und dafür bekommst du ein paar dieser tollen Münzen." Nachdenklich blickte er von mir zur Münze und wieder zurück. Hoffentlich würde er zustimmen, denn mit einem Tierwesen zu verhandeln war schon mehr als seltsam und lag eigentlich unter meiner Würde. Misstrauisch zog der Langfinger einen Kugelschreiber und meinen Briefbeschwerer hervor und legte sie auf den Tisch. Fordernd streckte er nun seine Tatzen aus, um seine Belohnung zu kassieren. Zufrieden gab ich ihm die erste Münze. Erneut angelte ich eine aus dem Säckchen und hielt sie hoch. „Hast du noch etwas von mir dort drinnen? Sei ehrlich, dann bekommst du noch mindestens eine Münze." Daraufhin folgte ein kräftiges Kopfschütteln des Tieres. Zwar war es seltsam das er nichts weiter gestohlen haben sollte, aber ich glaubte ihm aus irgendeinen unbegreiflichen Grund.

Seufzend gab ich ihm die zweite Münze. Zufrieden mit seiner Beute steckte er sie ein. Mein Blick wanderte zur Uhr die inzwischen schon sieben zeigte. Für mich war es noch sehr zeitig, da ich meist frühestens auf neun ging, aber heute würde ich mal eine Ausnahme machen um Mr. Scamander seinen Liebling zurückzubringen. Wahrscheinlich suchte er ihn schon halb verzweifelt.

Somit wandte ich mich wieder dem besagten Tier zu. „Na komm her, ich bring dich zu deinem Besitzer zurück. Wenn du dich benimmst, bei mir bleibst und mir nichts stiehlst dann bekommst du noch eine Münze. Deal?" Der Kleine schien mein System inzwischen erkannt zu haben und nickte eifrig. Zufrieden nahm ich ihn hoch und steckte ihn in meine leere Manteltasche. Den Sack mit den goldenen Münzen hatte ich sicher in der Brusttasche verwahrt. Ein Glück das es das kleine Wesen nicht interessierte was sie wert waren. Ich hatte sie vor ein paar Tagen ein paar Münzfälschern abgenommen, somit lag ihr Wert bei 0.
Aber solange sie glänzten, dürfte alles weitere den Niffler nicht stören.

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