Kapitel 2

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Percival Graves Pov.:

Der nächste Tag kam schneller als erwünscht und während ich mich Stunde um Stunde mit den Papieren abrackerte, hatte ich ganz vergessen dass ich noch einen Termin hatte. Erst als es leise klopfte fiel mein Blick auf die Uhr. Das musste Mr Scamander sein mit seinem Koffer. Mit einem „Herein" von meiner Seite, betrat der jüngere mein Büro. Unsicher schaute er sich kurz um, ehe er seinen Blick wieder Richtung Boden wandte, seine Hände fest um den Griff des Koffers geklammert. Ich unterdrückte den Drang die Augen zu verdrehen und behielt weiter meinen geschäftsmäßigen Blick bei. Mit ein paar großen Schritten umrundete ich meinen Schreibtisch und stand nun direkt vor ihm. „Dann lassen sie uns mal beginnen. Zeigen sie mir den Inhalt des Koffers Mr.Scamander."

Auffordernd deutete ich auf sein Gepäckstück, welches er zögernd auf den Boden legte und öffnete. Eilig stieg er hinein und ich folgte ihn ohne weitere Umschweife. Unten angekommen schaute ich mich erstaunt um. Wir standen in einer kleinen Hütte mit Regalen in denen sich etliche Zutaten und Tränke stapelten, ein Tisch auf den einige Bücher und Notizen lagen und ein Feldbett, doch von den Tierwesen weit und breit keine Spur. Skeptisch folgte ich dem Rotschopf und blieb überwältigt stehen als wir ins Freie traten. Ich hatte schon einiges gesehen, doch so einen starken und ausgeprägten Ausdehnungszauber sah man selten. Nichts deutete mehr darauf hin, dass wir uns im Inneren eines Koffers befanden. Der Himmel erstreckte sich weit über uns und ich konnte viele verschiedene Biotope ausmachen, in denen die Tierwesen hausen mussten. Aus dem Augenwinkel sah ich das Newt mein Erstaunen mit einem schüchternen Lächeln quittierte, ehe er sich direkt an mich wandte: „Ich würde vorschlagen ich führe sie etwas herum und erkläre ihnen alles was sie wissen müssen. Einverstanden?"

Um einen neutralen Blick bemüht bejahte ich seine Aussage, doch als er noch heranhängte, dass ich nichts auf eigene Faust machen sollte, verzog ich missbilligend meinen Mund. Ich hasste es von anderen etwas gesagt zu bekomme und in meiner Handlung eingeschränkt zu werden. Trotzdem nickte ich wiederwillig. Während der Führung machte ich mir einige Notizen von den Tieren mit ihren Gefahrenstufen, war aber etwas von der Vielfalt die sich mir hier bot abgelenkt. Der junge Magiezoologe schien voll in seinem Element zu sein und nichts deutete mehr auf seine vorige Unsicherheit und den zurückgezogenen Charakter hin. Ein kleines Lächeln verirrte sich in mein Gesicht, als ich ihn dabei beobachtet wie er inmitten der Mondkälber stand und sie streichelte. Es war ein friedvolles Bild, das ich fast schon als niedlich beschreiben würde. Kopfschüttelnd versuchte ich meine Gedanken davon abzuhalten sich zu verselbstständigen. Das nächste Gehege war wie eine Höhle angelegt. Ohne Licht zu entfachen betraten wir es und mein Herz schien für eine Sekunde stillzustehen nur um dann doppelt so schnell weiterzuschlagen, als mich die Dunkelheit umschloss. Es roch leicht feucht und etwas muffig, was dazu führte das vor meinen inneren Auge schlimme Erinnerungen hochkamen. Von dem plötzlichen Flashback überrumpelt stützte ich mich an der Wand ab. In meinen Ohren rauschte es während ich beinahe körperlich die Erinnerung spürte wie mich ein Cruciatus Fluch traf, zwei unterschiedlich farbene Augen die mich kalt anblickten und versuchten an Informationen zu kommen. Mein Atem ging hastig, meine Hand krallte sich in den kalten Stein bei dem Versuch mich in die Realität zurück zu bringen. Wie durch Watte nahm ich Mr. Scamanders Stimme wahr, die nach mir rief. Anscheinend hatte er bemerkt das ich stehengeblieben war. Kurz darauf spürte ich eine warme Hand auf meiner Schulter, bei dessen Berührung ich ungewollt zusammenzuckte und dann ein Lumos der gezaubert wurde, um die Dunkelheit zu vertreiben. Leider galt das nur für die Höhle nicht für mein Innerstes. Langsam blickte ich auf die Hand die immer noch auf meiner Schulte lag und dann geradeaus in zwei besorgt blickende grüne Augen. Wir waren uns so nah das ich sogar die Sprenkel in seinen sonst grünen Irden sehen konnte. Innerlich ließ es mich leicht schmunzeln, anscheinend hatte der jüngere nicht nur im Gesicht Sommersprossen. Nach und nach legte sich das beklemmende Gefühl, woran sicher auch die Person vor mir beteiligt war. Mit einem räuspern wischte ich seine Hand von meiner Schulter und stellte mich wieder gerade hin.

Immer noch besorgt musterte mich der Magiezoologe: „Ist alles okay mit ihnen? Was war los?", fragte er fürsorglich. Das unbestimmte Gefühl mich ihm anzuvertrauen überkam mich, sodass ich ihm wohl etwas zu sehr anfuhr als ich der Frage auswich: „Nichts was sie angehen würde. Es geht wieder, das ist alles was zählt. Beenden wir die Tour."

Sein Blick etwas gesenkt aber noch immer prüfend auf mich gerichtet, nickte er. So beendeten wir unsere Tour, bevor wir uns wieder in mein Büro begaben. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir dass wir über zwei Stunden bei den Tierwesen gewesen waren. Mit schlechterer Laune als eh schon die letzten Tage setzte ich mich hinter meinen Schreibtisch. „Sie können jetzt gehen, ich werde die Liste beenden und zu den Unterlagen heften. Informieren sie mich falls ihnen mehr Wesen in die Hände fallen sollten solange sie hier sind oder falls es Probleme gibt."

Damit entließ ich ihn.

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