Kapitel 38

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»Larissa? Larissa, komm sieh mich an!« Jemand tätschelte mir im Gesicht herum. Meine Knochen wirkten wie Blei und irgendwie war ich einen kurzen Augenblick tatsächlich weggenickt, obwohl der Boden nicht gerade einladend wirkte. Ich wurde noch dreckiger, aber es war mit einerlei, denn immer noch erholsamer, als der Beton in diesem Kellerloch. Ich blinzelte. Haare wurden mir aus dem Gesicht gestrichen und ich blickte in helle Augen. Sofort wollte ich mich neu in ihn verlieben.

Seine wohlgeformten Lippen, die perfekt Nase und die Mischung aus dem femininen und maskulinen war nur perfekt. Er war vollkommen. Mein Vampir, den ich von mir schicken wollte, nur um Conny zu helfen, aber auch das hätte ich nicht wirklich getan. Ich wäre ohne ihn gestorben. War ich sogar irgendwo schon. Zumindest ein Teil von mir. Ich bewunderte ihn. Nichts konnte ihn toppen. Sogar wenn er besorgt war, wütend oder aufgebracht war er sexy. Sein Blick wurde weicher. Eine Träne rann mir aus dem Augenwinkel. »Ich liebe es, wenn du mich so anschaust!« und sein Mund senkte sich weich auf meinen. »Ich dachte schon, ich würde es nie mehr sehen«, murmelte er an meinen Lippen vorbei.

Stevens Stimme riss mich allerdings aus meinen Träumereien und ich spürte, wie mir Stöcke und Äste in den Rücken stachen. Ich lag auf einem Stück Waldboden. »Los kommt schon!« und Edan hob mich wieder auf. Sofort flogen wir regelrecht zu den anderen und schlossen somit auf. Ich kuschelte mich an seine Klamotten und atmete den berauschenden Duft seines Ichs ein. Ich hatte schon ganz vergessen, wie schnell er eigentlich war; wie ich es hätte sein können. Wieder. Wenn ich genügend Kraft tankte. »Lass mich runter!«, flüsterte ich. »Vergiss es!«, murmelte er. »Nicht so lange wir von diesem Grundstück weg sind.« Als ich mich umblickte, sah ich eine alte Fabrik, von der wir wegliefen. Also musste es das gewesen sein.

Plötzlich schwärmten unzählige Autos aus und ich fragte mich, wie wir von diesem Ort fliehen konnten, vor allem mit zwei Menschen, einer bewusstlosen Vampirin und mir, die auch nicht fit war. »Henry wartet am anderen Ende!«, sprach er leise, als hätte er meine Gedanken gehört. »Wir werden schneller sein, wenn ich laufe. Eric hat Lizzi. Steven und du, ihr könntet einen Mensch Huckepack nehmen. Ich kann laufen! Ich bin immerhin schneller als die beiden. Ich kann das. Ich schaff das schon. Ich werde mir Mühe geben mich zu beeilen«, nickte ich schnell, denn ich wusste, dass meine Beine mich kaum noch trugen, aber es war die einzige Möglichkeit besser vom Fleck zu kommen und dann konnte ich sicher endlich meinen Körper schlafen legen. Mein Wille war stark genug, mich an das andere Ende dieses Waldstückes zutragen.

Edan wollte gerade etwas daraufhin sagen, aber Eric fiel ihm ins Wort: »Sie hat Recht. Die Autos können nicht überall lang fahren. Wir wären immer noch schneller. Lass sie herunter!« Auch wenn er diskutieren wollte, wusste doch jeder, dass er im Unrecht war. Conny sprang zugleich auf Stevens Rücken und Lukas auf Edans. »Was will der überhaupt noch hier?«, polterte ich plötzlich los. »Warum habt ihr ihn mitgenommen? Er hätte Stephan eine auf die Fresse hauen können und dabei hat er nichts weiter gemacht! Wisst ihr, wie das für mich war? Ich konnte mich nicht einmal richtig wehren. Er hat mich verletzt; er wollte mich...«, zitterte ich. »...und der da hat einfach zugeguckt!«

Auf einmal stach mir die Erinnerung so extrem in mein Herz, dass ich zurücktaumelte. Ich wollte eigentlich überhaupt nicht daran denken, aber konnte nichts dagegen tun. Sie war schlagartig vor meinen Augen. »Weil ich es ihm verboten habe. Er ist nur deswegen dort gewesen, weil er sich bei Stephan eingeschleimt hat und weil ich es ihm sagte. Er war die einzige Möglichkeit. Der einzige Mensch, den wir fragen konnten, wo wir uns sicher waren, dass er den Mund hält. Schau mich nicht so an. Er konnte es dir schlecht sagen und die ganze Zeit über hast du ihn nur ignoriert. Wäre er nicht gewesen, hätten wir dich nicht so schnell gefunden. Außerdem hat er doch versucht einzugreifen, denn als wir gekommen sind...«

Edan machte eine Pause. Darüber hatten wir noch nicht gesprochen und es war auch nicht der passende Zeitpunkt dafür, aber er wollte alles wissen, das war mir klar, doch konnte ich darüber reden? Was mir Stephan alles antat? Sicherlich. Für ihn tat ich es, aber dann müsste ich mich daran zurückerinnern und das wollte ich eindeutig dann doch lieber nicht. »Eine Frage nur...« Ich hob meine Hand und zeigte ihm, dass er damit ruhig sein sollte. Jeder wusste, was ihm auf den Lippen lag. Wenigstens das konnte ich ihm beantworten, auch mitten im Wald. »Er hat mich berührt... An der Brust und auch zwischen den Beinen. Er hat sich vor mir einen heruntergeholt, aber hat nicht... Lukas kam ja dann rein und danach auch ihr gleich...«, stotterte ich. »Ist jetzt auch egal. Ich will da nicht unbedingt drüber reden. Bitte versteh das!«

Someday II - be a VampireDonde viven las historias. Descúbrelo ahora