Kapitel 6

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Es war Montag morgen, 4:30 Uhr. Und es gab kaum einen Tag, den sie so sehr verabscheute wie den Montag. Wiebke konnte sich einfach nicht aufraffen, es ging einfach nicht. Und wenn sie einfach im Bett blieb? Ja, das war die Lösung. Im Bett bleiben, schlafen, später etwas essen gehen, mit Rocky rausgehen. Oh, das musste sie auch noch machen. Nein, liegen bleiben war keine Option. 

Wie jeden Montag benötigte sie ewig im Bad, bis sie sich alleine schon die Zähne geputzt hatte. Ihre blonden Locken drehte sie locker in einen Dutt, und kramte eines ihrer Karo Hemden aus dem Schrank, zu dem sie wie immer eine Jeans anzog. Das interessierte nachher eh keinen, da sie später in ihren grünen Overall steigen musste. An diesem Morgen war es ausnahmsweise Mal still im Haus, selbst Rocky lag noch in seinem Körbchen im Wohnzimmer. 

Bevor sie mit ihm noch eine Runde laufen ging, musste sie erst kurz einen Kaffee trinken, und sich etwas zum Essen für später einpacken. In weiser Voraussicht machte sie ein Käsebrot mehr, für den Fall, dass Will auch noch etwas wollte, und sie sich nicht gleich etwas kaufen konnten. Natürlich nahm sie auch noch ihre große Thermoskanne, voll gefüllt mit Kaffee, mit. 

Dann konnte sie jetzt mit Rocky raus. Sie pfiff einmal, und schon kam der süße Mastiff, noch leicht verschlafen, auf sie zu gewackelt. Doch auch er brauchte noch seine tägliche Morgendosis an Streicheleinheiten, bevor sie ihm das Halsband umlegen konnte. 

Schnell zog sich Wiebke noch ihre Gummistiefel, und ihre Weste drüber, und verließ dann das Haus. Gerade als  die Haustür hinter ihr ins Schloss fiel, entdeckte sie Will, der in schwarzer Sporthose und oben ohne, verschwitzt gerade auf den Hof gejoggt kam. An einen solchen Anblick an einem Montag morgen konnte sie sich glatt gewöhnen. 

Mit neutraler Miene kam der Amerikaner vor ihr zu stehen, und lächelte dann zaghaft. Schweißperlen benetzen seine Haut, sein Oberkörper hob und senkte sich, und auch seine Atmung ging noch etwas schneller.

"Guten Morgen", bekam sie gerade so über ihre Lippen. Sie musste sich unglaublich zusammenreißen, um ihm nicht unentwegt auf seinen trainierten Oberkörper zu starren. So blieb ihr Blick auf seine Augen gerichtet, doch das war nicht unverfänglicher. Seine blauen Augen zogen sie nur noch mehr in einen Sog, aus dem sie nicht rausgekommen wäre, hätte ihr Hund nicht an der Leine gezogen. 

"Guten Morgen Wiebke, darf ich mitkommen?" Sein Blick wanderte zu Rocky. 

"Klar, musst dich nachher nur beeilen… ach wem sag ich das." 

Ein kehliges Lachen drang über seine Lippen. Mit seinen großen Händen fuhr er sich durch seine blonden Haare, und trat dann zur Seite, um Wiebke und ihrem Hund den Vortritt zu lassen.

"Dann sollten wir vielleicht gleich los?" 

Mit einem Nicken ging Wiebke los, und zog Rocky mit, der einfach noch keine Lust hatte, jetzt draußen zu sein. Will lief gemach neben ihr, doch konnte sich Wiebke eine Frage nicht verkneifen.

"Sag mal, ist dir nicht kalt? So ganz ohne Shirt?" Unglaublich viel Willenskraft erforderte es, dass sie ihren Blick auf Rocky richtete, und nicht auf besagten Oberkörper, der mit einem dünnen Schweißfilm überzogen war, was Will nur noch attraktiver wirken ließ.

Dass er wusste, wie schwer ihr das fiel, sagte ihr sein leises Lachen, und die Tatsache, dass er aus seiner Hosentasche ein zusammengeknülltes schwarzes Shirt zog, dass er sich sogleich überstreifte, und es nicht weiter kommentierte. 

Eigentlich war Wiebke um diese Uhrzeit nie so richtig wach, wenn sie mit ihrem Hund raus musste, doch da Will neben ihr lief, musste sie aufpassen, dass sie vor lauter Aufregung nicht platzte. Woher das kam, konnte sie sich selbst nicht beantworten, war es für klare Gedanken einfach noch viel zu früh, doch sie schob es darauf, dass sie selten, nein eigentlich noch nie, einen körperlich so gut gebauten Mann gesehen hatte. Da konnte selbst Tobi nicht mithalten. Oh, Tobi. Sie schalt sich selbst, da sie an ihn nicht denken wollte… und auch nicht sollte. Frustriert über ihre eigene Inkonsequenz, ließ sie ihren Kopf sinken, und atmete, für Will hörbar, und somit viel zu laut ein. 

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⏰ Last updated: Oct 02, 2019 ⏰

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