Kapitel 37

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Ich stolperte mit schweren Beinen zu diesem Glasfenster und versuchte zu erkennen, was da geschah. Meine Sicht klärte sich zwar wieder aus dem Rot hinaus und meine Augen waren nicht mehr feucht, aber trotzdem erkannte ich kaum etwas. Ich blinzelte und sah verschwommen. Keine Ahnung, was mit mir los war, denn meine Kräfte schienen sich nicht wirklich zu erholen, auch wenn ich nicht mehr dieser extremen Kälte ausgesetzt war und wieder Klamotten am Leibe trug. Die Schmerzen wurden leider noch schlimmer. In meinen Knochen bekam ich ein Reißen, dass sich so quälend anfühlte, dass ich wirklich Probleme bekam überhaupt aufrecht stehenzubleiben. Ich dachte tatsächlich, es wurde nun besser, aber das tat es nicht. 

Plötzlich bekam ich in diesem Augenblick eine extreme Klaustrophobie, obwohl ich nie Angst vor engen Räumen zuvor hatte. »Reiß dich zusammen, Larissa!«, zischte es lautlos. Sofort stand Eric neben mir und sah mich erschrocken an. Ich hätte ihn spüren müssen. Wusste, dass er sich lautlos bewegen konnte, aber ich erschrak, weil ich nicht darauf gefasst war, dass er binnen nicht mal einer Sekunde neben mir auftauchte. »Ist alles in Ordnung?«, wollte er leise wissen und ich murmelte: »Ja«. Innerlich sah es jedoch anders aus. »Das ist eine glatte Lüge. Das weißt du auch!« und er zog mich wieder etwas neben das Bett. Er hingegen hetzte zu den anderen, zog die fremde Person die nun eintrat schnellstmöglich nach drin; zu mir, Conny und ihrer Tochter und verschloss wieder die Tür zum Gang. 

Ich war perplex, denn ich nahm nicht an, dass so jemand, der für solche Schweine arbeitete aussah, als wäre er ein normaler Mensch, denn der Mann vor uns sah aus wie ein normaler Arzt. Er trug einen weißen Kittel und eine große Brille auf der Nase. Seine Halbglatze wurde von einem Scheitel gezeichnet. Er sah aus, wie einer dieser typischen Filmärzte, die die Weltherrschaft an sich reißen wollten und eine riesige Scheibe hatten. Ich rieb mir die Augen, um wieder etwas klarer zu werden und riss mich zusammen.

Edan kam mittlerweile mit diesem Mann in das Zimmer, in dem die bewusstlose Vampirin lag. Eric folgte ihnen. Ohne, dass jemand etwas sagen musste, wusste jeder sofort, was zu tun war. Eric hob Lizzi nach oben und hielt sie im Arm. Edan schleuderte den Mann auf das Bett und Conny fesselte seine Hände und Füße mit Stoffhandschellen, die an der Liege befestigt waren. Ohne zu zögern eilte ich an das Kopfteil, ergriff die Infusion von diesem Zeug und rammte sie ihn in die Vene am Hals. Sofort troff Blut aber das war mir egal. Irgendwie war mein Hungergefühl schon überwunden, sodass es nicht einmal bei so etwas ansprang.

Edan hielt mir im Anschluss einen großen Streifen Pflaster hin, dem ich ihn auf den Mund presste, als der Fremde seine Hand dort wegnahm. In einem kleinen Schrank war noch anderes Verbandsmaterial und ich klebte irgendwas, was ich zu fassen kam, mit auf seinen Hals, damit er sich die Nadel nicht wieder durch sein dummes Herumrutschen auf dem Bett herausziehen konnte. Erst zappelte er noch, doch als ich das kleine Rädchen aufdrehte, damit die Flüssigkeit in seinen Blutkreislauf floss, war er plötzlich ganz ruhig und nickte weg. Ich wusste, dass es ihm den Tod bedeutete. aber er konnte sich wenigstens darüber freuen, dass er nicht schmerzvoller war und ich lief augenblicklich ohne zu zögern um die anderen herum, damit ich endlich so schnell wie möglich aus diesen Tunnelsystem herauskam.

Plötzlich hielt mich allerdings Edan fest. »Hätte ich das nicht lieber tun sollen? Du weißt, was mit ihm passieren wird!« Und? »Ja. Er wird früher oder später sterben!«, sprach ich trocken. »Du weißt, dass du dann aber jemanden umgebracht hast, oder?«, mischte Eric sich ein, noch immer trug er die Vampirin auf dem Arm. »Er hat er verdient!«, sprach ich fest und machte mich los. Er war ein Schwein und quälte Unseresgleichen. Warum anders denken? Wenn wir in dieser Lage steckten, handelte er bei uns auch nicht anders.  

Mein Blick heftete sich auf helle Augen. »Lara«, sprach er leise, als wäre ich nicht ganz gescheit, aber er hätte dasselbe getan. Es geschah diesem Mann recht. Was richtete er denn mit Vampiren an? Er konnte auf der Liege verrecken. Es war mir scheißegal. Bevor das alles geschah, war ich jemand, der immer eine Lösung wollte, aber hier gab es keine. Dieser Wichser verdiente es und da ließ sich auch meine Entscheidung nicht überdenken. Ob es nur ein anderer aus unserer Truppe gemacht hätte, wäre sowieso das Gleiche. Jeder hätte ihn dann auf dem Gewissen, also war Wurst wer davon.

Someday II - be a VampireМесто, где живут истории. Откройте их для себя