Kapitel 2

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»Geht es dir besser?«, hörten wir beide und unsere Direktorin kam freudestrahlend auf uns zu. Ihre blonden Haare wehten im Wind. Klar und deutlich konnte man sehen, dass sie fror. Da sie keine Jacke trug, musste sie uns vom Inneren der Schule gesehen haben und schnell zu Edan und mir gekommen sein. In diesem Moment war sie mir gerade recht. »Ich wollte zum Unterricht« und bemerkte, dass der Mann sich neben mir versteifte. Seine Brust blähte sich und er hätte mich am liebsten gleich nach Hause geschliffen. Ich bemerkte seinen Stimmungswechsel nun viel extremer und blickte zu ihm auf. Ich hoffte, dass er sie in Ruhe ließ, weder ihre Gedanken manipulierte, noch sonst etwas. Ich konnte ihn schließlich auch verstehen.

Es war nicht so leicht sich unter den Menschen lautlos zu bewegen; vor allem spürte ich es nun am eigenen Leibe, aber ich war eh schon immer eine Außenseiterin, die man entweder gar nicht bemerkte, oder gar mobbte. Aus diesem Grund fiel es nicht wirklich auf, wenn ich auf einmal ein Verhalten an den Tag legte, was es normalerweise gar nicht an mir gab. Doch sollte ich in Henrys Haus versauern? Nein. Ich traute mir so viel zu, dass ich in die Schule konnte. Das war sicher. Außerdem war Edan doch in meiner Nähe und konnte entweder eingreifen, wenn etwas schiefging, oder die Leute manipulieren.

Ich kicherte bei dem Gedanken daran, aber hüstelte es sofort wieder weg. Die Rektorin musterte mich skeptisch und fragte, ob wirklich alles in Ordnung sei. Ich musste wirken wie ein durchgeknalltes Mädchen. Edan hingegen war so stocksteif, dass ich dachte, er wäre gar nicht mehr anwesend. Ich versuchte seine Hand zu greifen, die er zum Glück nicht wegzog, aber auch die war wie versteinert. Nun konnte ich bloß hoffen, dass wir wieder allein gelassen wurden. Zumindest kurz. Ich wollte mich nicht mit ihm streiten und dass ich nun an meiner Schule stand, sollte auch nicht der ausschlaggebende Punkt dafür werden. Mir fiel jedoch die Decke auf den Kopf. Das musste er verstehen.

Es dauerte nicht lange, da nickte sie und wandte sich tatsächlich von uns ab, um wieder ins Schulgebäude zu gehen. »Wenn du das vergeigst, binde ich dich ans Bett und dann bleibst du dort so lange, bis du...«, begann Edan, als wir bloß noch den Rücken der Frau in den Fünfzigern sahen. »Ich nehme dich beim Wort«, fiel ich ein und lachte. »Lara! Ich finde das nicht witzig. Auch wenn du es so siehst. Versprich mir bitte, dass du dich zusammenreißen wirst und den anderen Schülern aus dem Weg gehst. Hast du das verstanden?«, schnauzte er unvermittelt und zog mich murrend mit sich zur Schule.

Der Erste, der mir jedoch im Schulflur entgegenkam, als wir uns darin befanden, war Lukas, der in diesem Moment aus der Toilette spazierte. Er sah wie immer aus, hatte sich in keiner Weise verändert, außer für mich. Seine Haarfarbe, die sonst immer dunkel wirkte, schimmerte in mehreren Farben. Leichte Strähnen von blond wurden sichtbar, was mir noch nie zuvor auffiel. Ich starrte ihn an, löste mich von Edan und lief geradewegs auf ihn zu. Er hielt mich nicht auf, aber als ich nach hinten blickte, sah ich wie seine Pupillen kurz violett leuchteten. Ich zog nur die Augenbrauen nach oben und streckte ihm die Zunge heraus. Was sollte ich auch Lukas antun? Ihn fressen? Sicherlich nicht, dachte ich und begrüßte ihn freundlich. Außerdem hielt ich mich von ihm garantiert nicht fern.

Einerseits war es selbstverständlich, weil er einer der wenigen Schüler war, der sich mit mir unterhielt und andererseits, sollte ich ihn nun ignorieren, nur weil ich jetzt anders war? Nein und das musste auch Edan akzeptieren, doch ich glaubte eher daran, dass er bloß eifersüchtig auf ihn war. Mein Vampir konnte sich nämlich schon denken, dass ich mich einigermaßen im Griff hatte. Nur ich wollte auch Freunde haben und wenn es schon nicht so an der Tagesordnung war, konnte es eindeutig besser werden, also folgte ich meiner inneren Stimme und lächelte Lukas ebenso an. »Bist du wieder gesund?«, fragte er mich freudig. »Du bist noch etwas blass.« Wenn er wüsste und ich grinste: »Mache dir keinen Kopf. Mir geht es gut.«

Someday II - be a VampireWhere stories live. Discover now