Teil 11 - Abschied

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Sie hatten Glück, denn tatsächlich fanden sie dort eine Frau, welche den Mann kannte, da sie ihn schon öfter von ihrem Fenster aus gesehen hatte. Sie wusste sogar seinen Namen. Ab diesem Punkt vereinfachte sich die Suche natürlich und sie hatten ihn bereits nach nur zwei weiteren Tagen gefunden. Der Junge war überglücklich, seinen Koffer zurückbekommen zu haben und auch die dafür verlangten 200 € änderten nichts daran. Obwohl das Wort „froh“ es wohl besser treffen würde als das Wort „glücklich“. Wann war er denn schon glücklich? Jetzt, wo sein Besitz zurück war, gab es nur noch eine Hürde zu überwinden: Den Abschied. Sie saßen beide schweigend auf dem Bett und sahen aus dem Fenster. Keiner wollte etwas sagen, doch schließlich begann der weitaus Gesprächigere der beiden. Er begann damit zu erzählen, wie er fast von ihm verprügelt wurde (wurde er nicht) und wie schlecht sie sich anfangs vertragen hatten. Sie mussten sich beide ein Grinsen verkneifen. Anschließend bedankte er sich für die Unterkunft. Auch der andere bedankte sich, jedoch aus anderen Gründen. Er hatte ihm nicht nur geholfen, seinen Koffer zu finden, sondern auch auf eine andere Weise. Tatsächlich wurde ihm in diesem Augenblick bewusst, dass er die letzten Tage nicht mehr lange wachgelegen hatte. Er hatte nicht mehr unbewusst an seinen Narben gefühlt und auch seine Gefühle hatte er für einen Moment vergessen können. Doch diese kehrten zurück, schlimmer als zuvor, sobald er daran dachte, seinen Freund nun wieder alleine auf die Straße gehen zu lassen. Seinen Freund??? Ja... tatsächlich... sie waren Freunde geworden. Keiner von ihnen hatte es jemals laut ausgesprochen, doch es war beiden klar. Sie waren lange keine Fremden mehr und obwohl er nicht viel von sich verraten wollte, wusste der neue Freund doch mehr über ihn, als irgend ein anderer Mensch. Nein, er würde nicht den Jungen im Stich lassen, der ihm so sehr geholfen hatte. Der ihn aus seinen Depressionen geholt hatte. Der ihm sein Leben zurückgegeben hatte. Er würde ihn fragen, ob er nicht eine Weile bei ihm wohnen wollte. Nur bis er etwas anderes gefunden hatte. Er würde ihm genauso helfen sein Leben zurückzubekommen. Nun, wo er den Koffer gefunden hatte, hatte dies oberste Priorität. Und der Koffer? Den brauchte er nun nicht mehr...

HoffnungTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang