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~ CARRIE ~

Ihre Hände schoben sich über den weichen Stoff ihres smaragdgrünen Abendkleides, welches um ihren Hals nur von einem feinen Faden zusammengehalten wurde. Auf dem Rücken führte sich diese feine Schnürung fort, bis der tiefsitzende Ausschnitt knapp über ihrem Steiß in fließenden, seidigen Stoff überging. Sie liebte dieses Kleid, auch wenn ihr Vater die Augen verdrehen würde, weil es so freizügig war.

Carrie mochte es umso mehr. Der Rock des Kleides reichte bis zum Boden und ein Beinschlitz auf der rechten Seite ließ auch hier tiefe Einblicke zu. Warum sollte sie mit Reizen geizen, wenn in der heutigen Zeit alles nach "Sex sells" schrie? Wenn es ums Geschäft ging, hielt Donnie nämlich den Mund. Sie setzte sich auf ihr Bett und zog sich ihre Stilettos an, als kleine Füße angepoltert kamen, kleine Hände sich auf ihre Wangen legten, sie zwangen in strahlende, eisblaue Augen zu sehen.

"Mommy... du bist hübsch", murmelte Samuel, seinen Stoffhasen unter den Arm geklemmt und blinzelte zu ihr auf. "Dankeschön, mein Schatz. Hast du alles zusammen? Können wir rüber zu Olivia gehen?" Der Kleine nickte überschwänglich und flitzte in den Flur, der im Wohnbereich mündete und raus in den Garten.

Sam würde heute bei dem Hausmädchen übernachten. So konnte Carrie sicher sein, dass sie ihn nachts nicht weckt und Olivia würde sich auch vormittags um ihn kümmern, wenn sie noch nicht wieder ansprechbar sein würde. Sie hatte keine Ahnung was der Abend bringen würde, deshalb war sie - so wie immer - gern auf alles vorbereitet, was ihr Kind betraf.

Im Wohnbereich warteten bereits Sean und ihr Vater auf sie. Beide waren herausgeputzt, trugen teuren Zwirn und zogen Beide staunend ihre Brauen hoch, als sie Carrie erblickten. "Nice Schwester... komm' an meine Seite", säuselte Sean und reichte ihr seinen Arm. Lächelnd und Augen verdrehend ging Carrie zu ihm und hakte sich ein.

"Du siehst wirklich hübsch aus", sagte nun auch Donnie und schob Sam vor seinen Beinen hinweg, weil dieser mit seinem Stoffhasen plötzlich den Schleichgang eingelegt hatte. Carrie antwortete nicht auf die Äußerung ihres Vaters. Es war ihm nämlich egal, wie viel Make-up sie benötigte, damit man die letzten Spuren seines Wutanfalls nicht mehr sehen konnte.

Ihr Fahrer hielt in der 57th Street and Seventh Avenue in Manhattan - direkt vor der Carnegie Hall in der die Party der NMW stattfand. Bereits als sie ausstiegen, Sean voran um Carrie aus dem Wagen zu helfen, blitzten die Lichter der Fotografen. Donnie feierte es.

Solche Momente waren diejenigen wenigen, an denen er lächeln konnte und so celebrierte er den Gang über den roten Teppich wie die Queen - nur das Winken fehlte. Selbst Sean schüttelte beim Anblick seines Vaters den Kopf und posierte lieber mit seiner hübschen Schwester im Arm für eine der lokalen Zeitschriften. Gesehen werden, war heute das Wichtigste neben neuen Kontakten zu knüpfen und Alte zu pflegen.

Sie ließen Donnie im Blitzlicht baden und gingen in die Hall. Während Sean sich recht schnell an einen der nächst kürzeren Röcke heftete und seinen Charme spielen ließ, zog es Carrie zu einer guten Bekannten des Radiosenders WNYC.

"Hey Carol, schön dich hier zu sehen", begann sie die Konversation mit einer der üblichen Floskeln. "Carrie!", rief diese positiv überrascht und gab ihr strahlend ein Küsschen links, ein Küsschen rechts, bevor sie sie eingehend betrachtete. "Du siehst fantastisch aus, Carrie. Wie machst du das nur?" Carrie lächelte verlegen und zuckte mit den Achseln. Sie konnte ja kaum antworten, dass Schlafentzug, zu viel Arbeit und eine mehr als anstrengende Familie eigentlich das Gegenteil bewirken sollten, aber Carrie wollte sich nicht beschweren. "Regeln und Disziplin, Carol. Das weißt du doch", feixte sie und zwinkerte frech.

"Carrie was anderes. Mir ist zu Ohren gekommen, dass ihr mit Ethan Sollors im Gespräch seid. Carrie, der Junge ist ein Goldkehlchen!" Sie wusste, Carol hatte recht. Doch hier gab es zu viele Mithörer. Schnell schaute sie sich zu den Seiten um und beugte sich zu Carol vor. "Es ist richtig. Aber da sollten wir lieber wann anders drüber sprechen, hier ist nicht der richtige Ort dafür. Lass uns am Besten in der kommenden Woche zusammen Brunchen... sagen wir im Augustine in der Beekman am Dienstag, was sagst du?"

Don't Fool MeWhere stories live. Discover now