Teil 9 - Nacht

6 1 0
                                    

Erneut. Schon wieder eine dieser grauenhaften, schlaflosen Nächte. Er drehte sich um und fand sich Angesicht zu Angesicht mit seinem neuen Mitbewohner wieder. Warum musste der denn ständig so nah heranrollen?! Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, rückte er ein Stück von ihm weg und drehte sich wieder zurück auf die andere Seite. Etwa eine Woche war bereits vergangen, seit sie beschlossen hatten, sich gegenseitig zu helfen. Ergebnisse hatten sie zwar leider noch keine, jedoch wusste er nun mit Sicherheit, dass dieser Typ wirklich kein schlechter Kerl war. Er war sehr gesprächig und es war ungewohnt, nach langer Zeit der Einsamkeit wieder mit jemandem zu reden. Er selbst gab nur wenig von sich preis, erst recht nichts, das mit seiner Geschichte zu tun hatte. Stattdessen lernte er die Geschichte kennen, wie sein neuer Bekannter auf der Straße gelandet war. Er erkannte, dass sie mehr gemeinsam hatten, als er dachte, denn auch er hatte in seinem Leben viel durchgemacht. Sie hatten zwar unterschiedliche Geschichten, aber ihr schweres Schicksal, welches auf beiden lastete und immer lasten wird, verband sie. Er würde es zwar niemals zugeben, doch er mochte den Typ. Es tat ihm gut, jemandem zuzuhören und sich von jemandem ablenken zu lassen, doch trotzdem wollte er seinen Koffer so schnell wie möglich wiederfinden und diese WG auflösen. Er wusste schließlich, was Menschen in seinem Leben bewirkten. Gleichzeitig brachten die Gefühle ihn fast um. Zerfraßen ihn weiter, machten ihn fertig, hielten ihn wach.

HoffnungWhere stories live. Discover now