Kapitel 1

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Percival Graves Pov:

Schnellen Schrittes lief ich die Gänge des MACUSA entlang, um in mein Büro zu gelangen. Fast alle Auroren denen ich dabei begegnete zogen sich schnell in ihre Räumlichkeiten zurück oder zogen ängstlich den Kopf ein. Kein Wunder, meine Stimmung war im Keller und mein Blick dadurch wahrscheinlich noch kälter und härter als sonst schon. Mit einem Ruck riss ich meine Tür auf und lies mich, noch ehe sie wieder zu schlug, auf meinen Bürostuhl nieder.

Schon seit fast einem Monat war ich wieder im Dienst, nachdem ich aus Grindelwalds Fängen befreit worden war. Die schlimmste Zeit meines Lebens. In einer Gruft eingesperrt zu sein, von seinen Schergen und hin und wieder ihm selbst gefoltert zu werden, gerade so am Leben erhalten, während er meine Identität genutzt hatte um an Staatsgeheimnisse zu kommen. Das wünschte man wirklich niemanden. Doch nicht die Wochen im dunklen und der Schmerz waren das was mich am meisten zerfraß sondern die Tatsache, dass niemand beim MACUSA den Betrüger bemerkt hatte. Erste ein Außenstehender hatte dies herausgefunden und damit dazu beigetragen, dass ich endlich gefunden wurde.

Wieder einmal schlug ich die Akte von Newton Scamander auf, dem Mann der einen Haufen illegaler Tierwesen in einem Koffer hier in New York herumschleppte, die er auch schon freigelassen hatte. Ob nun willentlich oder nicht war mir recht egal, sie hatten für Tumult gesorgt und ein riesiges Chaos veranstaltet. Bei mir regte sich jedes Mal der Verdacht, dass das alles viel zu geplant schien, als das es nur Zufälle waren. Meine Aurorensinne schlugen bei dem Mann Alarm, ob nun die halbe Zauberer Gesellschaft ihn nun als Held feierte oder nicht.
Mich beschäftigte jedoch nicht nur das, denn auch der Name an sich ließ bei mir alle Glocken schrillen, doch konnte ich den Gedanken nie fassen. Seufzend massierte ich mir die Nasenwurzel. Vielleicht verhedderte ich mich einfach in losen Fäden die nichts miteinander zu tun hatten. Der Schlafmangel, den ich so gut es ging versuchte nicht nach außen zu zeigen, tat jedoch sein Bestes mich unkonzentriert werden zu lassen. Um mir einen besseren Überblick zu schaffen, würde ich Mr. Scamander wohl einmal zu mir zitieren. Dieser befand sich zurzeit immer noch in Amerika und schien auch nicht vor zu haben allzu bald abzureisen. Irgendetwas hatte ihn seine Reise verlängern lassen und da sich niemand sonst um dieses Risiko zu kümmern schien, würde ich es mir zur Aufgabe machen ihn und seine Tierwesen im Auge zu behalten.

Doch noch ehe ich jemanden damit beauftragen konnte ihm eine Eule mit einer Vorladung zu schicken, klopfte es an meiner Tür. Ein ziemlich hektisch wirkender Mr Abernathy schob seinen Kopf daraufhin durch den Türspalt. „Mr. Graves Sir, sie werden im Verhörzimmer benötigt."

Mit einem nicken, gab ich ihm zu verstehen das ich verstanden hatte und schon war er wieder verschwunden. Genervt machte ich mich auf den Weg in einen der Verhörräume. Erstaunt nahm ich zur Kenntnis, dass es sich um Mr. Scamander bei der Person handelte die darin saß. Da hatte man mir ja schneller als gedacht die Gelegenheit gegeben mich mal mit dem angeblichen Helden zu unterhalten.

Als ich den Raum betrat, fiel mir als erstes das verwuschelte rote Haar auf, dass ihm leicht ins Gesicht fiel und es somit halb verdeckte. Den Blick gesenkt mit leicht hochgezogenen Schultern, saß er vor mir. Geräuschvoll zog ich den Stuhl zurück, damit er mich bemerkte während ich mich ihm gegenüber setzte. Kurz hob sich sein Blick leicht um mich anzusehen, wobei sich die Augen meines Gegenübers unmerklich weiteten.

„Sie müssen Mr. Scamander sein. Ich hab schon viel von ihnen gehört. Ich bin der Direktor für Strafverfolgung und ", wollte ich das Verhör beginnen, wurde aber von ihm unterbrochen als er meinen Namen mehr zu sich flüsterte. Kurz war ich irritiert, doch dann fiel mir ein, dass er mir ja sozusagen schon einmal begegnet war, als Grindelwald meine Position ausgefüllt hatte.

Ungerührt fuhr ich fort und schob die Akte gut sichtbar in die Mitte des Tisches.
„Sie wissen weshalb sie hier sind. Eines ihrer Tierwesen hat zum wiederholten Mal unruhe gestiftet und ist in ein Juweliergeschäft eingebrochen! Sie sind sich im Klaren, dass dieses Wesen trotz allem hier in Amerika illegal ist und ich es in Beschlag nehmen muss?"

Bei der Erwähnung der Taten seines Tierwesens, zuckte er leicht zusammen und sank noch tiefer in seinen Stuhl, wenn das überhaupt möglich war. Doch als ich ihm die Lage näher erläuterte wandelte sich seine niedergeschlagene, zurückhaltende Art in Unglauben mit ein bisschen Panik.
„Nein das können sie nicht tun! Er kann nichts dafür, das stehlen liegt in der Natur des Nifflers, auch wenn ich so gut es geht versuche ihn zu erziehen. Bitte tun sie alles was sie wollen, aber nehmen sie mir meine Tierwesen nicht weg!"

Nachdenklich betrachtete ich meinen Gegenüber. Seine Hände zitterten leicht auch wenn er sie versuchte unter dem Tisch zu verstecken, in seinen leuchtend grünen Augen spiegelte sich reine Aufrichtigkeit und Sorge um seine Wesen wieder und seine Wangen überzog ein leichter rosa Schimmer vor Aufregung, sodass seine Sommersprossen extrem zur Geltung kamen. Alles in einem Machte er nicht den Eindruck als wäre er einer von Grindelwalds Fanatikern oder eine Gefahr an sich, doch wie ich schon oft hatte feststellen müssen, erkannte man den Wolf im Schafspelz nie auf den ersten Blick. Dieses Mal waren die Umstände zu gering um ihn mehr als eine Verwarnung aufzubrummen, doch das hieß nicht dass ich ihn so einfach davonkommen lasse würde.

„Mister Scamander, ich tue nur meine Pflicht, sie müssen das verstehen. Doch unter Beachtung aller Umstände, entlasse ich sie mit einer Verwarnung! Passen sie besser auf ihre Schützlinge auf!", hielt ich ihn eine Standpauke. Hastig nickte er und bedankte sich, doch noch war ich nicht fertig: „Ich muss ihnen aber mitteilen, dass ich es für notwendig erachte mir ein Bild von dem Kofferinhalt zu machen und die Wesen aufzulisten. Meines Wissens ist das bis jetzt noch nicht geschehen und da sie noch einige Zeit hier verbringen, würde ich vorschlagen dass wir es gleich morgen Nachmittag nachholen. Treff sie mich in meinem Büro. Sie können jetzt gehen."
Unsicher schielte der rothaarige zu mir herüber und nickte zögerlich, dann stand er auf und verschwand durch die Tür.

Kopfschüttelnd erhob auch ich mich und ging zurück in mein Büro wo auf mich haufenweise Papierkram wartete. Morgen würde sicher wieder ein anstrengender Tag werden, wenn man bedachte dass ich mich mit dem Magiezoologen und seinen Wesen rumärgern musste.

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